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ChatGPT: Betriebsvereinbarung leicht gemacht?

Ersetzt die KI die Betriebsratsarbeit und den Sachverständigen?

Eine neue Betriebsvereinbarung muss her? Bislang werden Betriebsräte bei der Formulierung ganz schön gefordert. Kann sich das zukünftig ändern, dank Unterstützung von Künstlicher Intelligenz? Wir haben es für Sie getestet! Erfahren Sie, wie wir bei der Erstellung einer Beispiels-Betriebsvereinbarung zum Thema Home-Office mit ChatGPT vorgegangen sind und was unsere Expertin und Juristin Sonja Saffer zu dem Resultat sagt.

Stand:  24.4.2023
Lesezeit:  03:30 min
ChatGPT und Betriebsratsarbeit | © AdobeStock | Wanan

Es könnte für Sie als Betriebsrat so schön sein: Eine BR-Sitzung, maximal noch eine zweite, in denen Sie Ihre Kriterien für die neue Home-Office-Betriebsvereinbarung festlegen. Was ist das Ziel? Wer soll davon profitieren? Soll der Arbeitgeber das technische Equipment stellen? Welche Mitarbeiter dürfen im Home-Office arbeiten? Dann einfach alles in das kleine Eingabefeld bei ChatGPT posten und ab geht die Post! Ohne Diskussion, Kritik und Gemecker spuckt die KI einen fertigen Vorschlag für eine Betriebsvereinbarung aus. Schön wäre es … oder?

Trau, schau, wem!

Gerade erst lernen wir die Möglichkeiten der Unterstützung durch die KI besser kennen, da stellt sich die (berechtigte!) Frage: Kann man dem Ergebnis wirklich trauen? Ist nicht schon die Tatsache, dass ChatGPT ganz freizügig ohne weitere Fragen einen Text runterrattert einige Bedenken wert? Zumindest im juristischen Sinne? 
„Es kommt drauf an…“, das haben alle Betriebsräte schon mal von Rechtsanwälten und Sachverständigen gehört. Und genau das ist der Punkt. Der Teufel liegt oft im Detail. Aber testen wir es doch einfach mal! 

Die Aufgabe: Erstellung einer Betriebsvereinbarung zum Thema Home-Office

Wichtig ist: Das, was man oben reinsteckt, kommt halt auch in irgendeiner Form unten wieder raus. Der Homo Sapiens ist in erster Linie eine bequeme Spezies. Fangen wir deshalb mit einem kurzen Satz an und lassen uns eine (hoffentlich) komplette BV auf den Bildschirm zaubern:

1. Schritt: Die Frage: „Erstelle mir eine Betriebsvereinbarung zum Thema Home-Office!“

Lässt man der wortgewandten „GPTine“ freie Hand, kommt sie schnell in Fahrt. Schließlich gibt es genug Mustervereinbarungen im Internet, mit denen sie gefüttert wurde.

Ergebnis: 
§1 Geltungsbereich

(1) Diese Betriebsvereinbarung gilt für alle Beschäftigten des Unternehmens, die im Rahmen ihrer Tätigkeit von zu Hause ausarbeiten möchten.

§2 Voraussetzungen für das Arbeiten im Home-Office
……

Beim Zuschauen bekommt man den Eindruck, dass GPT nichts auslässt. Von Rahmenbedingungen über Arbeitszeit, Datenschutz und Kostenübernahme – sie listet viele Themen strukturiert auf. Aber gerade, wenn es richtig schön wird – aus, vorbei! Die freie Version hat eine Zeichenbegrenzung und die meisten Betriebsvereinbarungen kommen mit ca. 2.800 Zeichen nicht aus.
 
Stellt man ihr die gleiche Frage wie ein genervter Kollege nochmal, dann wird sie etwas ausführlicher mit den Inhalten. Aber hallo? Wir wollen doch nicht alles mit anderen Worten nochmal hören, sondern gerne die Vorschläge zu einer kompletten Betriebsvereinbarung.
Aber wir sind clever: Wir ändern die Strategie!

2. Schritt: Frage nach der Struktur der Betriebsvereinbarung, um einen Überblick zu erhalten

Wenn die Zeichen für eine komplette Betriebsvereinbarung nicht ausreichen, dann müssen wir die Eckpunkte einzeln durchgehen. Als erstes brauchen wir eine Struktur!

