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„Das Wissen fällt nicht vom Himmel“

© Kai Spiegelberg
BRV
Stand:  21.7.2025
Lesezeit:  04:00 min
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Über 100 Seminare und ein unermüdlicher Einsatz für die Kollegen – Kai Spiegelberg lebt Betriebsratsarbeit

Kai Spiegelberg ist seit über einem Jahrzehnt Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Hainburg – und hat in dieser Zeit nicht nur viel gelernt, sondern auch viel bewegt. „Der erste Erfolg war, dass wir überhaupt einen Betriebsrat bekommen haben“, blickt er zurück. Spricht Kai über Ehrenamt, klingt jede Menge Leidenschaft mit, mittlerweile hat er über 100 Seminare zur Fortbildung besucht.  Woher seine persönliche Motivation kommt, sich ständig weiterzuentwickeln, um seine Kollegen bestmöglich zu vertreten? „Es tut immer gut, sich neue Impulse zu holen.“

Seit 2013 sitzt Kai Spiegelberg bei Bosch in Hainburg im Betriebsrat. Schon zuvor war er mal fast anderthalb Amtsperioden – von 2000 bis 2006 – im Betriebsrat eines Einzelhändlers. „Da gab es nach zwölf verschiedenen Marktleitern in sechs Jahren ein bisschen Trouble und mit dem letzten hat es einfach nicht mehr gepasst“, erinnert sich der 49-Jährige. Er wechselte in eine amerikanische Firma – „die Amerikaner haben es nicht so mit Arbeitnehmervertretern“ –, die 2012 schließlich von Bosch aufgekauft wurde. Und weil Bosch überall Betriebsratsgremien installiert hat, sollte das auch am Standort für Disposition, Lagerung und weltweite Distribution so sein. 2013 war das, Kai wurde sogleich ins Gremium und sogar zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Seitdem hat sich so manches bewegt, sie haben viel erkämpft – und nicht alles fiel leicht. Aber Kai sagt: „Uns geht’s im Vergleich sehr gut. Ich merke das oft, wenn ich mich mit anderen Betriebsräten auf Seminaren austausche. Dann relativiert sich einiges.“

Seminar zum Austausch und für neue Impulse  

„Das Wissen fällt nicht vom Himmel.“ Genau deshalb besucht er regelmäßig Seminare, um auf dem Laufenden zu bleiben – und den Blick zu weiten. „Nach zwölf Jahren schleicht sich Routine ein. Da tut es gut, Themen noch mal neu zu betrachten, sich neue Impulse zu holen“, sagt er. Besonders wichtig ist ihm dabei der Austausch mit anderen Gremien: „Wir lernen viel voneinander, etwa durch geteilte Betriebsvereinbarungen. Das bringt uns alle weiter.“ Mittlerweile war er auf 105 ifb-Seminaren, die genaue Anzahl erwähnt er dabei nur beiläufig. Und sieht es keineswegs als Selbstverständlichkeit, dass sein Arbeitgeber die Fortbildungen so mitträgt. „Bei uns ist das tatsächlich ein Geben und Nehmen – andere müssen dafür vors Gericht. Ich bin froh, dass das bei uns nicht so ist.“

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Bei uns ist das tatsächlich ein Geben und Nehmen.

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Dieses neu erworbene Know-how versucht er dann, stets in seine Arbeitswelt zu transportieren. Einerseits durch die Vermittlung des erlernten Stoffes an seine Gremiumskollegen, andererseits durch die praktische Anwendung.

Respektvoll und teamfähig

Rückblickend sieht Kai die Einführung einer flexiblen Arbeitszeitregelung 2014 als einen wichtigen Meilenstein seiner Betriebsratslaufbahn. „Die Vereinbarung hat über ein Jahr gedauert, aber sie ist heute noch das Fundament unserer Arbeitszeitorganisation“, sagt er durchaus mit Stolz. Dass das Thema nun nach über zehn Jahren wieder auf dem Tisch liegt, ist für ihn nur folgerichtig. „Der Arbeitgeber will an zwei, drei Punkten schreiben – wir nicht. Aber auch das gehört zur Arbeit dazu und dafür bekommen wir Rückendeckung von der Belegschaft.“

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Nur wenn man die Perspektive des Unternehmens versteht, kann man die richtigen Lösungen finden.

