Mitarbeiterbewertung

  • Hallo Kollegen,

    bei uns im Betrieb will unser Vorgesetzter eine Mitarbeiterbewertung einführen. Diese will er nicht selbst durchführen sondern die Mitarbeiter sollen sich gegenseitig auf einem Fragebogen nach Schulnoten Bewerten. Anschließend sollen die Bögen dann ausgewertet werden.

    Auf einem Entwurf stehen schon fragen wie diese nach der Fachkompetenz:


    1 der Wissensstand ist überdurchschnittlich hoch
    2 der Wissensstand ist sehr hoch
    3 der Wissensstand entspricht den Anforderungen eines RA
    4 das Basiswissen ist vorhanden
    5 das Basiswissen ist teilweise lückenhaft
    6 es bestehen große Lücken

    Mir ist klar das diese Art der Befragung der Zustimmung des BR bedarf, auch bin ich der Meinung das ich als BR derartige Methoden nicht zulassen sollte weil sie die Persönlichkeitsrechte der AN Verletzen. Es gibt aber nun einige AN die damit kein Problem haben. Könnt Ihr mir noch gründe gegen so eine Befragung nennen um auch diese AN davon zu überzeugen das solche Methoden nicht korrekt sind?

    Wird bei Euch eine Bewertung durchgeführt?
    Wenn ja durch wen?
    Wie sieht es überhaupt mit dieser Art der Bewertung aus (Mitarbeiter Bewerten Mitarbeiter)

  • Hallo Torsten,

    eine Mitarbeiterbeurteilung ist an sich nichts schlechtes und verwerfliches. Das was Euer AG da vor hat, ist allerdings nicht wirklich der Renner.

    Zu Deinen Fragen: ja, bei uns gibt es eine Mitarbeiterbewertung. Sie wird jedes Jahr vom fachlichen Vorgesetzten durchgeführt. Eine Beurteilung der Vorgesetzten durch die Mitarbeiter ist bei uns gerade in der Erprobungsphase...

    Auch die Beurteilung der Mitarbeiter untereinander ist nicht so ungewöhnlich (sogenannte 360-Grad-Beurteilung, also von oben nach unten, von unten nach oben und eben von links nach rechts und zurück). Allerdings bedarf es dazu strenger Spielregeln. So sollte eine solche Beurteilung nur anonym durchgeführt werden, da der Streit unter den Kollegen sonst vorprogrammiert ist. Damit sie anonym erfolgen kann, bedarf es einer gewissen Menge an Teilnehmer, sonst ist es witzlos...

    Wer wertet diese Beurteilungen denn aus? Wenn das durch einen Fremden geschieht, der vertrauenswürdig ist, kann das auch so funktionieren, da dann jeder nur die Summe aller über ihn abgegebenen Beurteilungen erhält. Ist das aber der Vorgesetzte (was ich vermute), dann sagt die Beurteilung eines Kollegen u.U. mehr über den Beurteiler als über den Beurteilten aus. (Was? Der hält die Kenntnisse von Meier für völlig ausreichend? Klar, der hat ja selber keinen Plan.) Das alleine zeigt schon, dass es bei solchen Beurteilungen nicht um diese Kriterien gehen kann. Wichtiger wäre hier wenn überhaupt die Beurteilung der sogenannten Softskills (bleibt in jeder Situation ruhig, geht auf den Verunfallten/ die Angehörigen ein, etc.pp), also die Dinge, die jeder menschlich beurteilen kann und die unter Kollegen wichtig sind. Die fachliche Beurteilung sollte durch den erfolgen, der die Maßstäbe setzt. In der Schule gibt auch der Lehrer die Noten und nicht die Klassenkameraden!!!

    Das ifb bietet super Seminare zum Thema Mitarbeiterbeurteilungen an. Wenn ihr das Thema angehen wollt, dann kann ich Dir nur empfehlen ein solches Seminar zu besuchen. Am besten nimmst Du Deine Chefetage gleich mit, die können dort auch viel lernen!
    [SIZE="9"]Irgendwann sollte ich mit dem ifb doch mal über Provisionen verhandeln ;) Nee, mal im Ernst, ich habe diese Seminar selber gemacht und war hin und weg![/SIZE]

    Gruß

    Moritz

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Hallo,

    ich wäre da seeehr skeptisch.

    Fragen: Zu welchem Behufe will Euer AG die Befragung machen? Drohen "schlechten" AN etwa berufliche Nachteile bis hin zur Kündigung? Bringt es nicht unproduktive Unruhe in Arbeitsteams, wenn sich Gleichrangige plötzlich gegenseitig bewerten sollen? Wer wertet aus, und nach welchen Kriterien? Wird anonymisiert oder kann man die Daten dann an einzelnen Personen festmachen? Etc. pp.

