Gegen den Wind

„Der Wind hat sich gedreht im Lande …“, betitelte 1980 Franz-Josef Degenhardt seine Platte und es scheint, als erlange sie 2015 neue Aktualität angesichts der geballten Angriffe auf die organisierten Lohnabhängigen. Wie sollen sich die Beschäftigten wehren, wenn aus Profitgier selbst profitable Karstadt-Filialen geschlossen werden, wie es jüngst in Stuttgart geschehen ist?

Warm anziehen!

Das ist nur ein Beispiel, das es erforderlich macht, sich warm anzuziehen. Das Seminar zum Thema „Arbeitsrecht“ des Instituts zur Fortbildung von Betriebsräten (ifb) ist da nur eins von vielen Kleidungsstücken, die helfen, sich gegen den Wind zu stellen, um im Bild zu bleiben. Nur wer seine Rechte kennt, kann dafür einstehen.

Welche gesetzliche Ausprägung die Kündigung von Arbeitnehmern hat, vermittelte uns im Juni ein Seminar des ifb in Bremen. Fünfzehn Betriebsräte aus der ganzen Bundesrepublik waren angereist. Zwei hochkarätige Referenten – eine Richterin am Arbeitsgericht in Bremen und ein auf Arbeitsrecht spezialisierter Rechtsanwalt – gaben uns Betriebsräten einen fundierten Einblick in die Materie. Die Praxis erfuhren wir durch einen Besuch am Arbeitsgericht Bremen. Dort nahmen wir an Verhandlungen teil.

Das Seminar war perfekt organisiert, der Ablauf vor Ort klappte dank der Seminarleitung hervorragend. So konnten wir uns ganz auf den Stoff konzentrieren – in Vorträgen, Kleingruppen und eben durch die hautnahe Anschauung vor Gericht.

Radfahren in Bremen

Nicht nur durch Seminararbeit lernte sich die Gruppe kennen. Das von der Seminarleiterin organisierte Rahmenprogramm festigte den Zusammenhalt der TeilnehmerInnen am Abend. Da tauschte man sich nicht nur über betriebliche Themen aus, sondern auch über Hobbys und private Interessen.

Meine Leidenschaft für das Fahrradfahren wurde in der Innenstadt von Bremen gespiegelt: Die Richterin und der Rechtsanwalt kamen mit dem Fahrrad zum Seminar, ebenso wie tausende Bremer dieses Verkehrsmittel nutzen. Überall sind die Plätze in Bremen mit abgestellten Fahrrädern gefüllt. Da werde ich als Stuttgarter richtig sehnsüchtig …