Überstunden bei Teilzeit

  • Hallo Ich habe da mal eine Frage

    Wir haben in einer Abteilung eine Kollegin die Teilzeit arbeitet ( 30 Std.)

    Diese Kollegin macht auch Überstunden wo Wir als Betriebsrat auch nichts dagegen haben. Bei uns werden Überstunden mit 25% bezahlt.Jetzt haben sich Kollegen aus dieser Abteilung bei uns beschwert das sie das ungerecht finden dann könnten Sie ja auch verkürzt arbeiten und den verlust mit Überstunden ausgleichen. Wie seht ihr das?

    MfG

    Coach 69

  • Zitat von coach 69:

    Wie seht ihr das?

    Wir sehen das ganz genauso. Bei uns fangen daher erst dann Überstunden mit Zulage an, wenn die normale 100%-Grenze erreicht ist.

    D.h. jemand mit 75% (bzw. 30 Std./Woche), der ausnahmsweise mal 40 Std. arbeitet, hat noch keine zulagefähigen "Überstunden" gemacht.

    Abfeierbare Mehrarbeit JA, zulagefähige Überstunden NEIN.

  • Hallo,

    es gibt keine gesetzliche Pflicht zur Zahlung von Zuschlägen für Mehrarbeit bzw. Überstunden - es gibt noch nicht mal eine einheitliche Definition.

    Zuschläge sind regelmäßig arbeits- bzw. tarifvertraglich geregelt. In den letzten ca. 20 Jahren haben sich die Gewerkschaften darauf eingelassen, Mehrarbeitszuschläge nur noch bei Überschreiten der regulären Wochenarbeitszeit tariflich zu regeln.

    Das war früher in vielen TVen anders.

    Und dieses Gerechtigkeitsgequatsche kann ich nicht akzeptieren.

    In der regel gibt es gewichtige Gründe (Familie, Gesundheit etc.) für eine Teilzeitarbeit und Mehrarbeit bedeutet auch für TZ-Kräfte oft einen erheblichen Organisationsaufwand bzw. für gesundheitlich angeschlagene AN erhebliches Risiko.

    Und natürlich ist es eine Milchmädchenrechnung, wenn AN meinen, sie reduzieren und können dann mit Zuschlag ihre alte Arbeitszeit erreichen. Das ist Quatsch und die erforderliche Mehrarbeit ist nirgendwo garantiert.

  • Hach, ich liebe diese ganzen Sozialneiddebatten (denn um etwas anderes geht es doch am Ende gar nicht!).

    Im Gesetz sind Zuschläge nur für Nacht- und Feiertagsarbeit verankert. Und das auch nur, damit sie steuerlich begünstigt werden können.

    Und in der Tat ist doch die Frage, wo fängt denn die Vollzeit an? Sind das konventionell die 40 Stunden? 39? 37,5? Oder doch erst bei 42,5 Stunden? (Kenne ich auch!)

    Egal wohin man die Grenze setzt, am Ende würde immer irgendeiner sagen: ja, aber warum der und ich nicht? (Wie schon gesagt: Sozialneiddebatte!)

    Und ich will gerne zugeben, dass auch ich der Meinung bin, dass jemand der 2 mal die Wochen 4 Stunden arbeitet für eine zusätzliche Stunde nicht unbedingt Zuschlag beanspruchen muss(!). Gönnen würde ich ihm/ihr den ohne weiteres, denn bleiben wir bei dem Beispiel, 1 Stunde extra sind 12,5% mehr als vertraglich vereinbart. Waum sollte das nicht honoriert werden?

    Wie Wolfgang schon schrieb, am Ende hat es immer einen Grund, warum der einzelne welchen Vertrag hat. Und wenn er Flexibilität zeigt und dem Unternehmen ohne Rücksicht auf den Vertrag hilft, dann hat das einen Wert und sollte entsprechend honoriert werden. (Und wenn die Kollegen das nicht akzeptieren wollen, dann frag sie mal, wann sie das letzte Mal eine 10er Karte gekauft haben und warum. Weil es günstiger ist. Warum soll also ein Vertrag mit mehr Stunden nicht auch günstiger sein? (Ist plakativ und polemisch, schon klar, aber ich glaube ich erwähnte schon, dass mir diese Sozialneiddebatten auf den Senkel gehen.))