    Die KollegInnen könnte man evtl. dadurch überzeugen, daß die Daten zu Lasten der Einzelnen verwendet werden könnten. Als BR würde ich mich erst einmal stur stellen, bis der AG erklärt, zu welchem Zweck die Daten erhoben werden. Und dann würde ich mich weiter stur stellen...

    Grüße Winfried

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Zitat von Winfried:

    Hallo,

    ich wäre da seeehr skeptisch.

    Fragen: Zu welchem Behufe will Euer AG die Befragung machen? Drohen "schlechten" AN etwa berufliche Nachteile bis hin zur Kündigung? Bringt es nicht unproduktive Unruhe in Arbeitsteams, wenn sich Gleichrangige plötzlich gegenseitig bewerten sollen? Wer wertet aus, und nach welchen Kriterien? Wird anonymisiert oder kann man die Daten dann an einzelnen Personen festmachen? Etc. pp.

    Grüße Winfried

    Hallo Winfried
    wir sind alle im Rettungsdienst beschäftigt und unser Wachleiter der diesen Beurteilungsbogen entwickelt will diesen selbst auswerten. Unser Wachleiter ist Angestellter wie wir alle im Betrieb (mit Zulage) Das Ergebnis möchte er unter anderem als Auswahlkriterium dazu verwenden um einige AN auf einem anderen Fahrzeug einzusetzen.
    Dies wäre aber auch möglich wenn man feste Auswahlkriterien dafür schafft.
    Ich sehe hier eben auch das Risiko das der Wachleiter die Ergebnisse ggf. auch gegen einen Mitarbeiter einsetzen könnte den er sowieso loswerden möchte. Außerdem ist der Wissensstand bei den AN nicht derselbe. Alte AN haben nur 560 Std. machen müssen während die Jungen Kollegen jetzt 1 Jahr Lernen müssen!
    Es wird ferner nicht anonymisiert ausgewertet! Und der Mitarbeiterkreis um den es geht besteht nur aus 25 AN.

  • Hallo Torsten,

    unter den von Dir geschilderten Bedingungen ist eine solche Beurteilung schlichtweg Humbug!

    Das klingt für mich so, als hätte Euer Wachleiter nicht den Arsch in der Hose vielleicht unangenehme Personalentscheidungen alleine zu verantworten...

    Wenn es ihm nach näherer Kenntnis des Leistungstandes aller Kollegen dürstet, soll er sich halt mal reihum bei allen mit auf den Wagen setzen. Dann erfährt er was er wissen will. Alles andere ist bei der Teamstärke Unfug.

    Da braucht man noch nicht einmal ein Seminar für, das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand!

    Gruß

    Moritz

    Wer fragt ist ein Narr - für fünf Minuten. Wer nicht fragt bleibt ein Narr - sein Leben lang!

  • Zitat von Moritz:

    Hallo Torsten,
    unter den von Dir geschilderten Bedingungen ist eine solche Beurteilung schlichtweg Humbug!

    Das klingt für mich so, als hätte Euer Wachleiter nicht den Arsch in der Hose vielleicht unangenehme Personalentscheidungen alleine zu verantworten...
    Moritz

    Das sehe ich eben auch so, da will sich nur einer davor drücken Personalentscheidungen zu Treffen. Lieber alles auf die Kollegen abschieben sonst liebt mich keiner mehr :D

  • Hallo,

    ich kann Moritz nur Recht geben, das ist Humbug. Gerade wenn man ein Assessment (tschuldigung für mein PsychologInnen-Deutsch) machen möchte, muß man bei den Meßinstrumenten genau aufpassen (und hier will man etwas messen, nämlich die Kompetenz von Personal). Zum Einen halte ich es wie Moritz bei Euch und bei diesen Fragen für nicht gangbar, wenn sich Gleichrangige bewerten, da kann nur ein falsches Ergebnis bei rauskommen. Dann muß man sich vorher auch noch Gedanken (Wie, denken!? Äääh...) machen, nach welchen Kriterien man jemanden einsetzt (in welchem Wagen etc.), und nicht erst munter losfragen und sich dann die Antworten in einem Fragebogen zurechtbiegen.

    Und jawoll, ich gebe Moritz auch hier recht: Derjenige, der das verantwortet, scheint nicht den Arsch in der Hose (Großartiger Ausdruck!) zu haben, schwierige Entscheidungen auf seine Kappe zu nehmen.

