Depressionen und Psychische Erkrankungen allgemein

  • Hallo,

    Jeder von uns kennt wahrscheinlich wen der an Depressionen oder einer anderen Psychischen Erkrankung leidet.

    Ich habe interessehalber an einer Veranstaltung auf Landkreisebene teilgenommen, in der ein Bündnis für/gegen Depressionen sich vorgestellt hat sowie einige Ärzte, Therapeuten und Psychologen und natürlich Betroffene.

    Grundsätzlich war das ganze hoch interessant und sehr sehr informativ. Besonders interessant war, ich wusste es vorher nicht, dass die Ursache von Depressionen nicht zwingend im Umfeld oder der Belastung zu finden sind, sondern auch eine Körperliche Komponente dazu beiträgt.

    Keiner ist gleich, jeder ist anders, und erwischen kann es auch immer dich oder mich.

    negativ habe ich diesen Leuten dann vorgehalten, das in 2 Stunden Veranstaltung BR und AG mit keinem Wort erwähnt wurden.

    Was ist denn mit uns? Sicherlich werde ich mich nicht Schulen bis zum Hobbypsychologen, aber etwas Wissen wäre schon wünschenswert da wir als Betriebsräte auch immer wieder Mitarbeiter haben die darunter leiden und auch bei uns Hilfe suchen.

    Ich denke zwar das wir, AG und BR, damit sehr erwachsen umgehen und auch unterstützen wo wir können, dennoch gibt es gewiss viele wo man solche Kommentare bekommt:

    "Was ist denn? Kneif die Arschbacken zusammen und weiter!"

    "Warum jammerst du? Hast doch alles was du willst?!"

    Die natürlich vollkommen fehl am Platz sind.

    Ich würde mir wünschen mehr Kenntnisse davon zu haben, aber auch das AG verpflichtet werden mit dieser Krankheit sich zu beschäftigen.

    Das Bündnis hat meine "Beschwerde" offen aufgenommen und ich konnte beobachten wie man sich reichlich Notizen dazu machte. Man sicherte mir zu sich damit zu beschäftigen und ich werde wohl Haufenweise Pakete bekommen mit Info Material.

    Schade fand ich, das ich der einzige BR war, und sich sonst niemand "Außenstehend" dafür interessierte.

    Es werden, bei angeblich 5.000.000 Erkrankten, ja nicht weniger Krankheitsbedingte Kündigungen oder andere Problematiken die auf uns zu kommen.

    Wie sind eure Erfahrungen damit? Wie geht ihr damit um?

    Gibt es dazu interessante und empfehlenswerte Online Seminare?

  • Ich denke, dass der BR nicht allzu viele Handlungsmöglichkeiten hat. Sofern die Krankheit diagnostiziert ist und der BR Kenntnis von ihr erlangt hat (was oft am Schweigen der MA scheitert), kann er eigentlich nur auf professionelle Hilfsangebote und Beratungstellen hinweisen und den Kollegen/die Kollegin ermuntern, diese anzunehmen.

    Ebenfalls sollte der BR einer krankheitsbedingten oder durch die Erkrankung verursachten Verhaltenskündigung auf jeden Fall widersprechen.

    Was er nicht tun sollte: Gezielt nach Depressionen erkundigen, wenn der Kollege mal ein paar Tage Trübsal bläst oder gar selbst am Erkrankten herumdoktorn.

    Rainer, ich finde es positiv, dass du dich mit dem Thema befasst. Aber negativ finde ich, dass du dich schon wieder selbst ins rechte Licht rücken willst und als einzig Interessierten unter lauter Banausen darstellst...

    Für einen Betriebsrat gilt: Lobt dich der Gegner, ist das bedenklich. Schimpft er, dann bist du in der Regel auf dem richtigen Weg. (August Bebel)

  • Wir sind bei dem Thema noch nicht weit gekommen. Wir haben eine Einigung zum BEM-Verfahren, klar.