    Wenn also die Kollegin bei euch 25% für die Extrastunden bezahlt bekommt, dann seid glücklich und zufrieden, dass ihr so einen tollen AG habt. Und die Kollegen die sich beschweren würde ich mit § 8 TzBfG bekanntmachen. (Und § 9 gleich mit!) Sie können jederzeit ihr sicheres Einkommen reduzieren - hält sie niemand von ab...

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Hallo moritz

    Ich denke mal nicht das es um Sozialneiddebatten geht. Wir haben hier eine 40 Std. Woche. Da geht es einfach nur um gerechtigkeit und wie schon geschrieben gönnen wir es dieser Kollegen aber es geht uns einfach nur um Gerechtigkeit. Wir als Betriebsrat sollten uns schon um solche Probleme kümmern. Ich glaube nicht das Du deine Kollegen wieder abtreten lässt wenn Sie mit sogenannte Sozialneiddebatten zu Dir kommen.

    Gruß

    Coach 69

  • Zitat von coach 69

    aber es geht uns einfach nur um Gerechtigkeit

    Echt? Und was ist ungerecht daran, dass jeder der mehr tut als er vertraglich vereinbart hat, das auch mit einem Mehr entlohnt bekommt?

    Zitat von coach 69

    Ich glaube nicht das Du deine Kollegen wieder abtreten lässt wenn Sie mit sogenannte Sozialneiddebatten zu Dir kommen

    Ob du das glaubst oder nicht, ändert nichts an den Fakten.

    Aber wenn wir schon beim Glauben sind, sei deinen Kollegen das Gleichnis vom Weinberg ans Herz gelegt. (Nachzulesen bei Matthäus 20, 1-16 oder hier)

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Zitat von coach 69:

    Hallo moritz

    Ich denke mal nicht das es um Sozialneiddebatten geht. Wir haben hier eine 40 Std. Woche. Da geht es einfach nur um gerechtigkeit und wie schon geschrieben gönnen wir es dieser Kollegen aber es geht uns einfach nur um Gerechtigkeit. Wir als Betriebsrat sollten uns schon um solche Probleme kümmern. Ich glaube nicht das Du deine Kollegen wieder abtreten lässt wenn Sie mit sogenannte Sozialneiddebatten zu Dir kommen.

    Gruß

    Coach 69

    hallo Coach 69,

    die Zulage für die Überstunden sind in der regel in einem Tarifvertrag geregelt. Es stellt sich also die Frage, ob ihr hier in Anwendungen eines TV steht.

    In den TV ist dann auch geregelt, was Mehrarbeit ist (und im SGB IX).

    Mehrarbeit ist nach dem SGB IX alles was über 8 Stunden Werktäglich hinaus geht

    Bein uns im TV ist Mehrarbeit, alles was über die Vollzeitarbeit von 35/40 Stunden hinausgeht. Und nur dieses ist mit Zuschlägen zu bezahlen.

    Lieber Moritz, es geht hier nicht um eine Neiddebatte sondern auch aus meiner Sicht um Gerechtigkeit.

    Warum soll eine Teilzeitkraft die einen 8h/Woche Vertrag hat bei gleicher Arbeit und Arbeitsleistung und Arbeitsaufgabe wenn sie Vollzeit (40 h) arbeitet 20% mehr Gehalt bekommen als der Vollzeitbeschäftigt.

    beispiel:

    4000,-€ brutto bei 40 h

    800,-€ bei 8 stunden

    mache ich mit dem 8 Stundenvertrag aber 40 stunden bekomme ist 800€ +3200 € plus 800 € Mehrarbeitszuschlag macht 4800€

    Das halten die Tarifverträge die ich kenne für falsch.

    Gruß

    Rabauke

  • Zitat von Rabauke

    Das halten die Tarifverträge die ich kenne für falsch.

    Du kennst Tarifverträge mit einer eigenen Meinung? Und ich habe immer gedacht, das wäre irgendso ein Stück Papier, dass von Menschen mit Inhalt gefüllt worden sei.

    Und nur weil irgendwelche Menschen (die per definitionem empfänglich für Sozialneid sind) das für falsch halten, heißt das noch lange nicht, dass ihre Position richtig ist.

