Aufhebungsvertrag für Betriebsrat

  • Hallo liebe Kollegen, ich bin seit 6 Jahren in meiner Firma beschäftigt und seit der letzten Wahl im Betriebsrat. Meine Firma muss aufgrund der wirtschaftlichen Situation durch die Corona Pandemie Personal abbauen. Nun habe ich einen aufhebungsvertrag vorgelegt bekommen wo Freistellung für die Dauer meiner Kündigungsfrist plus 20000 angeboten werden. Ich weiss betrieblich kündigen dürfen sie mir nicht. Da mein lebensplan mich aber eh nicht an dieser Firma hallt bin ich aber geneigt darüber nachzudenken. Allerdings niemals für diese Summe. Was wäre denn eine realistische f

  • Hallo Agemar,


    hierüber wurde schon einige male im Forum diskutiert, mit der Suchfunktion wirst du bestimmt einiges finden.


    Im Großen und Ganzen musst du wissen, was für dich in Ordnung ist, und was dein Arbeitgeber bereit ist zu zahlen. Je nachdem, wie hoch der "Leidensdruck" ist, können da bedeutend höhere Summen herauskommen.


    Ich würde mich bis zum Ende meiner Amtszeit bezahlt freistellen lassen, plus für die Zeit des besonderen Kündigungsschutzes plus ein Brutto-Monatsgehalt pro Betriebszugehörigkeitsjahr und wenn mich mein AG davor recht geärgert hat, dann kann das auch noch mehr werden.


    LG

    Markus

    "Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind" Aristide Briand

  • Hallo Agemar,


    realistisch hängt doch von der Wirtschaftlichen Situation des Betriebes und deinem Grundgehalt ab.

    Wenn der Betrieb kurz vor dem aus steht gilt, lieber einen Spatz in der Hand als eine Kuh beim Insolvenzverwalter und nichts bleibt übrig.

    Weiterhin kennen wir dein Gehalt nicht. Wenn du 2000 brutto im Monat hast sind 20000 10 Bruttomonatsgehälter also deutlich mehr als 0,5 Monatsgehälter je Beschäftigungsjahr, wenn du jedoch 10000€ brutto im Monat hast sind das nur 0,33 Bruttomonatsgehälter je Beschäftigungsjahr.


    Daher,

    ob du nun hier googlst oder nicht hilft nicht weiter. Realistisch kann von 5000,-€ bis 200000,-€ alles sein. Je nach deinem Gehalt und dem Zustand des Unternehmens.

  • Hallo Markus,

    den ersten teil den du beschrieben hast hat er doch. Einhaltungs Kündigungsfrist und Freistellung von der Arbeit für diese Frist, also wird er gekündigt zum März2023 und bis dahin freigestellt. dann gibt es oben drauf noch 20000 für die Jahre in denen er gearbeitet hat.

    bei 3000 brutto ist das ein monatsgehalt für jedes Beschäftigungsjahr ;)

  • den ersten teil den du beschrieben hast hat er doch. Einhaltungs Kündigungsfrist und Freistellung von der Arbeit für diese Frist, also wird er gekündigt zum März2023 und bis dahin freigestellt.

    Hallo Rabauke,


    das habe ich so verstanden, dass er für die "normale" Kündigungsfrist freigestellt wird, die er hätte, wenn er nicht Betriebsrat wäre. Denn genau genommen, hat er keine Kündigungsfrist, denn er kann nicht gekündigt werden.

    "Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind" Aristide Briand

  • Zusätzlich zu dem Was Markus und Rabauke geschrieben haben stellt sich natürlich die Frage wie lange muss mit der Abfindung nach Steuern/Sozialabgaben noch (über)lebt werden. Dafür muss die Abfindung ja auch reichen.
    Für den Fall das die Firma in finanziellen Schwierigkeiten ist wäre natürlich die Freistellung mit normaler bzw. der Kündigungsfrist der aktuellen Betriebsratstätigkeit + 1 Jahr auch ein Risiko weil da ja Geld fließen muss was mit einer Insolvenz futsch sein kann. Außer das Unternehmen kann eine Insolvenzsicherung dafür anbieten.
    Währen der Freistellungsphase stellt sich aber auch das Thema wie man eine neue Tätigkeit anfangen kann falls man doch realativ schnell eine neue Stelle findet.
    Und welche Probleme vielleicht auch die Agentur für Arbeit beim Arbeitslosengeld mit einer Sperre macht.