    Aber immer, wenn wir mit dem AG über psychische Belastungen sprechen und deren Minimierung reden wollen, wird geblockt. Ursache und Wirkung sind halt nicht klar zu benennen. und der AG bekommt ein besseres Entgelt, je schwieriger die Gesamtumstände sind.

    Wir arbeiten mit Jugendlichen mit "hohem erzieherischen Bedarf" und mit geistig behinderten Menschen. Die Arbeit wird, wo immer es geht, verdichtet. Mitarbeiter machen ihre 42-Stunden- Woche in Wohngruppen, wo oft genug der Punk abgeht.

    Andere arbeiten in Familien mit attestierter Kindeswohlgefährdung und müssen jetzt noch nebenbei Bereitschaften machen - zusätzlich zur 39-Stunden-Woche.

    Da kann so manch einer nicht mehr abschalten.

    Die, die das nicht aushalten und nicht rechtzeitig kündigen, bekommen wir dann im Rahmen von BEM mit allen möglichen Diagnosen oder merkwürdigen Verhaltensweisen. Da ist dann das Thema der einzelne AN und nicht mehr die belastenden Arbeitsbedingungen, die dieser Mensch jahrelang ausgesetzt war.

    Lösung? Hab ich nicht.

  • Moin Moin, super Thema und da du ja nach Erfahrungen fragtest:

    Ich bin ein kleines Rädchen im Zahngetriebe eines größeren Klinikumkonzerns.Unter anderem gehört auch eine renomierte psychosomatische Fachklinik dazu. Bei uns ist das Thema Gesundheitsförderung/Gesunderhaltung und Wiedereingliederung ein rießen Thema. Generell ist es so das AU Zeiten durch psychische Erkrankungen tendenziell schneller ansteigen als alle anderen und bald den gleichen Wert erreicht haben werden wie zBsp Erkrankungen der Wirbelsäule.

    Der Gesetzgeber unterscheidet in seinen vorgegeben Maßnahmen zum BEM ( wenn wir hier den anderen Thread aufgreifen wollen) NICHT nach Diagnosen. Alles was bleibt bei betroffenen MA ist sie behutsam ins BEM Verfahren aufzunehmen( so sie das wollen), so wie jeden anderen auch, sie dahingehend zu beraten wo sie welche Hilfen und Ansprechpartner finden, öfters kann man auch durch personelle Einzelmaßnahmen helfen,zusätzlich haben wir den Vorteil den AG auf unserer Seite zu haben und den MA die Möglichkeit zu bieten sehr sehr schnell Termine in Rehaeinrichtungen oder bei Fachtherapeuten zu bekommen. Das Außenstehende sich scheuen das Thema aufzugreifen kann ich gut nachvollziehen, Verständniss habe ich nicht dafür.Jeder AG ist gut beraten das Thema ernst zu nehmen. AU Zeiten bei psychischen Störungen erreichen ganz schnell rießige Ausmaße,allein ein durchschnittlicher Rehaaufenthalt dauert 4-6 Wochen und da sind die Ausfallzeiten vorher und nachher noch zu addieren.

    Jedenfalls lange Rede kurzer Sinn, bei uns finden regelmäßig Foren statt die auch öffentlich sind zu den unterschiedlichsten Themen diesbezüglich.

    PS: Die Teilnahme an solchen Veranstaltungen "vergütet" unser AG sogar mit 50% anzurechnenter Arbeitszeit!

  • Hallo

    Das Thema fängt ja schon viel früher an, nämlich in der Prävention.

    Jeder AG muss eine Gefährdungsanalyse in Bezug auf die Arbeitsplätze erstellen. Hierbei muss auch die Psychische Belastung erfasst werden.

    Der BR ist hier in der Erzwingbaren Mitbestimmung. Innerhalb der Gefährdungsanalyse werden die Belastungen ermittelt und gleichzeitig Abhilfen überlegt und eingeführt.

    Diese Belastung ist für alle gleich. Die Beanspruchung ist von Person zu Person unterschiedlich.

    Da das Thema so umfangreich ist, geht hier ohne Schulung Garnichts. Das IFB bietet alleine für das Thema drei Wochenschulungen an. Also mit Online Seminare ist es bei weiten nicht getan.

    Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt, sei wachsam

    Reinhard Mey

  • Wir haben uns auch schon sehr oft über dieses Thema im BR den Kopf zerbrochen. Es waren auch etliche Gespräche mit der GF und Personalabteilung.

    Wir kamen immer wieder auf die gleichen zwei Probleme.
    Erstens kommt keiner auf uns zu sagt, dass er psychische Probleme hat oder bekommen könnte. Das macht (so gut wie) keiner und öffnet sich. Allgemeine Gesprächsangebote von uns werden einfach nicht angenommen.

    Zweitens wenn Kolleginnen und Kollegen etwas mitbekommen decken diese die Kollegen und verschlimmbessern nur das Problem.

    Erst wenn der Scherbenhaufen da ist werden wir ins Boot geholt. Dann ist es leider viel zu spät.

    Zu diesem Thema habe ich auch schon an Seminaren teilgenommen. Die Seminarleiterin beim letzten Seminar war sehr kompetent und trotzdem waren wir am Schluss kein bischen "erfahrener!" Denn die Symptome können auf ein Burn-Out deuten müssen aber nicht. Somit ist es verdammt schwierig zu erkennen, ob ein psychisches Problem vorliegt oder nicht.

    Selbst die von erco angebrachte Gefährdungsanalyse ist nicht hilfreich. Sie wird in vielen Bereichen nur allgemein gehalten und ist nicht individuell. Denn jeder empfindet Stress (auch Mobbingsitualtionen usw.) anders. Jeder hat auch einen anderen Backround. So kann die Familie, der Freundschaftskreis und die Freizeitaktivitäten usw. viel ausmachen bzw. Ausgleiten.

    Leider muss ich sagen, wer sich nicht helfen lassen will ist verloren. Da stehen wir auf verlorenen Posten. Jeder einzelne Fall ist einer zu viel.

  • Hallo,

    ein Knackpunt der unbedingt bedacht werden muss ist, dass eine Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes, die psychische Belastung aus dem privaten Umfeld nicht aufdeckt. Je nachdem mit welchem Seminarleiter man zu tun bekommt, wird der private Anteil auf 30-70 % geschätzt.

    Vielleicht meldet sich ja Winfried zu dem Thema, der hat da auch Erfahrung.

    Gruß

    Hubertus

    Ich habe als Kind nicht laufen gelernt um heute zu kriechen.

  • Hallo zusammen,

    unser AG hat vor Jahren einen Vertrag mit einer Beratungs-Hotline geschlossen.

    Jeder AN kann diese Hotline zu jeder Zeit anrufen.

    Den AN wird Unterstützung in allen Lebenslagen durch entsprechende Beratungsangebote geboten.

    Die Kosten für diesen Service übernimmt unser AG im vollen Umfang.

    Der AG erhält keine Informationen wer zu welchem Thema bei der Hotline angerufen hat, es erfolgt lediglich eine Info wieviele Personen zu welchem Themenbereich angerufen haben.

    Siehe unter www.familienservice.de

    Vielleicht ist das ja ein Anreiz für andere AG etwas zu tun und ein Weg für die betroffenen AN sich frühzeitig professinonelle Hilfe zu suche.

    Das Leben ist Veränderung

    Starte dort, wo du stehst!

    Aber versuche jeden Tag einen neuen Startpunkt zu finden!
    Benutze das, was du hast!

    Aber versuche jeden Tag etwas neues zu benutzen!
    Tu das, was du kannst!

    Aber versuche jeden Tag etwas mehr zu tun!

  • Hallo in die Runde,

    wir haben im BR dieses Thema regelmäßig und kommen aus den vorangenannten Gründen auch nicht wirklich voran.

    Ich war dieses Jahr auf einer Gesundheitsmesse und dort war ein Gastredner (Prof. Dr.. weiß nicht mehr) der sagte Sätze mit Tiefsinn.


