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Dr. Laura Crompton zu ethischen Grundsätzen beim Einsatz von KI
Der digitale Wandel rollt unaufhaltsam voran – und mit ihm die Künstliche Intelligenz. Oft fehlt ein klares Regelwerk, das ihren Einsatz in geordnete Bahnen lenkt. Besonders ethische Fragen geraten dabei schnell ins Hintertreffen. Dr. Laura Crompton will das ändern: Als Postdoktorandin an der Universität Wien beschäftigt sie sich mit der Frage, wie KI nicht nur effizient, sondern auch verantwortungsvoll genutzt werden kann. Im Interview erklärt sie, warum Ethik kein zusätzlicher Luxus, sondern die Grundlage für eine zukunftsfähige KI ist.
Laura Crompton: Der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Personalentscheidungen stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Die EU-KI-Verordnung zeigt mit ihrer Risikobewertung, wie ernst diese Themen sind.
Stellen Sie sich vor, eine KI empfiehlt eine Kündigung oder lehnt eine Gehaltserhöhung ab – und niemand kann nachvollziehen, wie diese Entscheidung zustande kam. Das wäre nicht nur frustrierend für die Betroffenen, sondern würde ihnen auch die Möglichkeit nehmen, sich gegen ungerechte Entscheidungen zu wehren. Der Einsatz von KI kann somit ein Ungleichgewicht schaffen, bei dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weniger Mitspracherecht haben.
Ein weiteres Problem: Führungskräfte könnten sich zu stark auf KI-Empfehlungen verlassen und ihr eigenes rationales Urteilsvermögen vernachlässigen. Besonders riskant wird es, wenn KI-Systeme bereits vorhandene Vorurteile einfach übernimmt und weiter verstärkt – zum Beispiel, weil sie mit Daten trainiert wurde, bei denen eine bestimmte Gruppe bereits benachteiligt wird.
Deshalb ist es entscheidend, dass KI nur als Unterstützung dient und die endgültige Entscheidung immer von Menschen getroffen wird, die die Empfehlungen kritisch hinterfragen.
Laura Crompton: Zuerst sollte man verstehen, dass Ethik oft mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Das kann auf den ersten Blick verwirrend oder sogar anstrengend wirken, ist aber sehr wertvoll. Denn diese Fragen helfen uns, schwierige Themen besser zu durchdenken – zum Beispiel, wie Künstliche Intelligenz entwickelt, genutzt und bewertet werden sollte.
Gut zu Wissen ist auch: Es gibt nicht nur „die eine Ethik“, wodurch es auch nicht die eine Definition von gut, schlecht, fair oder unfair gibt. Was als gut, schlecht, fair oder unfair gilt, kann je nach Kultur, Alter oder Erziehung unterschiedlich sein. Daher gibt es nicht die eine richtige Lösung für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Genau deshalb ist Ethik so wichtig: Sie schafft Raum für Diskussionen.
Ich bin überzeugt, dass Menschen mit verschiedenen Hintergründen – ob sozial, wirtschaftlich oder geschlechtsspezifisch – gemeinsam über diese Fragen sprechen müssen. Nur so können wir bessere Entscheidungen darüber treffen, wie Künstliche Intelligenz genutzt werden sollte.
Laura Crompton: Um künstliche Intelligenz ethisch verantwortungsvoll einzusetzen, sollten wir einige wichtige Aspekte beachten.
Zunächst sollten wir uns kritisch fragen: Brauchen wir für diese Aufgabe wirklich eine KI? Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass alle Mitarbeitenden die nötigen Schulungen erhalten, um die Möglichkeiten und Grenzen sowie Chancen und Risiken von KI richtig einzuschätzen und zu nutzen. Dabei ist es besonders wichtig, dass KI ihre Entscheidungen transparent und nachvollziehbar trifft, damit Mitarbeitende weiterhin selbstbestimmt handeln können. Zudem müssen wir sensibel für mögliche Vorurteile sein – sei es in Bezug auf Geschlecht, soziale Herkunft oder ethnische Zugehörigkeit – und aktiv daran arbeiten, diese zu vermeiden. Schließlich lohnt es sich, über den eigenen Tellerrand zu blicken: Was machen andere Unternehmen in diesem Bereich? Und können wir von Ihnen lernen?
Wenn wir diese Punkte in unseren Überlegungen berücksichtigen, kann Künstliche Intelligenz reflektiert und verantwortungsbewusst in den Arbeitsalltag integriert werden.
Laura Crompton: Die Digitalisierung ist ein Prozess, der Zeit braucht, und jeder lernt in seinem eigenen Tempo. Künstliche Intelligenz kann vieles, aber nicht alles. Deshalb ist es wichtig, dass jeder für sich herausfindet, wo und wie KI im Arbeitsalltag helfen kann.
Am besten gelingt das durch Ausprobieren. So kann man erkennen, was KI gut kann und wo ihre Grenzen liegen. Man entdeckt Chancen, aber auch Risiken. Durch diese Erfahrung lernen wir, bewusst und sinnvoll mit KI umzugehen und sie für den eigenen Nutzen einzusetzen.
Das Interview führten Stephanie Mikulasch, Produktmarketing Managerin und Rebecca Katzenberger, Produktmanagerin und ifb-Bildungsreferentin.
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