Frage an ChatGPT:  Erstelle mir ein strukturiertes Muster für eine Home-Office-Betriebsvereinbarung mit allen Punkten auf der ersten Ebene!

Chat GPT: Hier ist ein strukturiertes Muster für eine Home-Office-Betriebsvereinbarung:

I. Einleitung

Ziel der Vereinbarung
Geltungsbereich der Vereinbarung

II. Rahmenbedingungen

Definition von Home-Office
Voraussetzungen für das Arbeiten im Home-Office
Arbeitszeitregelungen
Datenschutz- und Datensicherheitsbestimmungen

III. Ausstattung

Technische Ausstattung
Möblierung
Kostenübernahme und Versicherung

IV. Kommunikation

Regelungen zur Erreichbarkeit
Arbeitsmittel für die Kommunikation
Zusammenarbeit mit Kollegen und Vorgesetzten

V. Arbeitsorganisation

Aufgaben- und Zielvereinbarungen
Regelungen zur Arbeitsplatzgestaltung
Urlaubs- und Abwesenheitsregelungen

VI. Sonstiges

Haftung und Verantwortung
Überwachung und Kontrolle
Kündigung der Vereinbarung
Inkrafttreten und Laufzeit der Vereinbarung

Bitte beachten Sie, dass die genauen Regelungen je nach Unternehmen und Branche variieren können und dass diese Vorlage nur als Orientierungshilfe dienen soll. Es empfiehlt sich, die Betriebsvereinbarung individuell anzupassen und gegebenenfalls rechtlich prüfen zu lassen.

Das Ergebnis kann sich eher sehen lassen. Damit können Sie als Betriebsrat doch schon arbeiten. Prüfen Sie genau, ob alle Punkte berücksichtigt sind. Fehlt etwas? Vielleicht der Arbeitsschutz? Oder steckt der als Unterpunkt in den Regelungen zur Arbeitsplatzgestaltung?

3. Schritt: Kann die KI einzelne Punkte mit Ihren Anforderungen ausformulieren?

Um noch klarer herauszufinden, wo die Chancen (und wo die Grenzen!) der KI beim Thema Betriebsvereinbarung liegen, füttern wir jetzt das hungrige digitale Mäulchen mit den Themen aus der erstellten Struktur. Und was kommt raus? Na bitte! Unser „Austausch“ erreicht eine gewisse Tiefe:

Das Ergebnis von ChatGPT

Präambel:
Die Arbeitgeberin XY GmbH und der Betriebsrat haben sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Regelungen eine Betriebsvereinbarung zum Thema Home-Office zu vereinbaren. Diese soll den Beschäftigten die Möglichkeit geben, ihre Arbeit teilweise oder vollständig von zu Hause aus zu erledigen und dabei eine angemessene Work-Life-Balance zu gewährleisten. Gleichzeitig sollen die Interessen der Arbeitgeberin und der Beschäftigten gewahrt bleiben.

Einleitung:
Die vorliegende Betriebsvereinbarung zum Thema  hat das Ziel, eine verbindliche Regelung für die Arbeit im Home-Office zuschaffen. Das Home-Office erfreut sich großer Beliebtheit bei Mitarbeitern und Unternehmen und bietet zahlreiche Vorteile wie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine höhere Flexibilität und eine verbesserte Arbeitseffizienz.
Um jedoch eine erfolgreiche Umsetzung des Home-Office zu gewährleisten, sind klare Regeln und Richtlinien notwendig. Die vorliegende Betriebsvereinbarung soll dazu beitragen, eine einheitliche und transparente Arbeitsweise im Home-Office zu leisten.
Die Vereinbarung gilt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens, die in Absprache mit ihrem Vorgesetzten die Möglichkeit erhalten, im Home-Office zu arbeiten. Dabei sollen sowohl die Interessen des Unternehmens als auch die Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt werden, um eine zufriedenstellende Arbeitsumgebung im Home-Office zu schaffen.

Schritt 4: ChatGPT darf sich jetzt durch die Struktur arbeiten

Ist das der Beginn einer konstruktiven Zusammenarbeit? Ist es ein geeigneter Weg, um das Bestmögliche aus unserem Mensch-Maschine-Verhältnis herauszuholen? Wir bitten um weitere Formulierungen. 