    Der Begriff Burnout kann dafür sorgen, dass depressiv erkrankte nach vorn treten. Depressivität ist im Berufleben nicht anerkannt und erzeugt beim Betroffenen den Zwang sich nicht zeigen zu wollen. Dieses Verhalten liegt in den Befürchtungen der Benachteiligung.

    Burnout hingegen ist ein Begriff, welcher modern geworden ist und somit die Chance eröffnet, über diesen Weg auf den Arbeitgeber oder Betriebsrat zuzugehen. Burnout erfährt in der Öffentlichkeit eine höhere Akzeptanz, eine Depression eher nicht.

    Es mag zwar falsch sein die Begrifflichkeiten zu vereinen, kann aber für den Betroffenen von Vorteil sein.

    Fazit war.

    Der einzige Weg das Thema voranzubringen, ist die ständige Information und Behandlung des Themas in der Belegschaft.

    gruß

    MrSonnenschein

  • Guten Morgen,

    den Thread habe ich jetzt erst entdeckt, weil ich verreist war, und weil es das ifb leider immer noch nicht schafft, diese Seite so zu gestalten, dass sie auch auf mobilen Endgeräten funktioniert: Ich sehe am Tablet schlicht nicht, dass es einen neuen Thread gibt...

    Jetzt sind Depressionen natürlich Teil meiner Arbeit als Psychologe, das heißt aber nicht zwingend, dass ich eine große Expertise bzgl. des betrieblichen Umgangs damit habe. Außerdem bin ich ja seit Jahren BR-Rentner, d.h. praktisch nicht mehr involviert (als kleines Nachrückerlicht nehme ich inzwischen wieder ca. einmal jährlich an einer Personalratssitzung teil, und mehr Praxis brauche ich auch nicht mehr). Aber trotzdem ein paar Anmerkungen.

    Den Tipp mit den Gefährdungsbeurteilungen finde ich so schlecht nicht. Dem Einwand, dass die oft sehr allgemein gehalten sind, kann ich nur entgegnen, dass der BR bei der Erstellung Mitbestimmung hat, d.h. dass man sich selber als Gremium in die Verantwortung nehmen muss, diese Gefährdungsbeurteilungen betriebsspezifisch sattelfest zu machen (im Übrigen auch für somatische Anforderungen, nicht nur für psychische).

    Es gibt inzwischen diverse externe Firmen, die im Rahmen des Gesundheitsmanagements standardisierte MitarbeiterInnenfragebögen anbieten, in denen auch psychische Belastungsfaktoren erfasst und dann in Bezug zu den Durchschnittswerten anderer Firmen gesetzt werden. Das kann man abteilungsbezogen auswerten, und dann weiß man, wo im Betrieb welche Belastungsfaktoren hoch sind und wo man ggf. eingreifen muss. Das halte ich für sehr empfehlenswert, das wurde bei meinem AG gerade gemacht, und nun befassen sich Arbeitsgruppen damit, wie man Belastungsfaktoren reduzieren kann.

    Des weiteren hat mein AG nun seit ein paar Jahren einen betriebspsychologischen Dienst anzubieten.

    Warum erwarten Betriebsräte von sich, Expertise im Bereich psychischer Erkrankungen haben zu müssen, um auf entsprechende Probleme im Betrieb reagieren zu können? Das lese ich in diesem Thread deutlich heraus. Erwartet Ihr von Euch auch, Expertinnen bei orthopädischen, muskulären, rheumatischen etc.pp. Krankheiten zu sein? Wohl kaum. Man erhöht mit dieser diffusen Angst bzgl psychischer Erkrankungen m.E. nur die persönliche Hemmschwelle. Will auch sagen, man muss nicht MedizinerIn oder PsychologIn sein, um kompetent zu reagieren, man muss sich nur im betrieblichen Bereich (von BetrVG über Gesundheitsmanagement bis BEM usw) fit machen.

