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„Ich will etwas zurückgeben“

© Volker Langkabel
Stand:  16.6.2025
Lesezeit:  03:45 min
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Volker Langkabel ist Schwerbehindertenvertreter und Betriebsrat

Fast ein halbes Leben im Unternehmen: Seit 44 Jahren ist Volker Langkabel bei Herose beschäftigt, einem Hersteller von Industriearmaturen. Schwerbehindertenvertreter wurde er „erst“ 2019, ein persönlicher Schicksalsschlag änderte damals seine Sichtweise. Von da an hat er mit Herz, Klartext und Beharrlichkeit das Thema Inklusion im Unternehmen tiefer verankert. Seit 2022 ist er zudem Mitglied im Betriebsrat. 

Persönlicher Wendepunkt

Angefangen hatte Volker Langkabel einst als Auszubildender zum Technischen Zeichner bei Herose in Bad Oldesloe, einem Hersteller von Armaturen und Sicherheitsventile, insbesondere für die Tieftempertaturtechnik. Später war er viele Jahre europaweit als Einkäufer für das Unternehmen unterwegs. Immer engagiert und strukturiert – sich selbst bezeichnet er im Nachhinein als echten „Workaholic“. 2019 veränderte ein persönlicher Schicksalsschlag seine Sichtweise: Der Tod der Mutter, die der heute 60-Jährige über Monate in einem Pflegeheim begleitete, öffnete ihm die Augen für einen Aspekt, den er bislang eher ausgeblendet hatte: die Schwerbehindertenvertretung. 

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Viele wussten gar nicht, dass wir überhaupt eine SBV haben.

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„Ich habe gesagt: Jetzt ist mal Zeit, etwas zurückzugeben“, erzählt er. „Ich habe jahrzehntelang genommen, jetzt will ich Menschen unterstützen, die es schwer haben im Leben.“ Als 2019 die SBV-Wahl anstand, war das Thema im Unternehmen noch kaum präsent. „Viele wussten gar nicht, dass wir überhaupt eine SBV haben“, erinnert er sich. Der Betriebsrat drängte in jener Phase darauf, die Schwerbehindertenvertretung neu aufzustellen – prompt wurde Volker gewählt. 

Von da an nahm er das sprichwörtliche Heft in die Hand: Zunächst stellte er sich im Rahmen der Betriebsversammlung der rund 380-köpfigen Belegschaft vor, richtete zwei Infowände mit allerlei Wissenswertem zum Thema Schwerbehinderungen ein und installierte feste Sprechstundentermine. Außerdem ließ er sich gerade in der Anfangszeit intensiv schulen, um als kompetenter Ansprechpartner fungieren zu können. „Ich habe mich in alle Schwerpunkte reingebissen“, sagt er rückblickend. „Ich wollte einfach, dass die Leute wissen, was sie für Rechte haben.“ 

Von zwölf auf 36 – durch Aufklärung und Vertrauen

Als Volkers SBV-Amtszeit startete, gab es im Unternehmen offiziell zwölf schwerbehinderte oder ihnen gleichgestellte Mitarbeiter – heute sind es 36. „Das sind fast alle Leute, die hier schon länger arbeiten“, sagt er. Aber warum haben diese erst dann ihren Grad der Behinderung feststellen lassen? „Weil wir ihnen zeigen konnten: Ihr müsste keine Angst haben. Ihr habt nur Vorteile: Schutz, Unterstützung und jemanden, der sich kümmert“, betont er in diesem Zusammenhang stets die konstruktive Zusammenarbeit bei ihnen von Unternehmensleitung, Betriebsrat und Schwerbehindertenvertretung in Sachen Inklusion.

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Ihr habt nur Vorteile: Schutz, Unterstützung und jemand, der sich kümmert.

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Gleich zu Beginn seiner Amtszeit sorgte er dafür, dass seine Stellvertreterin nicht nur im Verhinderungsfall einspringt, sondern ihn aktiv unterstützen kann. „Das ergänzt sich perfekt, weil sie Dinge sieht, die ich in der Verwaltung nicht sehe.“ Das Unternehmen hat das verstanden und akzeptiert, worüber er noch heute sehr glücklich ist. Seither treten die beiden als eingespieltes SBV-Duo auf.

Beratung auch außerhalb der Firma 

Neben seiner SBV-Tätigkeit ist Volker auch außerhalb des Unternehmens ehrenamtlich engagiert. Beim „Sozialrat Deutschland e.V.“ berät er einmal wöchentlich Menschen, die z.B. Unterstützung bei Gleichstellungsanträgen benötigen. „Ich kenne mich da ganz gut aus, warum sollte ich das also nicht weitergeben“, sagt er. „Bisher habe ich noch jeden Gleichstellungsantrag durchbekommen. Und wenn Leute mir Jahre später sagen: Gut, dass du damals für mich da warst, ist das eigentlich der größte Lohn.“

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Ich kann helfen, aber ich muss nicht alles mit nach Hause nehmen.

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Schließlich weiß Volker ganz genau, wovon er spricht. Seit seinem fünften Lebensjahr lebt er mit Typ-1-Diabetes, in den Neunzigerjahren wurde bei ihm ein GdB von 50 festgestellt. „In jungen Jahren habe ich das ignoriert. Aber mit der Zeit merkt man die Folgen und dann ist man froh, wenn man abgesichert ist.“ Gerade deshalb fällt es ihm heute leicht, sich in andere hineinzuversetzen. Ob es um chronische Erkrankungen geht, plötzliche Diagnosen oder psychische Belastungen: Mit Leib und Seele ist er bei jeder Beratung dabei, auch dann, wenn es sich um schwere Schicksale handelt. Dass ihn das  gelegentlich emotional mitnimmt, gibt er offen zu. Mittlerweile hat er gelernt, sich zu schützen, beispielsweise dank eines Resilienz-Seminars, das ihn nachhaltig geprägt hat. „Seitdem weiß ich: Ich kann helfen, aber ich muss nicht alles mit nach Hause nehmen.“

Ausgang der BR-Wahl entscheidet über Renteneintritt 

Volkers größter Wunsch ist, die SBV fest ins Bewusstsein aller zu verankern – Führungskräfte, Betroffene und andere Kollegen. „Ich will, dass jeder weiß: Ich bin für alle da, schließlich kann durch Erkrankungen jeder urplötzlich auf Unterstützung angewiesen sein.“ Aufgrund der umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit ist er der Meinung, rund 70 Prozent seines Ziels bereits erreicht zu haben. Ein bisschen was fehlt also noch, doch das nimmt er sich einfach für die nächste Zeit vor. 

Wie lange er das SBV-Amt noch ausüben möchte? Mit 63 will der heute 60-Jährige eigentlich in Rente gehen. Sollte er im Frühjahr 2026 nochmal in den Betriebsrat gewählt und im Herbst 2026 bei der SBV-Wahl bestätigt werden, verspricht er allerdings: „Dann würde ich die Amtsperiode in jedem Fall durchziehen und zwei Jahre verlängern.“ (tis)

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