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„Wir spüren täglich den Druck!“

© Salvatore Iavarone
Stand:  8.5.2023
Lesezeit:  03:00 min
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Salvatore Iavarone über Schwierigkeiten und Lösungsansätze als BRV in der Medizinbranche

Wie lässt sich ein Betriebsratsvorsitzender beschreiben, der eigentlich in keine Schublade passt? Vielleicht so: Salvatore ist 45 Jahre alt, medizinisch-technischer Assistent in der Radiologie, Betriebsratsmitgründer, reist gerne und hat ein Faible für Handball – und Gerechtigkeit. Im Gespräch erklärt der Düsseldorfer, warum diese vierte Amtszeit seine bisher schwierigste ist, welche Gedanken ihm bei seiner ersten BRV-Fachtagung durch den Kopf gingen und was das alles mit seinem Ballsport zu tun hat.

Fragt man Salva – mit vollem Namen Salvatore Iavarone – nach seiner Passion, kommt prompt die Antwort: „Handball!“ Als Spieler, in den letzten Jahren vermehrt als Trainer und seit seinem 14. Lebensjahr darüber hinaus als Schiedsrichter. Zuhören, motivieren, aushalten, bestimmt handeln – der stetige Rollenwechsel hilft dem 45-Jährigen auch in seiner Rolle als Betriebsratsvorsitzender. 2010 initiiert er mit einigen seiner Kollegen bei Med 360° Rheinland die Betriebsratswahl. Mitstreiter zu akquirieren, fällt ihm nicht schwer. Weil der Arbeitgeber eine Betriebsvereinbarung zum Haustarif abschließen will, braucht er einen Betriebsrat – das spielt den Initiatoren in die Karten. Mittlerweile ist das engagierte Gremium rund um Salvatore, der seit 2011 Betriebsratsvorsitzender ist, aus der Unternehmenskultur nicht mehr wegzudenken. Und wenn es sprichwörtlich brennt? „Dann klagen wir unsere Mitbestimmungsrechte ein“, sagt er bestimmt.

Behandlungszimmer

Vierte Amtszeit - die bisher schwierigste

 

„Ich bin jetzt zum vierten Mal Betriebsratsvorsitzender, aber das ist bisher die schwerste Amtszeit“, berichtet Salvatore mit ernster Miene. Personal habe dem Unternehmen aus dem medizinischen Sektor schon seit Langem gefehlt. Durch die Tarifeinigung im öffentlichen Dienst sei jedoch eine enorme Konkurrenz entstanden. „Uns laufen die Leute weg!“ Ganz zu schweigen davon, dass im Gesundheitswesen ohnehin zumeist nicht so gut wie in anderen Branchen gezahlt werde, obwohl es hier jede Menge Spezialisten brauche. 

Derzeit ist Med 360° an über 90 Standorten in mehr als 40 Städten tätig und erbringt dort hauptsächlich diagnostische und therapeutische Leistungen: MRTs, CTs, Röntgen, Bereitschafts- und Nachtdienste. Hinzu kommen Orthopädie, Neurologie, Radiologie sowie Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Der Patient soll komplett mit einer Versorgung abgedeckt werden, was laut Salvatore Iavarone wegen besagtem Fachkräftemangel immer komplexer wird. „Wir spüren täglich den Druck, im Zeitplan zu bleiben, weil sich sonst ein komplettes Wartezimmer gedulden muss.“

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Die Arbeit hat sich verändert, das ist klar.

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1997 hat Salvatore Iavarone seine Ausbildung zum medizinisch-technischen Assistenten in der Radiologie begonnen, die Entwicklung in der Medizinbranche seither hautnah miterlebt. „Die Arbeit hat sich verändert, das ist klar.“ Weniger Geld von den Kassen, weniger Mitarbeiter, weniger Zeit für den Patienten, um auch mal zwischenmenschlich da zu sein – so die Kurzversion. Daran möchte Salvatore mit seinem Gremium etwas ändern, zumindest in dem Kosmos, in dem sie etwas bewirken können: für die Kollegen!

Im Labor

Gewachsen mit den Aufgaben 

 

Waren es vor gut zehn Jahren noch etwa 300 Mitarbeiter, sind es mittlerweile bei Med 360° aufgrund diverser Übernahmen und Umstrukturierungen um die 3.500. Rund 1.000 sind es im Bereich Nordrhein-Westfalen, die Salvatore Iavarone von seinem Standort in Leverkusen betreut. „Ich versuche, als Vorsitzender liberal zu sein“, beschreibt er seine Rolle. Jeder hat eine Meinung, alle haben die gleichen Rechte, die Aufgaben werden auf viele Schultern verteilt – so fühlt sich jeder im 13er-Gremium wertgeschätzt. „Ich muss zugeben, ich hatte mir das am Anfang einfacher vorgestellt“, blickt er darauf zurück, wie er in die Rolle hineingewachsen ist. 

