Schon seit dem Jahr 2000 wird der Negativpreis „Big Brother Award“ verliehen. Preisträger sind jeweils besonders herausragende Datenkraken; fünf Kategorien stehen zur Auswahl. Besonders auffällig in diesem Jahr: Ein Trend zum Digitalzwang.
Werfen wir einen Blick auf die Preisträger!
Zoom unterstehe chinesischer Kontrolle und Zensur.
Kategorie Kommunikation: Zoom
Zoom, ein Anbieter von Videokonferenzsystemen, unterstehe chinesischer Kontrolle und Zensur, da sich mit der Entwicklungsabteilung ein relevanter Teil des Konzerns in dem asiatischen Land befinde, so der Vorwurf. Dort seien Videokonferenzen aktiv zensiert worden, wenn in ihnen der Tian'anmen-Platz erwähnt wurde. Zudem müsse Zoom als amerikanisches Unternehmen auf Verlangen gemäß der dortigen Gesetzgebung auch Daten von ausländischen Kunden an US-Geheimdienste weiterleiten.
Microsoft erhält wieder Preis für Lebenswerk
Microsoft erhält einen Preis für sein Lebenswerk. Zum einen sei der Konzern ein undurchsichtiger Cloud-Anbieter, zudem wegen Office 365: Mit seiner Marktmacht zwinge das Unternehmen Menschen, Unternehmen und Behörden dazu, Daten in die USA zu übermitteln. Privatpersonen würden zudem mit einem Digitalzwang behindert. Eine Nutzung der Software ohne personalisierten Account sei kaum noch möglich.
Finanzminister Lindner wurde für das Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG) „ausgezeichnet“.
Bundesfinanzminister „siegt“ in der Kategorie Behörden und Verwaltung
Finanzminister Lindner wurde für das seit dem 01.01.23 geltende Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG) „ausgezeichnet“. Personen, die mehr als 30 Privatverkäufe tätigen oder mehr als 2.000 Euro einnehmen, müssen von Plattformen wie Kleinanzeigen oder Etsy an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) gemeldet werden. Zu den übermittelten Daten gehören die Namen der Verkäufer, die Adresse, das Geburtsdatum, die Steuer-ID, die Umsatzsteuer-ID (so vorhanden) und die Kontonummer, außerdem Infos zu Gebühren und Provisionen. Die Bafin informiert dann das zuständige Finanzamt. Dort sollen Verkäufer ein „Verkaufstagebuch“ vorlegen. Das Finanzamt prüft, ob die Einnahmen steuerrelevant sind.
Kategorie Finanzen: Vorsicht beim Kontowechsel
Im Fokus der Kategorie „Finanzen“ steht hier die Firma Finleap Connect. Mehrfach soll Digitalcourage als eingetragener Verein Briefe von Finleap mit detaillierten Bankdaten von Personen erhalten haben, die nicht als Mitglieder in der Datenbank eingetragen sind und eine Einzugsermächtigung erteilt haben. Auslöser war jeweils ein Kontowechsel. In den Briefen hätten Details zu Daueraufträgen, Mandatsreferenzen und Einzugsermächtigungen gestanden. Digitalcourage hatte den Anbieter mehrmals auf dieses Problem hingewiesen.
Damit werde Digitalzwang auf Kunden ausgeübt.
Kategorie Verbraucherschutz: Digitalzwang bei der Deutschen Post DHL
Preisträger in der Kategorie Verbraucherschutz ist die Deutsche Post DHL. Die Technik ihrer Packstationen sei so umgestellt worden, dass man dort ohne Smartphone und die neue Post und DHL-App kein Paket mehr abholen könne. Denn die Fächer einiger Packstationen könnten nur mit einer App per Bluetooth geöffnet werden. Damit werde Digitalzwang auf Kunden ausgeübt. Zudem sende die App nach dem Start Daten an Trackingfirmen. (cbo)