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40-jähriger Betriebsrat von Siemens wehrt sich

Unter Dauerbeschuss

Seit etwa zwei Jahren steht der IG-Metaller Felix Weitenhagen unter Dauerbeschuss: Insgesamt wurden sechs Abmahnungen, eine Strafversetzung und sogar ein Hausverbot gegen den 40-jährigen Betriebsrat verhängt, berichtet er. Fünf Abmahnungen hat das Gericht inzwischen kassiert. 

Stand:  29.11.2017
Lesezeit:  02:15 min
40-jähriger Betriebsrat von Siemens wehrt sich | © AdobeStock | Animaflora PicsStock

Felix, Du wirst mit Abmahnungen überzogen, außerdem standen eine Strafversetzung und ein Hausverbot im Raum. Wie geht es Dir damit?

Natürlich bedeutet die Situation großen Stress. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit der Auseinandersetzung letztlich den Betriebsrat und die gewerkschaftliche Arbeit stärken.

Insgesamt hat Dein Arbeitgeber sechs Abmahnungen gegen Dich ausgesprochen. Ist das normal bei euch?

Normal nicht, aber der Ton wird rauer. Bei mir hat es 2015 mit Plänen für ein neues Schichtmodell angefangen. Es hat mir und Kollegen nicht gefallen. Wir wollten nicht, dass das Wochenende immer weiter flexibilisiert wird. Drei Schichten waren genug, schließlich ist Schlaf und Freizeit mit Familie und Freunden wichtig für die Gesundheit. Die ersten beiden Abmahnungen habe ich erhalten, weil ich in den Pausen Informationsgespräche mit Kollegen zum Thema geführt habe. Das war zulässige BR-Arbeit, wie das Arbeitsgericht im Mai dieses Jahres bestätigt hat. Es kassierte deshalb die Abmahnungen.

Anfang November hast Du einen weiteren Erfolg erzielt: Auch die Abmahnungen drei bis fünf müssen entfernt werden. Empfindest Du dadurch etwas Genugtuung?

Letztlich geht es mir um die freie Ausübung der Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit. Das erfordert, demokratische Rechte zu verteidigen – und sie sich zu nehmen. Der Arbeitgeber muss beispielsweise verstehen, dass es keine Störung des Betriebsfriedens ist, wenn ich Kollegen über einen Warnstreik informiere. Das ist keine Freizeitveranstaltung, die Zeitkarte muss beim Verlassen des Arbeitsplatzes nicht abgestempelt werden. Sonst hebe ich doch das Streikrecht auf! Ein Betriebsrat hat auch die Aufgabe, Plänen zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zu wiedersprechen. Ich wünsche mir, dass weitere Kollegen, auch wegen meiner Erfolge vor dem Arbeitsgericht, den Mut fassen, sich kämpferisch zu engagieren.

Seit nunmehr zwei Jahren stehst Du jetzt schon im Kreuzfeuer. Wo nimmst Du die Kraft her, Dich weiter für andere einzusetzen?

Ich engagiere mich, weil ich der Meinung bin, dass die Arbeiterklasse eine echte Alternative zu einer Gesellschaft braucht, die Mensch und Natur ausbeutet und in der nur der Profit zählt. Meine Erfahrung bestätigt den Satz von anderen Belegschaften: „Wer Kämpft, bekommt Solidarität". Trotzdem erfordert es viel Kraft und Rückhalt, um den aktuellen Druck auszuhalten. Alleine hätte ich es so sicher nicht geschafft. Auch der juristische Erfolg hilft.

Und wie geht es weiter?

Ich gebe nicht auf, schließlich bin ich auch Ausdauersportler. Mit den drohenden Massenentlassungen nicht nur bei Siemens kommen große Herausforderungen auf uns zu. Dafür müssen wir, Kollegen, Vertrauensleute und Betriebsräte, uns rüsten, unsere Gewerkschaftsarbeit stärken und politische Unterstützung suchen. Darüber diskutieren wir auch in Vorbereitung der Betriebsratswahlen 2018.

Um Felix Weitenhagen zu unterstützen, hat sich ein Soli-Kreis gebildet: www.solikreis-felix-weitenhagen.de

 

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