„Wer auf andere Leute wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden“, so lautet ein bekanntes Zitat von Kurt Tucholsky. Und vor allem sollten die Kommunikation und das Handeln von Führungskräften die Mitarbeiter motivieren. Doch trotz Matrixorganisationen und modernen Managementmethoden ist das traditionelle Verhalten von Hoch- und Niederstatus noch immer tief in der Managersprache verankert.
Was ist ein Team-Guru?
Zuerst müssen wir uns das Wort „Guru“ genauer anschauen. Es bezeichnet einen Meister, der diesen Ehrentitel verdient. Er ist ein spiritueller Lehrer, der für den Schüler unentbehrlich für die Suche nach Wissen und den Weg zur Erlösung ist. An den Meister werden alle Fragen gerichtet.
Doch in einem Team mit einem „Guru“ dürfte die Selbstständigkeit wenig ausgeprägt sein. Alle Belange müssen abgestimmt, alle Fragen von ihm beantwortet und alle Anfragen von ihm „abgesegnet“ werden. Allein das Wort „absegnen“ zeigt den hierarchischen Status und fördert nicht den gewünschten Teamgeist. Das „Absegnen“ aller Dinge bedeutet nicht nur eine Machtdemonstration, sondern für manches Projekt auch einen Flaschenhals und stoppt unter Umständen den Arbeitsfluss der Mitarbeiter. Das motiviert niemanden!
Führungssprache: In welchem Team ist ein Mitarbeiter bitteschön „aufgehängt“?
So mancher Ausdruck könnte doch rasch missverstanden werden. Welcher Mitarbeiter ist gerne „aufgehängt“? Bedeutet das, mit Strick um den Hals in einem Team zu arbeiten? Lieber „gehört“ man zu einem Team. Stellen Sie sich vor, alle sind da „aufgehängt“, wer arbeitet dann eigentlich noch? Und wenn dann noch vom Vorgesetzten die Aufgaben für das Team „ausgerollt“ werden, fühlt man sich durch eine rollende Dampfwalze platt und überfahren. Wie schön klingt es doch, wenn die Aufgaben gerecht im Team verteilt werden. Am besten noch in Abstimmung mit allen zusammen.
Und wenn man im Team dann nicht nur „abarbeiten“ muss, was ein Team-Guru so „eingefordert“ hat, dann hat man Glück mit dem Vorgesetzten. Der lässt nämlich entwickeln und will, dass sich seine Mitarbeiter mit eigenen Ideen einbringen.
Müssen Mitarbeiter abgeholt und die Arbeit heruntergebrochen werden?
Worte sind wie die Kleider der Gedanken, sagte einst Moritz Gottlieb Saphir, ein österreichischer Schriftsteller, Journalist und Satiriker. Schnell entlarven bestimmte Ausdrücke das Statusdenken der Führungsebene. Auch wenn nach außen Teamgeist gefördert wird und Mitarbeiter eigenständig denken, entwickeln und arbeiten sollen, so steht doch das versteckt Gelebte den gewünschten und modernen Arbeitsweisen im Weg. Mitarbeiter, die erstmal „abgeholt“ werden und auf die anstehenden Arbeiten „heruntergebrochen“ werden müssen, erleben diesen neuen Spirit jedenfalls nicht. Im Gegenteil! Auch möchte keiner nur eine „Ressource“ in einem Unternehmen sein oder als „Humankapital“ bezeichnet werden. Werden dann Mitarbeiter auch noch zum „Abschuss freigegeben“, dann weiß man, wie der Wind in einem Unternehmen weht.
Mit positiven Worten zu mehr Teamgeist
Die Sprache entlarvt Denkmuster! Deshalb sollten Führungskräfte sich positiven Sprachmustern bedienen. Auch ein Team-Guru kann sich ändern! Inspirieren, gemeinsam entwickeln, fördern, erzielen, identifizieren, erarbeiten, zusammengehören! Es gibt in unserer Sprache viele positiv besetzte Ausdrücke, die den Teamgeist fördern. Da ermächtigt und befähigt eine Führungskraft seine Mitarbeiter, damit Ihnen Flügel wachsen. Sie werden ermutigt, unterstützt und angespornt, damit die Leistung fließen kann. Und zu guter Letzt werden sie zusammengeführt und ihre Begeisterung wird geweckt, so dass am Ende der Teamgeist lebt und die Arbeit Freude macht.
Gehen Sie als Betriebsrat bewusst mit der Sprache um, denn Sie mit Ihrem Gremium können positive Kommunikation vorleben und den Teamgeist Ihres eigenen Gremiums so optimal fördern. (sw)
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