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Lexikon
Innovationen zur Beschäftigungssicherung

Innovationen zur Beschäftigungssicherung

Dr. Marcus Disselkamp
Stand:  10.5.2023
Lesezeit:  02:00 min

Kurz erklärt

 

Innovation als Beschäftigungssicherung bedeutet, dass Unternehmen entweder durch die ständige Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen oder durch die effiziente Kostenkontrolle und Prozessoptimierung ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten. Die kontinuierliche Innovation ermöglicht es, Marktpositionen zu behaupten und Arbeitsplätze langfristig zu sichern, indem sie den sich wandelnden Kundenbedürfnissen gerecht wird und die Unternehmensrentabilität steigert.

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Erläuterung

Schon seit Jahrzehnten gibt es nur zwei Strategien, die einer Firma und damit den Arbeitsplätzen langfristig das Überleben sichern. Entweder ein Unternehmen ist Kostenführer oder es ist Nutzenführer. Die Wahl heißt also „Aldi“ oder „Red Bull“.

Als Kostenführer ist man in seinen Leistungsprozessen und Strukturen so günstig, dass man selbst bei niedrigen Preisen gute Renditen erwirtschaftet. Kostenführer nutzen alle möglichen Rationalisierungsmaßnahmen im Produkt- und Leistungsangebot, in der Fertigung und in allen Geschäftsprozessen, reduzieren unnötige Schnittstellen und standardisieren ihre Leistungen und Systeme.

Nutzenführer stehen für etwas Besonderes, wofür der Kunde gerne bereit ist, tiefer in die Tasche zu greifen. Ihre Alleinstellung liegt in den unterschiedlichsten Aspekten wie Zeitgewinn, Servicevorteil, Kostenersparnis, Informationsgewinn, Sicherheitsgewinn bzw. Risikoreduzierung, Prestige- oder Unabhängigkeitsgewinn. Kommt zu den qualitativen und quantitativen Vorteilen auch ein emotionaler Nutzen, so verliert der Preis bei der Kaufentscheidung an Bedeutung. Umgekehrt spielt der Preis bei der Kaufentscheidung eine umso größere Rolle, je weniger kundenspezifische Alleinstellungsmerkmale das Produkt hat.

Wer jedoch weder reale Kosten- noch Nutzenvorteile bietet, befindet sich im Sumpf der Vergleich- und Austauschbarkeit. Hier entscheiden sich Kunden nur aufgrund niedriger Preise für ein Angebot, ohne dass der Anbieter dank einer entsprechend niedrigen Kostenstruktur die lebensnotwendige Rentabilität erzielt. Denn Renditen schützen vor Insolvenzen aber auch vor Verkäufen und Übernahmen. Im Sumpf bleibt zudem auch jener, der zwar Vorteile und Mehrwerte anbieten könnte, diese aber gar nicht erkennt oder nicht erfolgreich seinem Kunden vermittelt. Berühmte Beispiele sind das Fax oder das Musikformat MP3. Beide wurden von deutschen Tüftlern erfunden, doch andere machten damit ihre Gewinne.

Kosten- und Nutzenvorteile resultieren aus regelmäßigen Innovationen. Innovationen bestehen dabei nicht nur aus neuartigen Produkten. Vielmehr lassen sich Innovationen in die fünf Arten der Produkt-, Prozess-, Markt-, Geschäftsmodell- und Organisationsinnovationen unterscheiden. Die einzelnen Innovationsarten sind dabei miteinander kombinierbar und können Interdependenzen darstellen. Denn so repräsentieren Geschäftsmodellinnovationen meistens neue Lösungen (Produkte) mit neuen Geschäftsprozessen und nicht selten in neuen Märkten.

Die Kosten- und Nutzenvorteile von heute sind morgen schnell verloren. Der globale Markt und die Verfügbarkeit von Informationen in Echtzeit gibt dem Wettbewerb die Chance, schnell die aktuellen Wettbewerbsvorteile eines Anbieters zu analysieren, zu kopieren oder gar weiter zu entwickeln. Unternehmen brauchen dementsprechend immer wieder neue Innovationen, um langfristig zu überleben! Häufig jedoch scheitert dies an fehlenden Strategien, an kurzfristigem Denken oder an Ignoranz.