    Aber wenn wir uns schon mit Rechenbeispielen battlen wollen, dann machen wir doch mal folgende Rechnung:

    Der Einfachheit halber rechnen wir den Monat mal mit exakt 4 Wochen.

    Macht der Vollzeitkollege 25,6 Überstunden, bekommt er jede Überstunde mit 31,25 Euro bezahlt und erhält dafür ebenfalls 4.800,- Euro. D.h. für 16 % mehr Stunden bekommt er 25% mehr Gehalt.

    Um auf das gleiche Geld zu kommen, muss deine Teilzeitkraft sage und schreibe 400% mehr Stunden machen. Auch sie hat aber, bei 400% "Leistungssteigerung" auch nur 25% je Stunde mehr bekommen. Beide bekommen am Ende das gleiche Geld, der eine, weil er seinen Vertrag zu 16% übererfüllt hat, der andere weil er ihn zu 400% übererfüllt hat. Und das soll noch gerecht und richtig sein?

    Warum reduzieren denn die Kollegen nicht alle ihre Arbeitsverträge auf 8 Wochenstunden und arbeiten aber dann 40?
    Weil sie die finanzielle Sicherheit haben wollen, jeden Monat Summe X an Geld zu haben. Sicherheit aber kostet Geld, bzw. hat ihren Wert.
    Das aber wollen die Kollegen nicht sehen. Sie sehen nur: der hat genausoviel gearbeitet und bekommt dafür mehr Geld. Ja, einmal in wieviel Monaten? Es ist ja durchaus nicht so, dass das die Regel ist. Im Normalfall verdienen die Kollegen deutlich weniger, haben also eine wesentlich geringere finanzielle Sicherheit. Aber wenn sie dann mal etwas dazu verdienen können, dann gönnen wir es ihnen nicht? Und das hat nichts mit Sozialneid zu tun?

    Was wäre die Alternative?

    Hömma Kollege, es ist Urlaubszeit, wir brauchen da noch jemanden der aushilft, könntest du...
    Ich? Ich habe einen Vertrag über 8 Stunden. Warum sollte ich mehr arbeiten?
    Ok, pass auf, ich bezahle dir Überstundenzuschläge.
    Ok, klingt fair, ich bin dabei.

    Warum bekommt er sie? Weil er etwas tut, was er nicht tun muss, weil der Chef ihn motivieren will und Mehrleistung für einen kurzen Zeitraum braucht.
    Und es auch für den Chef günstiger ist, ihm einmal im Jahr die Zuschläge zu bezahlen, als z.B. das ganze Jahr eine halbe Stelle vorzuhalten und zu bezahlen.

    Aber dieses Extra gönnen wir den Kollegen nicht, weil wir ja auch für weniger 40 Stunden arbeiten. Nein, und das hat überhaupt nichts mit Sozialneid zu tun... vielleicht ja wirklich nicht. Aber mit Gerechtigkeit mit Sicherheit auch nicht, die würde nämlich alle Faktoren berücksichtigen und nicht nur das blanke Geld!

    Damit wir uns bitte richtig verstehen: ich habe überhaupt keinen Stress damit, wenn Tarifverträge vorsehen, dass es Zuschläge erst ab Überschreitung der Vollzeit (welche auch immer da gerade definiert ist) gibt. Kann ich mit leben, schließlich ist es (mehr oder weniger) jedem selber überlassen, welche Verträge er eingeht oder nicht (Oder eben Mehrarbeit leistet oder nicht).

    Nur hat das deswegen immer noch nichts damit zu tun, dass das der einzige korrekte, richtige oder auch nur im Ansatz gerechte Weg wäre.

    Das ist (in meinen Augen, das will ich gerne zugeben) einzig der Tatsache geschuldet, dass AG gerne die Flexibilität der Teilzeitkräfte haben wollen (für die es (möglicherweise!) einfacher ist mal ein paar Stunden extra einzuschieben, als Vollzeitkräfte, schon rein körperlich), ohne dass es sie extra kostet und dass die Gewerkschaften etwas anderes nicht durchsetzen konnten oder wollten. (Letzteres nicht zuletzt um der Sozialneiddebatte in den eigenen Reihen zu entkommen!)

    Der Kölsche sagt so schön: Man muss och jönne könne.

