Liebe Nutzer,
für ein optimales und schnelleres Benutzererlebnis wird als Alternative zum von Ihnen verwendeten Internet Explorer der Browser Microsoft Edge empfohlen. Microsoft stellt den Support für den Internet Explorer aus Sicherheitsgründen zum 15. Juni 2022 ein. Für weitere Informationen können Sie sich auf der Seite von -> Microsoft informieren.
Liebe Grüße,
Ihr ifb-Team
Thomas Herzberg hat in über 20 Jahren als Betriebsrat und 46 Jahren Arbeitsleben viele Überraschungen erlebt
Betriebsrat Thomas Herzberg sagt: „Wenn Du etwas erreichen willst, brauchst Du eine Taktik.“ Das gilt auch für Betriebsversammlungen, meint der 63-Jährige. Einmal schrieb er Olaf Scholz direkt an, ob der nicht mal bei der Hamburger Müllverwertungsanlage am Rugenberger Damm vorbeischauen möchte. Und? Er kam! Thomas Herzbergs Mut hatte sich ausgezahlt, wie so oft in seinen 46 Arbeitsjahren.
Thomas Herzberg: Im Seminar habe ich gelernt, dass man Betriebsversammlungen möglichst interessant gestalten soll (grinst). Also habe ich als Betriebsratsvorsitzender immer versucht, Gastredner einzuladen. Und irgendwann habe ich mir gedacht, einfach mal ganz nach oben zu greifen. Und habe den damals Ersten Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz, angeschrieben: Ob er nicht Lust hätte, was zu erzählen. Nach drei Wochen kam dann die Bestätigung seiner PR-Abteilung.
Thomas Herzberg: Ein sehr angenehmer Mensch. Ich hatte den Eindruck, dass er sich nicht vor den Karren spannen lässt. Er hat sich mehr für die Mitarbeiter als die Geschäftsführung interessiert und sich vieles angehört, ist sogar eine Zeit lang sitzen geblieben. Sein Vortrag war lustig, er wusste genau Bescheid und hat niemanden von oben herab behandelt – das kenne ich gerade bei Politikern auch anders. Für ihn war es natürlich ein Heimspiel.
Thomas Herzberg: Nichts Akutes, weil ich finde, dass wir dank des Betriebsverfassungsgesetzes ein super System haben. Das Personalvertretungsgesetz hingegen finde ich ein bisschen dünn, da wären mehr Möglichkeiten – wie für den Betriebsrat – sicherlich wünschenswert. Ein anderer Punkt wäre mir jedoch wichtiger, wobei der nicht direkt etwas mit dem BR-Amt zu tun hat: Es gibt ja immer noch Bundesländer, die keinen Bildungsurlaub erlauben. Das verstehe ich nicht, weil da eigentlich nichts dagegenspricht und wir ein bisschen mehr in die Zukunft blicken müssen.
Thomas Herzberg: Andersrum! Ich würde mir wünschen, dass sich die Älteren etwas von der jüngeren Generation abschauen. Es ist nicht immer „Arbeit first“ im Leben, sondern es gehört mehr dazu. Deshalb habe ich vor ein paar Jahren Stunden reduziert, hatte dadurch eine Vier-Tage-Woche, was meinem Leben nochmal einen ganz neuen Aspekt gegeben hat. Warum sollten Menschen nicht etwa mal ein Sabbatical nehmen, um sich die Welt anzuschauen?
Thomas Herzberg: Dank all der Seminare, an denen ich teilgenommen habe, hatte ich immer einen guten Einblick in andere Firmen, konnte mir ein großes Netzwerk aufbauen. Dazu haben mir die Tipps der Referenten immer viel gebracht. Ganz besonders waren die Rhetorikseminare, die viel dazu beigetragen haben, die Betriebsversammlungen immer lebendig gestalten zu können. Motiviert haben mich zudem die Veränderungen in der Arbeitswelt. Heutzutage gibt es viel zu viele Vorgesetze und zu wenig Führungskräfte. Das ist ein Unterschied: Führungskräfte sind in der Lage, zu führen. Das habe ich all die Jahre versucht, bei uns zu glätten.
Thomas Herzberg: Dass wir es geschafft haben, dass der Betriebsrat einen guten Platz bei den Mitarbeitern hatte – es war viel Vertrauen da. Selbst der Geschäftsführer war etwas geknickt, als ich aufgehört habe, auch wenn man immer miteinander gekabbelt hat. So sind Verhandlungen eben, aber es war stets respektvoll. Das schreibe ich unserem Betriebsrat auf die Fahne: Wir konnten gut miteinander arbeiten.
Thomas Herzberg: Für mich war am schlimmsten, bei Betriebsratsversammlungen an verstorbene Kollegen zu erinnern – das hat mich immer sehr bewegt, gerade wenn sie jung waren. Davon abgesehen, würde ich sagen, dass es keine klare „Niederlage“ gab.
Thomas Herzberg: Eigentlich darauf, meine eigene Geschwindigkeit zu finden. Jahrzehntelang hat die Arbeit den Takt vorgegeben, davor die Schule. Nun komme ich wieder in die Zeit vor der Einschulung – völlige Selbstbestimmung also. Das freut mich, macht mich aber zeitgleich ein wenig unruhig, was das mit mir anstellt. Mein zukünftiges Motto ist jedenfalls: 365 Tage im Jahr Urlaub, ich will das Leben noch leben! Wobei ich mich schon in einem Fitnessstudio angemeldet habe, weil dieser Köper irgendwann sagen wird: Ich stell den Betrieb ein. Deswegen ist es mir wichtig, was zu machen.
Thomas Herzberg: Es war viel aufzuräumen, viele Papiere durchzuschauen. Da dachte ich mir ein ums andere Mal: „Boah, ist das lange her.“ Außerdem hat man ja seit der Ausbildung jede Menge Wissen aufgebaut. Das an die Kollegen weiterzugeben, war mir sehr wichtig. Wenn’s brennt, bin ich natürlich weiterhin da. Aber ich will ja nicht ständig angerufen werden (lacht). (tis)
Kontakt zur Redaktion
Haben Sie Fragen oder Anregungen? Wenden Sie sich gerne direkt an unsere Redaktion. Wir freuen uns über konstruktives Feedback!