    Bevor wir einfache oder komplizierte Gesetzen/Verordnungen erlassen sollten wir es vielleicht mit etwas einfachen wie Hochdeutsch versuchen :)

  • Hallo liebe Kollegen, ich sehe schon ich muss noch einige infos nachliefern.

    Meine Firma gehört zum Saint-Gobain Konzern,

    ich verdiene monatlich 3000 brutto,

    ich weiss genau warum ich einer von denen bin der dieses angebot bekommt ..

    ich bin ein unangenehmer betriebsrat den man gerne auf diesem weg loswerden möchte.

    wie gesagt ich bin auch nicht unwillig zu gehen aber sicher nicht zu diesen konditionen-

  • Ich gehe mal davon aus, dass die Freistellung nur für die reguläre Kündigungsfrist bei 6 Jahren Beschäftigung gölte, sprich 2 Monate? Plus 20000€, sprich gut 6 Monatsgehälter Abfindung? Das Angebot ist ein Witz.


    Das erinnert mich an das damalige Angebot meines Ex-AG. Ich ging dann nach längeren Gesprächen mit 6 Monaten Freistellung und >2 Jahresgehältern Abfindung, hatte mir aber während der Verhandlungen bereits eine neue Stelle besorgt. Das hat Spaß gemacht.

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Ich gehe davon aus, dass du nicht vorhast, drei Jahre auf der faulen Haut zu liegen. Ich weiß aber auch nicht genau - da sind die anderen bestimmt klüger - ob du während der Freistellung, die vertraglich unaufhebbar sein sollte, einen anderen Job annehmen darfst und ob das Geld grundsätzlich weiterbezahlt wird. Das macht die Suche nach einer Alternative recht entspannt.

    Bist du denn bereit, die Verhandlungen zu verlieren und ganz regulär weiterzuarbeiten? Am Ende ist es ein Pokerspiel, bei dem du irgendwie auch verlieren könntest. Der Begriff "verlieren" ist da aber sehr relativ wegen langem Kündigungsschutz und so.

  • natürlich bin ich mir bewusst das ich ein pokerspiel auch verlieren kann,

    und nein ich habe sicher nicht vor jahre auf der faulen haut zu liegen ich werd mir sofort was neues suchen.

    Die Sache ist die .. meine Firma gehört zu einem konzern der mittel für abfindungen zur verfügung stellt.

    in dem topf sollte also genug spielraum vorhanden sein zumal derartige angebote noch einige andere mitarbeiter

    bekommen.

    mir war hier wichtig mal eure meinung zu hören wie teuer ich mir meinen

    kündigungsschutz abkaufen lassen kann, was realistisch ist.

  • Währen der Freistellungsphase stellt sich aber auch das Thema wie man eine neue Tätigkeit anfangen kann falls man doch realativ schnell eine neue Stelle findet.

    Hier bietet sich eine Sprinterprämie an.

    Was ist eine Sprinterprämie? Wenn ich als gekündigter MA, innerhalb der Kündigungsfrist/Freistellung eine neue Tätigkeit beginnen kann, wird das noch zu zahlende Gehalt aus der Freistellung zu 72% ausgezahlt und zur Abfindung hinzu gerechnet.

    Bei MA, die eine relativ lange Kündigungsfrist haben und evtl. schon schnell einen neuen Job in Aussicht haben, eine tolle Sache.

    Bin ich aber als MA schon ein älteres Semester (55+) wird es für mich nicht gerade einfach einen neuen Job zu finden.

    Das Leben ist Veränderung

    Starte dort, wo du stehst!

    Aber versuche jeden Tag einen neuen Startpunkt zu finden!
    Benutze das, was du hast!

    Aber versuche jeden Tag etwas neues zu benutzen!
    Tu das, was du kannst!

    Aber versuche jeden Tag etwas mehr zu tun!

  • ob du während der Freistellung, die vertraglich unaufhebbar sein sollte, einen anderen Job annehmen darfst und ob das Geld grundsätzlich weiterbezahlt wird.

    Hier ist einer der Fallstricke, die solche Aufhebungsverträge bieten. Wenn man nicht aufpasst und der Chef clever ist, kann es sein, dass eine Klausel im Vertrag steckt, die den ehemaligen Arbeitgeber von der Zahlungspflicht entbindet.


    Deshalb sollte man auch vor Abschluss des Vertrages einen RA drüberschauen lassen.


    LG

    Markus

    "Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind" Aristide Briand

  • was bin ich froh zu lesen, dass andere Kollegen die gleichen Probleme haben, wie ich sie gehabt habe

    Auch mich wollte man kostengünstig entsorgen :)

    Mobbing, Abmahnungen , das volle Programm. Ich habe mich aber gewährt und habe mich nicht ab/rauskaufen lassen. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden, welchen Weg man dann im Endeffekt geht.