    Und deswegen ist jede Debatte, die mit "mimimi... der bekommt aber mehr Geld als ich" für mich per definitionem eine Sozialneiddebatte!

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Hallo Moritz,

    ich würde Deine letzte Antwort gerne mit Goldrand ausdrucken, unterschreiben und an die Wand hängen, so sehr stimme ich hier zu.

    Grüsse Winfried

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Bei uns wird (wie wohl in den meisten Tarifverträgen) klar unterschieden zwischen Mehr- und Überstunden. Überstunden definiert als Mehrstunden oberhalb der Normalarbeitszeit.

    Unser Arbetgeber stellt fast nur mit 30 oder 35 Stunden/Woche ein. Wenn mehr zu tun ist, arbeiten die Kollegen mehr. Der AG sagt dazu, dass er die Flexibilität braucht... (Neben 25% befristeten Arbeitsverträgen, befristeten Stundenerhöhungen und Arbeit auf Abruf als Dauervereinbarung - Kollege X arbeitet in den nächsten 6 Monaten 5 Stunden mehr...)

    Wahrlich, ich wünschte mir, unser Arbeitgeber müsste bei jeder Mehrstunde 25% oder mehr drauflegen. Immerhin fallen diese Mehrstunden ja auch nur an, wenn die Aufträge da sind und damit der Gewinn des AG garantiert ist.

    Ich bin übrigens einer der wenigen, die eine volle Stelle haben.

  • Zitat von coach 69:

    ...aber es geht uns einfach nur um Gerechtigkeit. Wir als Betriebsrat sollten uns schon um solche Probleme kümmern. Ich glaube nicht das Du deine Kollegen wieder abtreten lässt wenn Sie mit sogenannte Sozialneiddebatten zu Dir kommen.

    Also ich würde meine Kollegen über das TzBfG informieren (Wenn sie denn meinen, es sei besser für sie, ihr garantiertes Gehalt zu reduzieren und dann auf "Überstundenfang" zu gehen: bitteschön.) und sie dann freundlich aber bestimmt wegschicken.

    Ich habe auch einige KollegInnen hier, die immer alles Mögliche ungerecht finden. Und sei es mittags in der Kantine, dass der Kollege nebenan eine Kartoffel mehr auf dem Teller hat :roll:

  • Wort des jahres!

    "Sozialneiddebatte"

    Ich kann es auch nicht mehr hören. Stimme Moritz ebenfalls zu. Gerecht ist, Zuschlag wenn die vertraglich geregelte Zeit erreicht ist. Für meinen Geschmack völlig Ok. Das ist der Ausgleich für den "Schlechteren Vertrag"

  • Hallo Reiner

    Wieso Belohnung für einen schlechteren Vertrag. Die Kollegin hat ihren Vertrag aus gesundheitlichen Gründen verkürzt.Bei uns im TV ist da nichts geklärt ab wann der Zuschlag gezahlt wird.

    Gruß

    Coach 69

  • Zitat von coach 69

    Wieso Belohnung für einen schlechteren Vertrag. Die Kollegin hat ihren Vertrag aus gesundheitlichen Gründen verkürzt.Bei uns im TV ist da nichts geklärt ab wann der Zuschlag gezahlt wird.

    Teilzeit hat immer ne Einbusse mit sich, ausser beim Thema Freizeit.

    Entweder gibt es deine Gesundheit nicht her, du hast Pflege bedürftige Leute zu hause, oder die Firma hat nicht mehr für dich. In den wenigsten Fällen geht man freiwillig auf Teilzeit denke ich mir. Darüber kann man aber diskuttieren.

    Unstrittig ist jedoch, jemand der einen teilzeit Vertrag hat, und entsprechend auch seine Freizeit plant, ist genauso betroffen von Überstunden wie jemand der Vollzeit arbeitet und ne Überstunde machen soll.

    Anders sehe ich das bei Prämien usw., hier sollten die Stunden in Relation berücksichtig werden. Wer nur 20 Stunden statt 40 arbeitet, hat auch nur die "Hälfte" dazu beigetragen.

    Aber ich denke, am Ende müsst ihr wissen wie ihr Argumentieren wollt. Es ist auch eine Politische Entscheidung. Man muss isch der Konsequenz der Aussage auch bewusst sein.

  • Team-ifb

    Hat das Thema geschlossen.