Die Verbindung von Digitalisierung, Industrie 4.0 und Produktionstechniken wie 3D-Druck erlaubt es nun auch kleineren Unternehmen, mittels Innovationen simultan Kosten- UND Nutzenführer zu werden. Ob als Automotivzulieferer, Maschinenbauer, Nahrungsmittelhersteller oder Planungsbüro, bei den neuen Technologien und Verfahren dominieren nicht mehr zwangsläufig die großen Marktteilnehmer, sondern jene, die am schnellsten und effektivsten die Trends zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Besonders Start-ups, aber auch etablierte mittelständische (Familien-)Unternehmen können ihre Innovationskraft und konsequenten Umsetzungsstärke bei dieser Entwicklung einsetzen. Denn es braucht weniger Größe, sondern vielmehr den Willen und die Flexibilität, um die sich aus den globalen Trends ergebenden Innovationsmöglichkeiten als Chance zu nutzen.

Umgekehrt stellt die Digitalisierung eine enorme Gefahr für jene Unternehmen dar, deren Innovationskraft über die Zeit verloren gegangen ist. Wer heute nicht konstant in allen fünf Arten von Innovationen, den Produkt-, Prozess-, Markt-, Geschäftsmodell- und Organisationsinnovationen, aktiv und erfolgreich ist, wird über mehr oder lang seine Existenz dramatisch gefährden. Zentrale Auswirkungen der Digitalen Transformation sind nämlich die Substitution, also das Ersetzen bestehender Lösungen durch neue Formate, die Disruption, also bahnbrechende neue Lösungen, sowie die Disintermediation, also das Verschwinden von Zwischenhändlern.

Innovationen bedeuten Veränderungen! Neue Wege in den Prozessen, der Organisation aber auch neuartige Produkte, Märkte und Geschäftsmodelle führen meistens zu Veränderungen bestehender Strukturen, in Abläufen und Sortimenten. Veränderungen wecken aber nicht nur Sympathien bei den Beteiligten. Es entwickeln sich Sorgen, Ängste und Barrieren gegen die Veränderungen und somit gegen die erfolgreiche Umsetzung von Innovationen.

Moderne Ansätze aus dem so genannten agilen Management erlauben die Kombination von konsequenter Unternehmensführung und erhöhter Flexibilität und Marktorientierung. Es geht um die Delegation von Verantwortung, Eigeninitiative und ein autonomes Arbeiten der Mitarbeiter. Mit Techniken wie SCRUM, ORK oder dem Prinzip der HOLACRACY kommt es zu einer Dezentralisierung und Enthierarchisierung bestehender Organisationen. Allerdings findet dies nicht überall Gefallen: Führungskräfte fürchten um ihren Einfluss oder gar ihre Existenz, Mitarbeiter fühlen sich teilweise mit den neuen Rollen überfordert.

Tipp für den Wirtschaftsausschuss

Betriebsräte können sich den vielfältigen wirtschaftlichen, technologischen, sozialen und politischen Trends und der daraus resultierenden Notwendigkeit nach Innovationen nicht widersetzen. Neue Produkte, Prozesse, Strukturen, Geschäftsmodelle etc. sind dringend nötig, um die nachhaltige Existenz der Unternehmen, Abteilungen oder Teams zu sichern. Gleichzeitig gilt es bei den Veränderungen die Interessen der Betroffenen zu berücksichtigen und zu vertreten. Ihre Ängste aber auch Entwicklungsmöglichkeiten gilt es zu verstehen und in die Gespräche mit den Arbeitgebern einzubinden.

Seminare zum Thema:
Innovationen zur Beschäftigungssicherung
Wirtschaftsausschuss kompakt Teil I
Wirtschaftsausschuss Teil III
Wirtschaftsausschuss kompakt Teil II
Aktuelle Videos zum Thema
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