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Ein Aspekt, der die Betriebsratsarbeit von Kai und seinen Gremiumskollegen auszeichnet, ist die Fähigkeit, respektvolle, aber klare Dialoge mit der Arbeitgeberseite zu führen. „Es geht nicht nur darum, die Interessen der Belegschaft zu vertreten, sondern zu verstehen, warum die Arbeitgeberseite in bestimmten Fällen so handelt“, erklärt er und ergänzt: „Nur wenn man die Perspektive des Unternehmens versteht, kann man die richtigen Lösungen finden.“ Natürlich gebe es immer wieder mal Konflikte, die auf den ersten Blick unlösbar scheinen. Hierfür habe er gelernt, manchmal einen Schritt zurückzutreten, um einen besseren Blick auf die Sache zu bekommen.  

Ein weiterer zentraler Punkt in seiner Arbeitsweise ist der Teamgedanke. „Betriebsratsarbeit ist niemals eine Einzelleistung. Wir sind ein Gremium, jeder bringt seine Stärken ein.“ Die enge Zusammenarbeit sei für ihn das A und O, um als Betriebsrat erfolgreich zu sein, gerade in seiner Anfangszeit war das nicht immer so. „Heute hat jeder klar definierte Rollen, sodass sich die Arbeit gleichmäßig verteilt.“ Selbst bei Gesprächen mit der Arbeitgeberseite treten sie daher immer mindestens zu zweit auf.

Optimistischer Blick in die Zukunft

„Betriebsrat zu sein, ist wie ein laufender Prozess“, erklärt Kai. „Es geht nicht nur darum, Probleme zu lösen, sondern auch um die Fähigkeit, zuzuhören und immer einen Schritt vorauszudenken. Man muss flexibel und offen für neue Ideen bleiben.“ Deshalb rät er frisch gewählten Betriebsräten auch, sich fortwährend weiterzubilden, andernfalls könne der Arbeitgeber Wissenslücken gezielt ausnutzen. 

In die Zukunft blickt Kai optimistisch, selbst wenn es an so manchem Bosch-Standorten – wie in den Medien zu lesen ist – kriseln soll und auch in Hainburg Herausforderungen warten. „Die nächste Betriebsratswahl steht an, vielleicht bringt sie neuen Schwung“, sagt er mit Blick darauf, dass womöglich junge, frische Kräfte das Gremium ergänzen könnten. Gleichzeitig gibt es bis dahin noch eine Menge zu tun wie etwa alte Betriebsvereinbarungen zu überarbeiten. 

Als Betriebsrat noch lange nicht fertig 

„Früher habe ich viel mit nach Hause genommen. Das mache ich heute nicht mehr“, so Kai über die hohe Verantwortung, die sein Ehrenamt mit sich bringt. Ein Umdenken habe schon früher stattgefunden, allerspätestens aber im Frühjahr 2025, als er wegen eines angeborenen Herzfehlers operiert werden musste. Mittlerweile geht es ihm diesbezüglich wieder sehr gut und er kann sich weiterhin auf seinen Job als Ausbilder und vor allem auf seine Tätigkeit als Betriebsrat konzentrieren. Und das würde Kai gerne noch eine ganze Zeit lang, er möchte sich selbstverständlich bei der Wahl im Frühjahr 2026 wieder zur Verfügung stellen. Gartenarbeit, Reisen, spontane Ausflüge oder Bowlen mit den Kollegen – das sollen weiterhin „nur“ Ausgleichsaktivitäten zu seiner Leidenschaft als Betriebsrat bleiben. (tis)

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