    Natürlich ist eine Depression nicht monokausal zu erklären. Faktoren können in der Arbeit, im Privatleben, in einem Trauma oder wo auch immer liegen. Es geht für BR und AG aber nicht um Erklärung oder Heilung. Auch wenn es natürlich immer außerbetriebliche Faktoren gibt, heißt Gesundheitsmanagement und BEM ja immer nur, auch bei somatiachen Erkrankungen, dass man den/die ErkrankteN so gut wie möglich dabei unterstützt, seiner/hrer Arbeitstätigkeit (weiterhin/wieder) nachgehen zu können. Im Übrigen gibt es auch bei somatischen Erkrankungen immer "private" Faktoren, und das hält doch auch keinen BR und keinen AG ab, im Betrieb Maßnahmen zu ergreifen. Wenn jemand aufgrund eines Unfalles außerhalb der Arbeit Verletzungen hat, aufgrund derer er/sie nicht mehr heben kann, wird man sich ja auch nicht darauf zurückziehen wollen, dass man das nicht beeinflussen könne, sondern man wird nach betrieblichen Unterstützungsmöglichkeiten suchen. M.E. sieht man auch hier schlicht eine erhöhte Hemmschwelle bzgl psychischer Erkrankungen bei BRen.

    Burnout ist wissenschaftlich betrachtet ein Blödsinnsbegriff, ich denke aber auch, dass dieser Begriff für Betroffene ein Türöffner sein kann, weil der Begriff Depression (der eigentlich der passendere ist) eben stigmatisiert ist.

    Grüsse Winfried

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Inzwischen habe ich sehr guten Kontakt zu entsprechenden Stellen aufgebaut. Hierdurch ist nun die Überlegung entstanden, eine Sprecherin mit Redezeit zur Versammlung einzuladen, so das dieses Thema Schritt für Schritt "verständlicher" und akzeptiert wird. Das Gremim bespricht es im Moment und ich bin guter Dinge.

    Interessant wird die Haltung des AG hierzu, der steht dem ganzen auch positiv gegenüber.

    Die Aufklärung ist ja nach wie vor viel zu gering. :roll:

    Ich werde dann mal über Reaktionen hier berichten.

  • Hallo!

    Wir hatten vor Jahren eine groß angelegte Umfrage in unserem Unternehmen, bei der indirekt auch diese Fragen angeschnitten wurden. Das Ergebnis zeigte, daß das Thema Arbeitsbelastung wesentlich zur Unzufriedenheit beitrug. Ein Faktor, der unserer Ansicht nach mit Einfluss nimmt, daß Kollegen "ausbrennen" und in die Depression rutschen.

    Bis zum heutigen Tag dauert es weiterhin an, daß wir mit dem Arbeitgeber "ringen", daß er mit uns zusammen das Thema psychische Belastungen bezgl. der Gefährdungsbeurteilungen endlich angeht. Eine weitere Befragung zum Thema psychische Belastungen am Arbeitsplatz soll in diesem Jahr erfolgen.

    Immerhin gibt es seit ca. einem Jahr ein niederschwelliges Angebot, eine anonyme Telefonsprechstunde unseres "Betriebsarztanbieters unsereres Vertrauens".

    Meine Beobachtungen im Krankenhaus, wo viel im Team gearbeitet wird, ist daß die Erkrankung eines Kollegen eher als lästig empfunden wird, da es direkt Auswirkungen auf alle anderen hat, die dann den Anteil des Kollegen "mitarbeiten" müssen, da kein professionelles Ausfallmanagement installiert ist. Sehr interessant, da dies ja eigentlich ein "sozialer" Bereich ist.

    Die Vorbehalte gegenüber dieser Erkrankung sind auch hier noch riesengroß.

    Unbestritten ist für mich, daß wir als Betriebsräte hier mit an "vorderer Front" sind.

    Sigurjohnsson

  • Hallo.

    Zitat von Sigurjohnsson:

    Wir hatten vor Jahren eine groß angelegte Umfrage in unserem Unternehmen (...). Bis zum heutigen Tag dauert es weiterhin an, daß wir mit dem Arbeitgeber "ringen", daß er mit uns zusammen das Thema psychische Belastungen bezgl. der Gefährdungsbeurteilungen endlich angeht.

