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Betriebsratsvorsitzende Martina Bauer über die „Werkstatt-Tage Öffentlichkeitsarbeit“
Es war eine echte Premiere im April 2024: Nach intensiven Vorbereitungen fanden in Berlin erstmals die „Werkstatt-Tage Öffentlichkeitsarbeit“ des ifb statt. Vier Tage lang feilten die Teilnehmer an Projekten, haben sich ausgetauscht und Eindrücke gesammelt. Mit dabei war Martina Bauer, seit 2002 Betriebsrätin. Gleich in der Woche nach den Werkstatttagen ließ sie den Impulsen Taten folgen und stellte ihre Präsentation für die Betriebsversammlung komplett um – die Kollegen waren begeistert. Jetzt sollen weitere Projekte folgen.
Klar, dass Martina Bauer in all den Jahren als Betriebsrätin immer wieder Seminare besucht hat, um sich weiterzubilden – zum Arbeits- bzw. Betriebsverfassungsrecht, zu psychischen Belastungen, zum Datenschutz und noch viele mehr. Auf einer Veranstaltung wie den „Werkstatt-Tagen Öffentlichkeitsarbeit“ war sie allerdings bis dato noch nicht. Kein Wunder, schließlich war es auch für das ifb eine Premiere.
„Was für eine Mega-Veranstaltung“, schwärmt Martina auch mit etwas Abstand von den vier Werkstatt-Tagen im Frühjahr. Dabei war ihr auf der Anreise noch nicht ganz klar, was da tatsächlich auf sie und ihre Betriebsratskollegin warten sollte: ein offenes Konzept ohne festen Workshop-Plan, sondern freie Sessions mit den Referenten, Impulsvorträge auf der Bühne sowie jede Menge Zeit zum Netzwerken und Arbeiten an eigenen Projekten. Und all das in einer „abgefahrenen“ Location, dem Amplifier in Berlin-Mitte. Besonders die Entwicklung eines Teilnehmers beeindruckt sie noch heute: „Ich durfte seine Metamorphose hautnah miterleben. Eigentlich war er da, weil er seine nächste Versammlung mal etwas anders gestalten wollte. Am Ende ist er mit einem neuen Newsletter-Konzept, inklusive Titel, Farbgebung und Logo nach Hause gefahren.“ Allen voran die Präsentation der vielen Projektergebnisse am Ende der Veranstaltung hat positive Energien in Martina freigesetzt und „uns dazu gebracht, gleich in der nächsten Woche Dinge anders anzugehen“.
© ifb
Da traf es sich gut, dass rund eine Woche nach den Werkstatt-Tagen die Betriebsversammlung in ihrem Unternehmen anstand, einer der wichtigsten Termine im Kalender von Betriebsratsvorsitzenden. Mit einer Vielzahl an Ideen für die Öffentlichkeitsarbeit im Gepäck, machte sie sich noch am folgenden Wochenende an die Ausarbeitung ihrer Präsentation. „Als ich begonnen hatte, dachte ich mir: Das wird genauso langweilig wie sonst. Daher habe ich die Präsentation kurzerhand in ein völlig neues Format gegossen.“ Martina kürzte die Texte, fügte Bilder ein, erstellte eine Wortwolke aus der Mitarbeiterbefragung und änderte sogar das Logo und die Farben komplett. Kurzum: Die gesamte Präsentation wurde auf links gedreht – und das kam an. Nicht nur bei den Gremiumskollegen, sondern auch bei der Belegschaft – frühere Kritiker eingeschlossen. Unisono hieß es: „Das war mal was Neues, was richtig Informatives.“
Den Impuls, sich in der Öffentlichkeitsarbeit einfach mal was zu trauen, hat sie von den Werkstatt-Tagen mitgenommen. Und auch, „wenn der Alltag relativ schnell wieder zugeschlagen hat“, wie sie bedauert, sollen noch weitere Projekte folgen. Fest eingeplant sei in jedem Fall ein Newsletter. „Den habe ich bei der Betriebsversammlung angekündigt“, sagt Martina und führt weiter aus: „Unsere Mitarbeiter sollen zukünftig noch mehr erfahren, was im Betriebsrat so läuft.“ Die ersten Artikel sind bereits vorbereitet, jetzt fehlt es noch an tatkräftiger Unterstützung und einem passenden Namen für den Newsletter.
Aber auch mit dem Newsletter soll in Sachen Öffentlichkeitsarbeit keine Grenze erreicht sein – so zumindest Martinas Traum. „Sofern sich ein paar Technik-affine Mitarbeiter finden, die Spaß daran haben, wäre ein Betriebsrat-Podcast eine tolle Sache.“ Tatsächlich könnte ein solcher einen echten Mehrwert für die Treuhand-Belegschaft darstellen, denn die Kollegen müssen aufgrund ihrer Aufgaben ohnehin den ganzen Tag lesen. „Ich finde das spannend, weil wir die Möglichkeit haben, niederschwellig Informationen bereitzustellen. Und das kann alles sein, beispielsweise, wie man sich richtig krankmeldet, die Gehaltsentwicklung in Deutschland oder einfach ‚nutzloses Wissen‘.“ Martina hat sichtlich Spaß daran gefunden, die Öffentlichkeitsarbeit ihres Betriebsrats auf den Weg zu bringen, selbst, wenn sie sich „manchmal ein bisschen ausgebremst fühlt“.
Seit 1998 ist Martina bei der Treuhand, die in Hannover rund 300 und bundesweit über 1.000 Mitarbeiter hat. Als das Unternehmen Ende der 1990er-Jahre in ein neues Firmengebäude umzog, dachte sie: „Wer hat denn das geplant?“ Also informierte sie sich, wie sie ihre Bedenken an die nächsthöhere Stelle weiterleiten konnte und stieß dabei auf den Betriebsrat. Ihr nächster Gedanke: „Da müsste man dabei sein!“ Bei der folgenden Wahl ließ sie sich aufstellen, wurde 2002 direkt gewählt und ist seither im Betriebsrat. Seit 2011 ist sie Vorsitzende des Gremiums und seit dieser Amtsperiode freigestellt. „Anders wäre es nicht mehr gegangen“, spricht Martina die Doppelbelastung aus Arbeitsstelle und Ehrenamt an. Wobei das angesichts ihres Berufs als Steuerfachangestellte gar nicht so unkompliziert sei. „Bei den Steuern ändert sich in kurzer Zeit so viel, dass man ruckzuck raus ist, wenn man sich nicht täglich damit beschäftigt.“ Für eine mögliche Wiedereingliederung in den Berufsalltag hat ihr das Unternehmen Unterstützung zugesichert, dennoch würde Martina gerne über 2026 hinaus Betriebsratsvorsitzende bleiben. Auch, um die Öffentlichkeitsarbeit ihres Gremiums weiter voranzutreiben. Schließlich ist diese kein Sprint, sondern vielmehr ein Marathon – noch so eine Erkenntnis von den Werkstatt-Tagen. (tis)
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