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Marionette Betriebsrat?

Kollegen, lasst Euch nicht verschaukeln!

Ein mieser Trend zeichnet sich ab in deutschen Unternehmen: Die klammheimliche Abschaffung der Betriebsräte. Kulturrat, BR-Alternative, Belegschaftsausschuss? Egal wie schön der Name klingt!

Stand:  7.9.2023
Lesezeit:  02:15 min
Marionette Betriebsrat? | © Fotolia.com |  James Thew

„Es muss nicht immer ein Betriebsrat sein", verkündete das personalmagazin in seiner Ausgabe 07/16. Beispielsweise beim Online-Fotohändler Pixum gebe es einen „Kulturrat" als „Mitarbeiter-Interessenvertretung und Hüter der Unternehmenskultur", gemeinsam mit der Geschäftsführung. In einem aktuellen Fall hat der Fußballverein Hertha BSC bekannt gegeben, einen „Belegschaftsausschuss“ als eine alternative Form der Mitbestimmung einzusetzen. Geschäftsführung sowie Rechtsvertreter des Clubs feiern das als „zeitgemäßes Format“ sowie im Vergleich zum Betriebsrat als „flexiblere, unbürokratischere und kostengünstigere Lösung“. Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte man fast darüber lachen.

Zu starr und uncool?

Doch warum lassen sich Beschäftigte überhaupt auf eine Betriebsrats-Mogelpackung ein, statt dem Original zu vertrauen? „Zu starr" seien die engen Vorgaben aus dem Tarifrecht für die „Start-up-Kultur" bei Pixum gewesen, liest man im personalmagazin.

Zu starr? Der Verdacht liegt nahe, dass da jemand ein X für ein U verkauft. Denn die Idee des Kulturrats wurde in der Pixum-Geschäftsführung geboren. Mit der listigen Botschaft dahinter: ´zu cool für einen Betriebsrat´. Pixum, lasst euch gesagt sein: Richtig cool ist nur, wer einen Betriebsrat hat! Denn alles andere ist nur eine Mogelpackung und läuft auf eine mitbestimmungsfreie Zone hinaus.

Die wollen uns etwas aufzwingen

Verkehrte Welt: Um die Wahl zu verhindern, stellen manche Arbeitgeber es auch so dar, als solle dem Unternehmen ein Betriebsrat aufgezwungen werden, als würde sich eine Gewerkschaft reindrängeln wollen, um Unruhe zu stiften. Mit populistischen Argumenten wird Stimmung in der Belegschaft gemacht – und der Arbeitgeber lacht sich ins Fäustchen, wenn die Belegschaft ihm zustimmt und lieber keinen Betriebsrat wählt. Denn er hat nichts zu verlieren, die betriebsratslose Belegschaft aber eine ganze Menge.

„Der Betriebsrat bin i"

Neben dem Versuch, Betriebsräte und Mitbestimmung als veraltet und unzeitgemäß zu verkaufen, gibt es auch inhabergeführte Unternehmen, in denen der Chef niemanden neben sich duldet. Ein Beispiel hierfür ist der Firmen-Patriarch Manfred Zollner, der mit der Aussage „Der Betriebsrat bin i" Schlagzeilen gemacht hat (Weiterlesen: „Da Betriebsrat bin i!" )

Dabei geht es überhaupt nicht um die Frage, wer Herr im Haus ist. Denn von einer funktionierenden, gelebten Mitbestimmung profitiert das ganze Unternehmen. Und aus Arbeitnehmersicht gibt es sowieso keine sachlichen oder logischen Argumente gegen einen Betriebsrat.

Trotzdem behindern Arbeitgeber laut WSI der Hans-Böckler-Stiftung jede sechste Betriebsratsgründung; sie schüchtern Kandidaten ein, drohen mit Kündigungen. Unfassbar, aber leider Realität in deutschen Unternehmen. Da hilft nur eins: Zusammenrücken und gemeinsam für das gute Recht der Belegschaft kämpfen.

Betriebsräte stärken das Unternehmen

Wenn Betriebsratsarbeit gut läuft, ist das ein Beweis für die gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber. Denn unbestritten stärkt ein guter Betriebsrat das ganze Unternehmen.

Das gilt in guten wie in schlechten Zeiten. Denn nur mit Betriebsrat haben die Arbeitnehmer eine echte Chance, im Betrieb mitzumischen. Vor allem in schlechten Zeiten, wenn Arbeitsplätze bedroht sind, sind Betriebsräte besonders wichtig. Betriebsräte sind gelebte Demokratie. Ohne Betriebsrat sind die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben der Willkür des Arbeitgebers schutzlos ausgeliefert. Alternative Mitarbeitergremien haben rechtlich nämlich keine Relevanz!

Maulkorbpflicht | © Fotolia.com | T. Michel

Lasst Euch keinen Maulkorb anlegen!

Betriebsräte lohnen sich immer!

Betriebsräte können im Betrieb viel verbessern und die Willkür des Arbeitgebers beenden. Sie bestimmen insbesondere bei sozialen Themen direkt mit und können mit ihrer Initiative viel erreichen. Denn eins ist klar: Gibt es keinen Betriebsrat, gibt es auch keine Mitbestimmungsrechte. In Betrieben ohne Betriebsrat entfällt die Anwendung des Betriebsverfassungsgesetzes, die Mitwirkungsrechte können nicht rechtsverbindlich ausgeübt werden. Der Arbeitgeber darf allein entscheiden! Kein Wunder also, dass es immer noch Arbeitgeber gibt, die Betriebsräte verteufeln.

Betriebsratsgründung ist ein gutes Recht

Betriebsräte bestimmen mit – und das ist auch gut so. Seien es beispielsweise Themen wie Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit, Pausenzeiten, Überstunden, Bereitschaftsdienst, Teilzeit und Gleitzeit – diese gehen jeden Beschäftigten etwas an.

Vielleicht läuft es auch ohne Betriebsrat, wenn das Unternehmen auf Rosen gebettet ist. Werden die Zeiten schwieriger, wendet sich das Blatt. Besser ist es da, wenn der Betriebsrat bereits in guten Zeiten mit seiner Arbeit beginnt und frühzeitig Fehlentwicklungen stoppt.

Smileys | © ifb

Fazit: Echte Betriebsräte braucht das Land

Lasst euch also nicht für dumm verkaufen – starke Betriebsräte braucht das Land! Und wer sich näher informieren will, für den haben wir bequem alle Schritte der Betriebsrats-Gründung zusammengetragen:

Tschüss, Kulturräte!

Ein Desaster: Arbeitgeber behindern jede sechste Betriebsratsgründung!

Arbeitgeber behinderten jede sechste Betriebsratsgründung; sie schüchterten Kandidaten ein, drohten mit Kündigungen oder verhinderten die Bestellung eines Wahlvorstands. So lautet das unfassbare Ergebnis einer Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Danach gehen Unternehmen besonders gegen Neugründungen von Betriebsräten nach häufig aggressiv vor. Erschreckend .. aber leider Realität? Schreibt uns Eure Meinung! Attacken gegen Betriebsräte nehmen leider zu. Macht euch Luft! Wir haben ein offenes Ohr für Euch und Eure (nicht) alltäglichen Sorgen im BR.

Ihr erreicht unsere Redaktion unter: newsletter-redaktion@ifb.de

Natürlich vertraulich!

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