Ein Schreckgespenst geht um: die Inflation. Alles wird teurer – manch einer hat vielleicht spontan die Bilder vor Augen, wie vor knapp 100 Jahren das Geld in Wäschekörben transportiert werden musste. Hauptauslöser der Inflation im Jahr 1923 war der Erste Weltkrieg. Gestoppt wurde sie damals erst durch die Einführung einer neuen Währung, der Rentenmark.
Und was bedeutet die heutige Inflation für Arbeitnehmer, worauf müssen sich Unternehmen einstellen?
Der Begriff der „Inflation“
Das Wort Inflation stammt aus dem Lateinischen. „Inflatio“ bedeutet so viel wie „Aufblähen“: Bildlich gesprochen blähen sich mit der Inflation die Preise auf. Verbunden mit der anhaltenden Erhöhung des Preisniveaus ist der Rückgang der Kaufkraft einer Währung.
Wir merken das als Verbraucher an den Kassen: Nicht nur Brennstoffe sind deutlich teurer geworden, auch die Preise für Lebensmittel sind stark gestiegen. Der März war der bisher teuerste Monat zum Tanken in Deutschland.
Das Ende vom Lied: Wir können wir uns mit unserem Einkommen weniger leisten. Das kann schnell existenzbedrohend werden.
Woher kommt eine Inflation?
Aber warum wird eigentlich alles teurer, was ist der Grund für die Inflation?
Im Dezember 2021 hatte die Teuerungsrate noch bei 5,3 % gelegen; im April 2022 stieg sie noch mal deutlich an auf 7,3 %. Das ist der höchste Stand seit über 40 Jahren. Zum Vergleich: 2019 lag die Inflationsrate in Deutschland bei 1,4 %.
Gründe für die deutliche Inflation sind vielschichtig. Eine Rolle spielt die Verknappung bestimmter Güter wie Baumaterial oder Computerchips wegen unterbrochener Lieferketten oder einer hohen Nachfrage. Aktuell erhöht auch der Krieg in der Ukraine die Preise. Aber auch Spekulationen verschärfen derzeit die Lage. Ökonomen erwarten, dass der Preisdruck weiterhin anhalten wird. Klaus Josef Lutz, Präsident der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, befürchtet laut Medienberichten in Deutschland sogar eine Inflation von 10 %.
Für die Unternehmen bedeuten die gestiegenen Kosten, z.B. aufgrund von teurerem Material oder hohen Energiepreisen, dass sie selbst ihre Preise erhöhen müssen. Am Ende schlägt das auf die Verbraucherpreise durch.
Für Arbeitnehmer bringt die zunehmende Inflation weitere Nachteile mit sich: Die Kaufkraft ihres Lohnes nimmt ab.
"In dieser Situation müssten auch die Löhne steigen."
Forderung nach höheren Löhnen
Aldi reagiert auf den Preisdruck und erhöht den Mindestlohn im Unternehmen – von aktuell 12,50 € auf 14 € pro Stunde. Gelten soll das ab Juni. „Alles wird aktuell teurer und das spüren natürlich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, teilte das Unternehmen zur Begründung mit. Zudem verwies es auf die hohe Inflation als Grund für die Lohnerhöhung.
In dieser Situation müssten auch die Löhne steigen, fordert DIW-Präsident Marcel Fratzscher im Deutschlandfunk. Ansonsten würden Arbeitslosigkeit und schwaches Wachstum drohen. Zudem sei ein Umdenken nötig. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und gestörter Lieferketten dürfe man nicht mehr bloß auf Globalisierung, Kosten und Effizienz achten. Produktion in Europa und Verteilung auf mehr Standorte könnten eine Lösung sein.
Vorstoß aus Großbritannien
In Großbritannien reagieren indes zwei große Einzelhändler mit Preissenkungen und Lohnerhöhungen. So senkt die Kette Morrisons bei mehr als 100 Hauptprodukten die Preise, so die Fachzeitschrift „The Grocer“. Zum Beispiel die Preise für Eier und Müsli sollen um durchschnittlich 13 % sinken.
Und das ist nicht alles: Außerdem will das Unternehmen die Löhne um 4,5 % anheben. Insgesamt will Morrisons 86,5 Mio. Euro investieren. Ähnlich Wettbewerber Asda in Großbritannien: Geplant sind hier Preissenkungen von durchschnittlich 12 % für eine Reihe von frischen Lebensmitteln sowie eine Erhöhung des Stundenlohnes. Britische Arbeitnehmervertreter begrüßten die Maßnahmen. (CB)