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Entscheidend ist, eine klare Zielrichtung zu haben. Sodass alle wissen, was wir in der Amtszeit umsetzen müssen.
 

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Wichtig sei es, die verschiedenen Charaktere, mittlerweile auch Führungspersönlichkeiten, rechtzeitig abzuholen. Das bedeute zwar hin und wieder Überzeugungsarbeit, aber: „Entscheidend ist, eine klare Zielrichtung zu haben. Sodass alle wissen, was wir in der Amtszeit umsetzen müssen.“ Positiver Nebeneffekt sei, hinterher weniger Diskussion zu haben und von außen einwirkende Kräfte gemeinsam besser aushalten zu können. Geholfen hat ihm in diesem Entwicklungsprozess eine Ausbildung zum Mediator, die er gleich zu Beginn seiner Betriebsratskarriere absolviert hat. „Ganz davon abgesehen, kann ich mich auf meine Kollegen verlassen. Ich habe da mittlerweile die Ruhe, weil ich weiß, dass wir als Team agieren.“

Salva in seinem Büro

Möglichkeit zu Veränderungen als Motivation 

 

Trotz aller Hürden hat Salva Spaß an der Betriebsratsarbeit: „Vor allem habe ich das Gefühl, etwas verändern zu können.“ Bislang sind 19 Betriebsvereinbarungen in seiner Zeit als Betriebsratsvorsitzender geschrieben und ausgehandelt worden. Aber: „Wir haben die jetzt alle gekündigt, weil sie nicht mehr zeitgemäß sind“, sagt er und ergänzt: „Einige sind inhaltlich nicht mehr auf dem jetzigen Stand. Da müssen wir schauen, dass die Mitarbeiter geschützt sind. Da sind beispielsweise Aspekte über die Dienstkleidung oder Namensschilder drin, die so einfach nicht mehr gelebt werden.“ Jede Menge Arbeit also, die vor ihm und vor seinem Gremium liegt.

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Am allerwichtigsten ist, dass die Mitarbeiter zufrieden sind und sich weniger Sorgen machen müssen. 
 

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Vielleicht genau der richtige Zeitpunkt, einen kurzen Augenblick auf das Geleistete zurückzuschauen. Besonders auf die Betriebsvereinbarungen zur Vergütung sowie zur Arbeitszeit – beide über die Einigungsstelle erwirkt – ist er stolz. „Am allerwichtigsten ist aber, dass die Mitarbeiter zufrieden sind und sich weniger Sorgen machen müssen. Dass wir gemeinsam mit der Zentrale das Optimale aus dem Unternehmen machen“, formuliert Salvatore Iavarone, der in der bisher dreimaligen Wiederwahl durchaus eine Bestätigung seiner Arbeit sieht, die Ziele.

Fachtagung: jährliches Treffen der Betriebsratsvorsitzenden

Bekannt ist Salva nicht nur in seiner Firma, sondern auch auf den jährlichen BRV-Fachtagungen des ifb – ein gern gesehener Gast. Längst hat sich mit anderen Betriebsratsvorsitzenden aus ganz Deutschland eine Art Clique gebildet. Er erinnert sich an seinen ersten Besuch: „Ich war zuvor noch nie auf einer Fachtagung und dachte mir nur: Wow!“ Grund für seine Begeisterung war allen voran die Tatsache, sich mit vielen Problemen anderer Betriebsratsvorsitzender identifizieren zu können. „Man fühlt sich wohl, wird abgeholt und kann sich ausrichten“, sagt er dazu. In den folgenden Jahren hat er den Austausch und das Netzwerken intensiviert. Häufig treffe er die gleichen Kollegen, aber jedes Jahr kommen neue Leute dazu – „das ist toll“. Und auch während des Jahres wird sich über WhatsApp ausgetauscht; lässt es die räumliche Nähe zu, trifft man sich. „Und wenn jemand in seinem Betrieb etwas erfolgreich umgesetzt hat, was er womöglich auf der Fachtagung im vorherigen Jahr angekündigt hatte, freuen wir uns gemeinsam.“ Auch das beschreibt den Charakter von Salvatore Iavarone sehr gut – völlig ohne Schubladendenken. (tis)

Aktueller Stand: Übernahme von Med 360 SE durch Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG werden zum 1. Juli 2023 Mehrheitsaktionär der Med 360° SE, nachdem sie weitere Anteile übernommen haben. Die Zustimmung der Kartellbehörden wurde bereits erteilt. 

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