    Der AG het es nicht einmal an? Die gesetzliche Pflicht, bei den Gefährdungsbeurteilungen die psychischen Belastungen zu berücksichtigen, besteht m.W. seit über 3 Jahren. Und die Erstellung der Gefährdungsbeurteilungen ist mitbestimmungspflichtig.

    Eigentlich müsste man sich als BR nicht am Nasenring durch die Manege führen lassen (sorry, das ist jetzt natürlich ein sehr drastisches Bild), Handwerkszeug und Erzwingungsmittel gibt es... Ich glaube, dass so etwas auch von der von mir beschriebenen Scheu vor dem Thema kommt, an der Beseitigung somatischer Gefährdungen würde vmtl effektiver gearbeitet...

    Habt Ihr denn schon Schulungen zum Thema psychische Gefäöhrdung gehabt?

    Grüsse Winfried

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Hallo Winfried!

    Der Arbeitgeber ist jetzt soweit zusammen mit dem betriebsärztlichen Anbieter eine Umfrage zum Thema psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz vorzubereiten, um darauf folgend eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, das aber auch nur, weil wir beständig (wahrscheinlich genau seit diesen 3 Jahren) auf ihn einwirken, ohne Erzwingungsmittel, im Sinne der "vertrauensvollen Zusammenarbeit".

    Ein Mitglied unseres Gremiums haben wir bereits zum Thema schulen lassen.

    Ich sehe das schon auch so wie Du daß... Ich glaube, dass so etwas auch von der von mir beschriebenen Scheu vor dem Thema kommt, an der Beseitigung somatischer Gefährdungen würde vmtl effektiver gearbeitet...


    Stolperfallen sind im Handumdrehen beseitigt. Gefährdungen wie Überlastungen und psychisch belastende Situationen anzugehen, sind dagegen wesentlich komplexer (aber nicht unmöglich!).

    Sigurjohnsson

  • Zitat von Rainer Windenergiebranche

    Hierdurch ist nun die Überlegung entstanden, eine Sprecherin mit Redezeit zur Versammlung einzuladen, so das dieses Thema Schritt für Schritt "verständlicher" und akzeptiert wird. Das Gremim bespricht es im Moment und ich bin guter Dinge.

    Wer auf den Betriebsversammlungen spricht entscheidet ganz allein der BR.

    Wenn der AG es gut findet, prima, wenn nicht, macht nichts, denn die Betriebsversammlung ist unsere Versammlung.

    Psyche und Depressionen sind ein sehr breites Thema. Wir haben hierzu sowohl intern (also im BR) "Experten" die selbst an diesen "Krankheiten" leiden und den Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite stehe.

    Weiterhin hat die Praxis, aus der unser Betriebsarzt kommt hierfür Fachpersonal für Erstgespräche, da es ja ein Problem ist, einen Facharzt hierfür von heute auf morgen zu bekommen. Diese Fachkräfte stehen allen Mitarbeitern für Erstgespräche zur Verfügung

    Die Gefährdungsbeurteilung zu Psychischen Belastungen wird alle 2 Jahre an allen Arbeitsplätzen durchgeführt um Gefahrenpotentiale zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten

    das so mal in Kürze, wie wir damit umgehen

    Gruß

    Rabauke

  • Huhu,

    ich verfolge den Verlauf sehr Aufmerksam, da das Thema bei uns immer mal wieder Aktuell ist.

    Viele der Tips und Möglichkeiten, welche hier benannt worden sind, sind wie ich finde gut.

    Daher habe ich mich entschlossen, nach Praktischen Beispielen in unseren Fällen zu fragen:

    Infos:
    90% unserer Kollegen arbeiten im Schichtdienst

    Wir sind ein Pflegedienst und Arbeiten bei den Kunden zuhause.

    Wir fahren keine Touren Pflege, sondern begleiten die Kunden oft 24/h am Tag.

    Im Persönlichen Umfeld der Kunden. Im Persönlichen Umfeld der Kunden, haben wir als Firma keine Handhabe.