    Grüße Winfried

    "Wenn Arbeit etwas schönes und erfreuliches wäre, hätten die Reichen sie nicht den Armen überlassen." (Paul Lafargue)

  • Zitat von Winfried:

    Hallo,

    ich kann Moritz nur Recht geben, das ist Humbug. Gerade wenn man ein Assessment (tschuldigung für mein PsychologInnen-Deutsch) machen möchte, muß man bei den Meßinstrumenten genau aufpassen (und hier will man etwas messen, nämlich die Kompetenz von Personal).
    Grüße Winfried

    Andere Fragen wären z.b. Teamarbeit, Auftreten, Kommunikation und Fragen zu täglichen Arbeiten die bei uns erledigt werden müssen. Hier möchte der Wachleiter gerne Wissen wie der einzelne AN seine Aufgaben verrichtet. Hier ein Beispiel:

    Der Kollege erfüllt den Reinigungsplan selbstständig und sehr gründlich und reinigt die Wache darüber hinaus.
    Der Kollege erfüllt den Reinigungsplan sehr sorgfältig
    Der Kollege erfüllt den Reinigungsplan
    Der Kollege erfüllt den Reinigungsplan nach Aufforderung
    Der Kollege erfüllt den Reinigungsplan nicht immer oder selbst auf Aufforderung nur halbherzig
    Der Reinigungsplan wird grundsätzlich nicht erfüllt

  • Hallo zusammen,
    ichj habe das grade gelesen und mir stehen die Nackenhaare steil.

    Soviel Inkompetenz gepaart mit Unverschämtheit wie bei diesem Wachleiter ist mir noch nicht untergekommen. Und nach nunmehr 8 Jahren BR habe ich schon einige Schoten erlebt bzw. von anderen BRs erzählt bekommen.

    Nicht nur, dass der Kollege Wachleiter scheinbar keine Ahnung hat, was seine Leute arbeiten, will er nun auch noch wissen, wie jemand, der auch nicht so genau weiss was der Job des anderen ist, über dessen Tätigkeit denkt. Und das auch noch bei diversesten Qualifikationständen der Beurteilenden sowohl fachlich als auch sozial.

    Da fehlt doch die Frage für Euren Wachleiter:

    Der Wachleiter benutzt sein Hirn:

      sehr sorgfältig
      ja
      nach Aufforderung
      nicht immer oder selbst auf Aufforderung nur halbherzig
      grundsätzlich nicht

    Macht dem Kollegen klar, dass er seine Bewertung dahin packen kann, wo die Sonne garantiert nicht scheint.

    Wenn er Interesse an einer Sinnvollen (!!!!) Bewertung der Tätigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse hat, dann muss er damit auch klare Ziele verfolgen und aufdecken, klare und eindeutige Spielregeln für die Bewertungskriterien (was ist denn eigentlich sauber gewischt? Kein sichtbarer Schmutz? Porentief rein?) aufstellen.

    Ich kann den anderen nur Recht geben. entweder versucht der, Personalabbau auf den unbeliebtesten Kollegen abzuwälzen und das damit zu rechtfertigen, dass die eigenen Kollegen den gewählt haben, oder er ist einfach nur zu unfähig, grundlegene Führungsinstrumente einzusetzen. Das beginnt z.B. schon beim persönlichen Gespräch unter 4 Augen. "Mir ist aufgefallen ....; Wie schätzen Sie sich ein? ; Sind Sie zufrieden, was könnte man ändern;..." Es gibt so viele Möglichkeiten in einem lockeren Gespräch echte und ernstgemeinte Informationen zu erhalten, wenn man es nur will.
    Das braucht ihr dem aber besser nicht stecken. Ich glaube, dass er dass dann eher auch wieder als Mittel zum (unliebsamen) Zweck missbraucht.

    Sorry für die harschen Worte, aber dass musste raus.

    Grüße
    Gertrüde

  • Hallo Torsten,
    bei uns gab es eine ähnliche Umfrage. Sie wurde von unserem Mutterkonzern gestartet, um die Zufriedenheit, die Leistung etc. zu prüfen. Unserem Gremium lag der Fragenkatalog vor (Mitbestimmung). Wir haben dann, per Aushang am schwarzen Brett, die Mitarbeiter über die Umfrage informiert, ihnen geraten die Fragen nur anonym zu beantworten, und einige Fragen wurden von uns sogar als nicht zu beantworten angegeben, da sie zur Erstellung eines Profils genutzt werden können. Die Umfrage wurde dann durchgeführt und der großteil der Mitarbeiter hielt sich an die Hinweise des Betriebsrats. Alle wirst du nicht dazu ermutigen können. Ich hoffe, dieses Beispiel war hilfreich für dich.

    Gruß Alohomora

  • Hallo Moritz,

    Das ifb bietet super Seminare zum Thema Mitarbeiterbeurteilungen an. Wenn ihr das Thema angehen wollt, dann kann ich Dir nur empfehlen ein solches Seminar zu besuchen.

    wie war der Name des Seminar?? Ich habe nix gefunden..

  • Team-ifb

    Hat das Thema geschlossen.