Frage:Formuliere den Geltungsbereich der Betriebsvereinbarung Home-Office als §

Das Ergebnis von ChatGPT:

§1 Geltungsbereich
(1) Die vorliegende Betriebsvereinbarung regelt die Bedingungen und Modalitäten für die Durchführung von Home-Office im Unternehmen [Name des Unternehmens] (nachfolgend "das Unternehmen" genannt).
(2) Die Betriebsvereinbarung gilt für alle Beschäftigten des Unternehmens, die im Rahmen ihrer Tätigkeit die Möglichkeit haben, ihre Arbeit von zu Hause aus zu erledigen.
(3) Sie tritt am [Datum] in Kraft und ersetzt alle bisherigen Vereinbarungen zu diesem Thema.

Schritt 5: Ein Teil nach dem anderen – z.B. Rahmenbedingungen

Konkrete Angaben sind immer von Vorteil, wenn es um die Aufgabenverteilung geht. So fragen wir unsere „digitale Freundin“ nach Details zu dem Punkt „Rahmenbedingungen“ aus der Struktur: 

Frage: Schreibe eine korrekte juristische Formulierung für diese Punkte unter der Überschrift „Rahmenbedingungen“.

Chat GPT: Rahmenbedingungen einer Betriebsvereinbarung Home-Office:

1)Definition von Home-Office:
Es wird definiert, dass Home-Office die Arbeit außerhalb der betrieblichen Räumlichkeiten des Arbeitgebers unter Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien umfasst.

2)Voraussetzungen für das Arbeiten im Home-Office:
Es werden die Voraussetzungen für das Arbeiten im Home-Office festgelegt, insbesondere die technischen Anforderungen an die Ausstattung des Arbeitsplatzes, die Zustimmung des Arbeitgebers und die Einhaltung der arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften.

3)Arbeitszeitregelungen:
Es werden die Arbeitszeitregelungen für das Arbeiten im Home-Office festgelegt, insbesondere die Festlegung von Kernarbeitszeiten, Überstundenregelungen und die Dokumentation der Arbeitszeiten.

4)Datenschutz- und Datensicherheitsbestimmungen:
Es werden die Datenschutz- und Datensicherheitsbestimmungen für das Arbeiten im Home-Office festgelegt, insbesondere die Anforderungen an die Verschlüsselung von Daten, die Einhaltung der Datensparsamkeit sowie die Verpflichtung zur Geheimhaltung und zum Schutz von Betriebsgeheimnissen.

Ist KI unterstützte Betriebsratsarbeit ein gefährliches Experiment?

Schluss mit der Begeisterung über die schnellen Antworten! Es liegt natürlich ein großes Risiko darin, ohne ausführliche Diskussionen im Betriebsrat, ohne dass eigene Erfahrungswerte mit einfließen und ohne „echte“ sachverständige Unterstützung in eine neue Betriebsvereinbarung einzutauchen. Als Betriebsrat müssen Sie sich fragen, wie und in welchen Themen Sie eine KI mitarbeiten lassen. 

Achten Sie darauf, dass Sie …

  • der KI die „richtigen“ Formulierungen mitgeben,
  • detailliert formulieren, welche Inhalte in welcher Form Sie benötigen,
  • eine Sichtweise mitgeben (z.B. „arbeitnehmerfreundlich“, „aus Betriebsratssicht“),
  • Aufgaben clustern und vorstrukturieren.
  • Und, besonders wichtig: Dass Sie die gelieferten Inhalte gut hinterfragen!

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Einsatz von Künstlicher Intelligenz Teil I

Keine Angst vor KI: Die Zukunft als Betriebsrat mitgestalten

Eines ist klar: Mit diesen Ergebnissen fängt Ihre Arbeit als Betriebsrat erst so richtig an! Es gilt, Struktur und Inhalt kritisch zu hinterfragen – so wie Sie es bei jedem Vorschlag des Arbeitgebers auch tun würden. Ohne Diskussion, Erfahrungswerte, Besonderheiten des Unternehmens und kritischen Austausch wird am Ende keine maßgeschneiderte und richtig gute Betriebsvereinbarung daraus. (SW)

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