  • Hallo Agemar,


    die Frage ist, was wollen beide Seiten.

    Die Firma (gibt es auch auch in der Städteregion Aachen, mir also bekannt) steht sicher nicht vor der Insolvenz.


    Bei euch gibt es wie bei uns einen Abbauplan und einen % Wert der abgebaut werden soll.

    Ich habe bei uns BR-Kollegen die ihr Mandat nieder gelegt haben, und dann mit Zustimmung des BR mit 12 Monate plus Kündigungsfrist nach unserer vorhandenen Regelung gekündigt wurden. Freistellung ab Beginn der "gesetzlichen" Kündigungsfrist.

    Die Abfindung bei uns beträgt ca. 1 Monatsgehalt je Beschäftigungsjahr


    wärat du also bei uns ein Betroffener so kämest du auf ca. 24000€ abfindung zuzüglich x €je kind und x€ wenn Schwerbehindert.


    Nun, wir stehen aber mit dem Rücken zur Wand. Ob wir die nächsten Monate überleben wissen wir nicht. Wenn Corona weiter so Aktiv in einem unserer Hauptabnehmerländer ist sicher nicht.


    Andere haben sich einen neuen Job gesucht, ein sehr gutes Zeugnis erhalten, auf die ganze Wartezeit verzichtet und dafür für jeden Monat verzicht ein halbes Bruttogehalt oben drauf bekommen.


    daher, was habt ihr geregelt, worin kannst du dich eindenken, mach deinem Arbeitgeber ein Angebot, entweder er nimmt es an oder du bleibst.

    Wenn du dann aber irgendwann die "Schnauze" voll hast und gehen willst und du nichts bekommst, ist das auch normal ;).


    Wäge für und wider ab.


    gruß

    Rabauke

  • wie teuer ich mir meinen

    kündigungsschutz abkaufen lassen kann, was realistisch ist.

    Realistisch ist alles, was sich realisieren lässt. Was das aber in eurem Fall bedeutet, wird hier niemand beurteilen können.


    Ich hörte von einem BRV, der seinem AG so unangenehm war, dass er ihm einfach die letzten 17 (siebzehn!) Jahre als Abfindung gezahlt hat, nur damit er ihn los wird.


    Aber neben der wirtschaftlichen Kapazität deines Unternehmens, spielt doch auch deine persönliche Situation eine Rolle. Hast du schon einen neuen Job, kannst du natürlich viel eher pokern und notfalls dem AG "entgegenkommen", als wenn du mit einer Sperre beim Arbeitsamt rechnen musst (sprich auch die Zeit erst einmal finanzieren musst) und dann noch einen neuen Job suchen. Und Corona macht den Arbeitsmarkt im Moment nicht entspannter...


    Was wir dir sagen können (und einige ja auch schon gemacht haben): das "Angebot" deines AG ist keines, jedenfalls keines, über das es sich lohnt auch nur eine Sekunde nachzudenken (es sei denn, du hast schon einen neuen Job, dann könnte man das Geld mitnehmen, klar). Was aber am Ende realistisch ist, das hängt von zu vielen Faktoren ab, die wir nicht kennen und du womöglich auch nicht. (weil z.B. euer Konzern zwar sagt: ja, ich stelle Gelder zur Verfügung, aber gleichzeitig die Anzahl oder die Einzelzahlung deckelt)


    Was du machen kannst, wäre dem AG zu signalisieren: könnte interessant sein, wenn das Angebot interessant wäre. Das da ist nicht interessant... mach mal ein neues... (alternativ kannst du natürlich gleich ein eigenes aufstellen, Amtszeit + Nachwirkenden Kündigungsschutz + dann geltende Kündigungsfrist + Faktor * Betriebszugehörigkeit bei Ausscheiden )


    Ob du mit einer Forderung im 6stelligen Bereich aber noch etwas wirst, oder ob der AG gleich abwinkt... das kannst nur du wissen/entscheiden

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • So liebe Kollegen, letztendlich war mein AG nicht bereit ein realistisches Angebot zu formulieren. Ja ich würde gehen wenn der Preis stimmt aber zu diesen Zeiten muss der einfach stimmen. Ich danke euch vielmals für Eure Tips. Bin mal gespannt ob noch ein weiteres Angebot kommt. Falls ja halt ich euch auf dem laufenden ??