Skype-Messanger Pflicht im Büro? - schöne neue Digitalwelt

  • Guten Morgen zusammen,


    mal eine ganz generelle Frage, unser Gremium hat sich noch nicht damit auseinandergesetzt, weil es bisher noch keine Probleme gab.


    Unsere Firma benutzt Skype for Business, ein Messanger, mit dem man Nachrichten versenden kann, Telefonate führen kann und Videoanrufe durchführen kann. Es wurde eingeführt, bevor es den BR gab.

    Nun ist es so, dass manche Kollegen aus aller Herren Länder gerne eine Email schreiben, dann umgehend per Skype Message auf diese Email hinweisen und dann sofort anrufen, wenn man nicht binnen von Sekunden reagiert. Ihr könnt euch vorstellen, dass ein ruhiges und zielgerichtetes Arbeiten damit wenig möglich ist. Natürlich hat es auch seine praktischen Seiten, keine Frage.


    In unserer Abteilung verlangt die Chefin nun, dass wir Skype immer an haben und erreichbar sind. Das heißt, dass wir per Email, Telefon, Messanger, Skype-Anruf und Videochat erreichbar sind. Vergessen sind Post, Fax und der berittene Bote. Da wir ja noch ein Telefon haben und zumindest intern jeder unsere Nummer abrufen kann und diese auch extern weit verbreitet sind, bin ich der Meinung, dass man Skype nicht immer anhaben muss, dass es dazu keinerlei Verpflichtung gibt.

    Chefin begründet es: "damit die Kollegen in aller Herren Länder sehen können, dass man am Arbeitsplatz ist" (ein kleiner Punkt in Outlook ist grau (Skype aus) oder grün, gelb oder rot (verfügbar, AFK, nicht verfügbar)). Für mich eine Form der Überwachung, zumindest, wenn es so argumentiert wird....


    Wie seht ihr das? Können wir da als BR etwas machen, oder müssen wir Mitarbeiter das über uns ergehen lassen? Gerade in unserer Abteilung bekommen wir sehr viele Emails und Anrufe, wenn zusätzlich Skype läuft, gibt es Tage, an denen man kaum zum Arbeiten kommt.... Natürlich kommen dann die Beschwerden, dass man nix erledigt hat :rolleyes:


    Im Netz steht viel über Skype, aber nichts zu solchen Fällen.

  • Theoretisch kann der BR da sicherlich eine BV erwirken, weil Skype natürlich geeignet ist, das Verhalten und die Leistung der Arbeitnehmer zu überwachen. §87 (1) 6 BetrVG


    Ob ihr in der BV aber regeln könnt, wann ein MA auf welchem Weg erreichbar sein muss, ist ungewiss.


    Technisch könnt ihr aber einfach die Funktionen von Skype nutzen. Setz deinen Status auf nicht verfügbar. Plan über den Kalender Arbeitsblöcke ein, in denen du konzentriert arbeiten möchtest. Es gibt ausreichend Studien dazu, wie sich dauernde Unterbrechungen durch Telefon, E-Mails und andere Nachrichten auf die Arbeitsleistung auswirken. Empfohlen wird oft, nur zu bestimmten Zeiten E-Mails abzurufen (z. B. Morgens, Mittags und eine Stunde vor Feierabend) und zu bearbeiten. Das ist aber auch immer etwas abhängig vom Job.

  • Bei uns gibt es aus eine BV zu Skype,. Jeder kann seinen Status selbst ändern und dieser darf nicht zur Kontrolle verwendet werden. Die Aufzeichnungsfunktion ist auch deaktiviert. (hat Skype auch) Leistungs- Und Verhaltenskontrolle ist durch eine Rahmen-BV für IT eh ausgeschlossen.

  • Man könnte die Sache auch über eine Gefährdungsanalyse zur psychischen belastug angehen. Wenn sich daraus ergibt, dass die Mitarbeiter ständig unterbrochen werden und deshalb psychische Belastungen entstehen müssen Maßnahmen eingeleitet werden, um diese Belastungen zu reduzieren.

    "Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind" Aristide Briand

  • Man könnte die Sache auch über eine Gefährdungsanalyse zur psychischen belastug angehen. Wenn sich daraus ergibt, dass die Mitarbeiter ständig unterbrochen werden und deshalb psychische Belastungen entstehen müssen Maßnahmen eingeleitet werden, um diese Belastungen zu reduzieren.

    An sowas dachte ich auch schon. Leider sind Gefährdungsbeurteilungen bei uns auch so ein leidiges Thema. Es wurde viel verpasst in den letzten Jahren umZeit und Geld zu sparen, aber auch da sind wir hinterher. Vielleicht können wir es dann gleich mal mit einbauen.

  • Auch wir benutzen Skype for Business (auch wenn es mehr und mehr von Teams verdrängt wird).


    Für uns war vollkommen klar, dass durch den AN Status eine Überwachung stattfindet/stattfinden kann. Und wir haben der Einführung nur unter den folgenden Maßgaben zugestimmt:


    - Die Benutzung erfolgt auf freiwilliger Basis (d.h. die Murmel ihr müsst aber ist schon mal raus)

    - jeder User kann selber administrieren, nach welcher Zeit er als nicht erreichbar signalisiert wird. (Sonst führt jedes Einschalten des Bildschirmschoners zum Status "nicht bei der Arbeit")

    - jeder User kann selber administrieren wie er auf eingehende Nachrichten hingewiesen wird. (Also akustisch, Pop-Up oder nur dezenter Hinweis unten rechts in der Ecke.)


    So funktioniert es bei uns ganz gut.


    Den Weg über die Gefährdungsanalyse halte ich zwar für im Prinzip machbar, aber für viel zu schwerfällig. Ich würde an eurer Stelle hier ganz klar über den § 87 (1) Ziffer 1 und 6 BetrVG gehen. Die Einführung mag ja ohne BR stattgefunden haben. Sie zurückzudrehen würde wohl sehr schwer fallen. Aber in dem Moment, wo der AG (oder eine seiner subalternen Knallchargen) euch verpflichten will, dieses Tool zwingend zu benutzen, hat er der Tor zur vollen Mitbestimmung mit Schwung aufgestoßen. Also Tor durchschreiten, auf die Mitbestimmung hinweisen und der Anweisung widersprechen, bis das Thema einvernehmlich geregelt ist.

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Die Einführung mag ja ohne BR stattgefunden haben. Sie zurückzudrehen würde wohl sehr schwer fallen. Aber in dem Moment, wo der AG (oder eine seiner subalternen Knallchargen) euch verpflichten will, dieses Tool zwingend zu benutzen, hat er der Tor zur vollen Mitbestimmung mit Schwung aufgestoßen. Also Tor durchschreiten, auf die Mitbestimmung hinweisen und der Anweisung widersprechen, bis das Thema einvernehmlich geregelt ist.


    Bombe, genau sowas wollte ich wissen. Ehrlich gesagt bin ich eine von denen, die Skype auch verweigert (außer natürlich für die täglichen Meetings), weil es einfach unnötige Unterbrechungen sind.

    Das kommt dann mal mit in die nächste Sitzung.