    Unsere Arbeitszeiten sind zwischen 6 Stunden bis 12Stunden diensten. (Bei 12 Std. ist der überwiegende Teil Bereitschaft.

    Das Personal arbeitet allein vor Ort.


    Bei Regelungen des AG wie Dienstpläne, auf Betriebsversammlungen, Teamsitzungen, Mitarbeitergesprächen, Gefährdungsbeurteilungen, werden die Psychischen Belastungen immer berücksichtigt.

    Ich habe das Glück, in einer Firma zu arbeiten, in der Versucht wird, das Arbeiten so angenehm wie möglich zu gesalten.(Naja die Firma hat verstanden das es besser ist.)


    Problem:

    Gerade in der Pflege sind Depresive und Psychische Erkrankungen weit verbreitet, weshalb examiniertes Pflegepersonal nur im SChnitt 7 Jahre im Beruf bleibt.


    Dennoch haben wir immer wieder BEM Gespräche in dem viele Kollegen den Eindruck machen, mit dem Thema Psyche und Depresionen schwierigkeiten zu haben.


    Da in der Pflege sehr viele Kollegen an den sogenannten Helfersyndrom leiden, sind sie oft nicht in der Lage sich selbst zu Reflektieren.

    Frage an euch:

    Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um Präventiv Tätig zu sein?

  • Bei uns Süchtigen redet man da in der Regel von Co-Abhängigkeit

    So wie es Selbsthilfegruppen für die Süchtigen gibt, so gibt es auch Selbsthilfegruppen für Co-Abhängige (für Menschen die immer nur helfen wollen).

    Mal Sucht, Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit auf der Betriebsversammlung zum Thema machen mit Vertretern aus Selbsthilfegruppen

    rein Vorsorglich, um zu verhindern dass eure Belegschaft hierhin abrutscht

    gruß

    Rabauke

  • Hallo.

    Zitat von Laflaae:

    Im Persönlichen Umfeld der Kunden, haben wir als Firma keine Handhabe.

    Hmja, ganz so ist es nicht - eine Firma, die Dienstleistung bei KundInnen erbringt, kann durchaus auf das Umfeld dort Einfluß nehmen, z.B. schon bei der Vertragsgestaltung und der Festlegung der Arbeitsbedingungen vor Ort. Aber natürlich bleiben weniger Handlungsmöglichkeiten als in einer Klinik, wo man das Arbeitsumfeld als AG zu 100% selber bestimmt.

    Ich würde empfehlen, sich da mal im Rahmen von Arbeitsgruppen Gedanken zu machen und ggf. auch externen Sachverstand dazuzuholen.

    Zitat von Laflaae:

    Gerade in der Pflege sind Depresive und Psychische Erkrankungen weit verbreitet, weshalb examiniertes Pflegepersonal nur im SChnitt 7 Jahre im Beruf bleibt. Dennoch haben wir immer wieder BEM Gespräche in dem viele Kollegen den Eindruck machen, mit dem Thema Psyche und Depresionen schwierigkeiten zu haben.

    Der erste Satz stimmt wohl, die Frage ist aber doch, was ist Ursache und was ist Wirkung? Depression und psychische Erkrankung sind wschl. eher als Folgen zu sehen? Und der zweite satz ist auch wahr, jedoch ist das kein Problem der Pflege, sondern ein allgemeines.

    Zitat von Laflaae:

    Da in der Pflege sehr viele Kollegen an den sogenannten Helfersyndrom leiden, sind sie oft nicht in der Lage sich selbst zu Reflektieren.

    "Helfersyndrom" ist ein schwieriger Begriff, und auch einer, für den es bislang keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Und selbst wenn man dieses Konzept als gegeben annimmt: Es geht nicht zwingend mit einer reduzierten Fähigkeit zur Selbstreflektion einher.

    Zitat von Laflaae:

    Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um Präventiv Tätig zu sein?

    Habt Ihr regelmäßige Supervisionen?

    Grüsse Winfried

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Team-ifb

    Hat das Thema geschlossen.