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Chancen, Ethik, Ängste: So begegnen Betriebsräte der Herausforderung KI

© AdobeStock | Alexander Limbach
Stand:  10.9.2024
Lesezeit:  01:45 min
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Zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der BR-Praxis

Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz und BR-Arbeit – es wird viel über das Thema geschrieben, jeder hat eine Meinung und vielleicht sogar gute Ratschläge. Aber wie sieht es eigentlich in der Praxis aus? Was sagen die, die es wirklich betrifft? Wir haben Betriebsräte von Siemens, Axel Springer und IBM gefragt.

Tipp: Diskutieren Sie mit!
Unsere Interviewpartner sind Gastredner des Online-Symposiums „Künstliche Intelligenz im Betrieb mitgestalten“.

Die Interviewaussagen sind keine offiziellen Stellungnahmen der Unternehmen, sondern spiegeln den persönlichen Blickwinkel der einzelnen Betriebsratsmitglieder wider.

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Wir brauchen Experimentierräume.

Dietmar Kuttner, Betriebsrat bei Siemens

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Dietmar Kuttner ist Betriebsrat bei Siemens

Dietmar Kuttner, Betriebsrat bei Siemens:

 

Dietmar Kuttner ist Betriebsrat bei der Siemens AG. Persönlich sieht er große Chancen in den Entwicklungen rund um das Thema KI – insbesondere für den technologischen Vorsprung eines weltweit agierenden Unternehmens; und auch, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. „Deswegen verstehen wir den Einsatz von KI als Chance. Das Bewusstsein für die Technologie muss bei den Beschäftigten positiv gefördert werden“, sagt er. 

 

Nur wie? „Mit die größte Herausforderung für die Beschäftigten ist es meiner Meinung nach, KI zu verstehen, weniger Ängste zu haben und hierin mehr Chancen zu sehen.“ Hierzu brauche es mehr Transparenz, idealerweise durch ein KI-Label, außerdem Budget und Zeit für die Qualifizierung der Mitarbeiter. „Wir brauchen Experimentierräume, um die Dinge ausprobieren und bewerten zu können. Und wir brauchen eine Klassifizierung der verwendeten KI, um die Vielzahl der Systeme überhaupt bearbeiten zu können.“ Die benötigten Regelungen für mehr Sicherheit im Umgang mit KI müssten sozialpartnerschaftlich und beteiligungsorientiert geschaffen werden.

 

„Auch die Politik sei gefordert, eine zukunftsorientierte Rechtslandschaft zu schaffen. Die Konzentration auf den EU-KI-Verordnung sei zu wenig. „Die Auswirkung auf Beschäftigung sollte der führende Parameter werden.“ Mit Fachexperten und Austauschplattformen könnten Fragen zukunftsorientiert gelöst werden. „Eine Teilnahme an solchen Netzwerken muss hindernisfrei für jeden Betriebsrat möglich sein.“

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Die Verantwortung liegt weiterhin beim Menschen.

Linda Paczkowski-Diering, Konzernbetriebsratsvorsitzende der Axel Springer SE

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Linda Paczkowski-Diering von der Axel Springer SE

Linda Paczkowski-Diering, Konzernbetriebsratsvorsitzende der Axel Springer SE:

 

„Unter der Maßgabe, dass Künstliche Intelligenz weder ein Bewusstsein noch ein Verständnis von einem „ich“ hat und daher auch keine ethischen Überlegungen im menschlichen Sinne anstellen kann, ist von entscheidender Bedeutung, diese Einschränkungen zu erkennen“, sagt Linda Paczkowski-Diering, Konzernbetriebsratsvorsitzende der Axel Springer SE. Für ein Unternehmen wie Axel Springer sei dieses Wissen ein wichtiger Schritt, um KI gezielt und verantwortungsvoll in den eigenen Medienmarken und Anzeigen einzusetzen.

 

„Die Erkenntnis, dass KI auf rein algorithmischen Prozessen basiert und keine moralischen Werte besitzt, zwingt uns dazu, klare Grenzen und Regeln für ihren Einsatz zu definieren. Dies bedeutet, dass die Verantwortung für ethische Entscheidungen weiterhin beim Menschen liegt, selbst wenn KI in immer mehr Bereichen unseres Arbeitsalltag integriert wird.“

 

Gleichzeitig eröffneten sich durch die Nutzung von KI jedoch auch große Chancen. Die Möglichkeiten der Automatisierung können viele Arbeitsprozesse effizienter gestalten, wie das Datenmanagement oder auch die Steuerung von Produktionsprozessen. Der digitale Wandel könne gelingen, wenn die technologischen Möglichkeiten stets im Einklang mit ethischen Grundsätzen stehen. „Dabei spielt wiederum der Betriebsrat eine zentrale Rolle. Er trägt die Verantwortung, die Interessen der Mitarbeiter zu wahren und sicherzustellen, dass die Einführung von KI-basierten Systemen nicht zu einer Überlastung oder ungerechten Behandlung der Belegschaft führt.“

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Eine Herausforderung ist es, ethische Richtlinien einzuhalten.

Frank Remers, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei IBM

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Konzernbetriebsratsvorsitzender bei IBM: Frank Remers

Frank Remers, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei IBM: 

 

„Die Chancen, die Künstliche Intelligenz bietet, sind vielversprechend“, sagt Frank Remers. Der Konzernbetriebsratsvorsitzende von IBM sieht in der Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben eine Entlastung, mit der mehr Raum für kreative Tätigkeiten und Innovationen entstehen könne. „Auch im Bereich der Personalentwicklung erwarten wir positive Entwicklungen: KI-basierte Systeme könnten beispielsweise individualisierte Empfehlungen zu Schulungen und Karrierewegen geben, die den Bedürfnissen und Potenzialen der Mitarbeiter entsprechen.“ Auf der anderen Seite stünden jedoch auch erhebliche Herausforderungen: „Eine davon besteht darin, sicherzustellen, dass stets die eigenen ethischen Richtlinien eingehalten werden. Insbesondere ist es wichtig, dass Künstliche Intelligenz auf Bias, also unbewusste Vorurteile, getestet wird und entsprechende Mechanismen zur Vermeidung von Diskriminierung etabliert werden.“ KI könne als unterstützendes Werkzeug dienen, finale Entscheidung müssten bei den Menschen liegen. Und: „Unternehmen sollten eine realistische Einschätzung der (Un-)Möglichkeiten von KI entwickeln. Darüber und über vieles mehr, werden wir auch in unserem Online-Symposium sprechen.“
(RK/SM)

Die Interviewaussagen sind keine offiziellen Stellungnahmen der Unternehmen, sondern spiegeln den persönlichen Blickwinkel der einzelnen Betriebsratsmitglieder wider.

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