Digitale Assistenten, Roboter und selbstfahrende Autos – Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst unseren Alltag und unser Berufsleben schon lange. Sie hilft bei Routenplanung, sortiert Inhalte in Sozialen Netzwerken, erstellt Risikoprofile für Kreditvergaben und unterstützt sogar in medizinischen Operationen. Der weltweite Bestand an Industrierobotern lag im Jahr 2022 schätzungsweise bei 3,9 Millionen. Wir alle begegnen Ihr seit Jahren, aber erst seit dem Hype um ChatGPT wird uns bewusst – die Welt steht vor großen Veränderungen.
Aber wussten Sie, dass für genau diese Veränderung Millionen von Menschen seit Jahren weltweit arbeiten? Das sind nicht die hochbezahlten Wissenschaftler in der Forschung, sondern Menschen wie Sie und ich! Sie heißen Klickarbeiter, oder Click- oder Crowdworker - und ohne diese Menschen wäre eine Künstliche Intelligenz nicht wirklich schlau. Künstliche Intelligenz muss trainiert werden, um klüger zu werden. Sie benötigt enorm viele Daten, um ihr Wissen zu erweitern. Millionen von Menschen sagen ihr, was richtig und was falsch ist. Dank moderner Technologie kann die KI diese Informationen in Sekundenschnelle verarbeiten. Damit das reibungslos funktioniert und die Qualität der Künstlichen Intelligenz steigt – und damit auch der Gewinn der High-Tech-Firmen – gibt es Klickarbeiter.
Diese Menschen arbeiten oft in Billiglohnländern. Sie verdienen sich mühsam ihren Lebensunterhalt, Cent für Cent – oder besser gesagt, Klick für Klick. Die Künstliche Intelligenz wäre nutzlos ohne die vielen Klickarbeiter, die Daten recherchieren, annotieren und bewerten, um der KI den Kontext beizubringen. Es wird geschätzt, dass es weltweit rund 20 Millionen Klickarbeiter gibt. Der Druck ist hoch. Während die Klickarbeiter gerade so über die Runden kommen, gesprochen wird hier von durchschnittlich 2 Euro die Stunde, verdienen die Tech-Unternehmen immer mehr. Die weltweiten Umsätze mit Unternehmensanwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz wurden für das Jahr 2025 auf rund 31,2 Milliarden US-Dollar prognostiziert.
Die Arbeit klingt auf den ersten Blick vielleicht verlockend.
Beispiele für Klickarbeit
Die Arbeit klingt auf den ersten Blick vielleicht verlockend. Bequem im Home-Office meldet man sich auf einer Plattform an oder schließt einen Vertrag mit Unternehmen wie Samasource, Appen, Cloudfactory oder Clickworker. Weltweit gibt es bereits etwa 2.300 Plattformen, sogenannte Klickfabriken. Diese Unternehmen vermitteln kleine Aufgaben an die Benutzer, geben die Zeit vor, in der die Aufgabe erledigt werden muss oder bestimmen die Anzahl der Klicks.
Stundenlang markieren Klickarbeiter jeden Tag Straßenschilder, identifizieren Fahrradfahrer oder hören sich Tonaufnahmen an – all das, damit selbstfahrende Autos später besser funktionieren können. Das gilt auch für Aufgaben, die heute noch von Menschen erledigt werden und in Zukunft von Maschinen übernommen werden sollen. Da markiert und beschreibt z.B. eine Klickarbeiter Bilder von Obst, damit eine Firma später automatisiert Obstsalat schneiden und abfüllen kann. Ein anderer bewertet Luftaufnahmen von Privathaushalten nach Landeplätzen für Drohnen, die später die Pakete ausliefern sollen.
Die häufigste Arbeit für KI: Bild, Video und Text Bewertung: Wenn ein Programm lernen soll, Katzen oder andere Dinge zu erkennen, wird es mit vielen Fotos gefüttert, auf denen klar zu sehen ist, was gelernt werden soll. Das gilt auch für Videos und Texte. Diese Arbeit, zum Beispiel bei der Bewertung unerwünschter Inhalte für Meta, TikTok, Instagram und anderen soziale Netzwerken, kann manchmal sehr belastend sein. Sodomie, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch, Hinrichtungen – Bilder wie aus einem Horrorfilm im beruflichen Alltag. Die psychische Gesundheit der Klickarbeiter wird dabei oft nicht ausreichend berücksichtigt.
Und hilft das Lieferkettengesetz?
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz Lieferkettengesetz, regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Dazu gehört der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne und der Schutz der Umwelt. Das Gesetz ist seit 2024 für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern verbindlich. Doch auch kleinere Unternehmen sind indirekt betroffen, wenn sie mit zukünftigen vertraglichen Änderungen konfrontiert werden.
Außen vor sind die digitalen Arbeiter weltweit.