Wenn das Wort Digitalisierung in Verbindung mit Deutschland fällt, denken viele zunächst an Bürokratismus und Papierkrieg. Der Digitalisierungsschub der Wirtschaft aus den Pandemiejahren ist leider wieder abgeflacht – trotz der Wirtschaftskrise. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beträgt der Digitalisierungsindex im Jahr 2023 108,6 Punkte im Vergleich zu 110,5 Punkten im Jahr 2022. Dieser Index misst den Stand der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland anhand von 36 Indikatoren und bildet verschiedene Aspekte der Digitalisierung ab. Nach dem starken Anstieg im Jahr 2021 kann also eher von einer Seitwärtsbewegung der Digitalisierung gesprochen werden. Besonders interessant ist daher die Digitalisierungsumfrage 2023 der Deutschen Industrie– und Handelskammer, die am 1. Februar 2024 vorgestellt wurde. Wie sehen sich die Unternehmen beim digitalen Fortschritt?
KI als großes Zukunftsthema
Künstliche Intelligenz (KI) gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Kein Wunder also, dass die Unternehmen darin eine große Chance sehen. Der Anteil der Unternehmen, die KI oder Machine Learning einsetzen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 13,8 auf 26,8 Prozent verdoppelt. Ein weiteres Drittel plant den Einsatz von KI für die Zukunft. Das ist ein Anstieg um starke 24 Prozentpunkte. Unser Nachteil ist sicherlich die Anforderung an den Breitbandausbau, denn der Datenstrom wächst potenziell mit einer großen Geschwindigkeit und eine entsprechende Infrastruktur ist eine Voraussetzung und Herausforderung der Zukunft.
Welche Motive haben Unternehmen für die Digitalisierung?
Kostenreduzierung an erster Stelle? Auch wenn uns die täglichen Nachrichten zu den Arbeitsplatzreduzierungen suggerieren, dass Kostenersparnis der stärkste Treiber der Digitalisierung ist, so ist es laut Statistik doch die Flexibilisierung der Arbeit mit 68 Prozent; gleich gefolgt von der Qualitätsverbesserung mit 67 Prozent. Im Fokus liegen hierbei die unternehmensinternen Prozesse und die Vernetzung mit anderen Unternehmen oder Unternehmensteilen. Die Kosteneinsparung steht erst an dritter Stelle mit 63 Prozent. Langfristige Entwicklungen und Innovationen (37 Prozent) sind anscheinend bei der Motivation für die Digitalisierung noch weniger im Fokus. Wenn wir die Ergebnisse wie Schulnoten betrachten würden, lägen wir eher im Mittelfeld. Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, kommentiert das Ergebnis der Umfrage so: "Im Schnitt reicht es zwar nur für die Schulnote drei, aber wir sehen einen Zug nach oben".
Welche Herausforderungen bringt die Digitalisierung mit sich?
Die Digitalisierung erfordert eine Neugestaltung von Prozessen. Doch dies braucht Zeit und finanzielle Mittel - nicht jedes Unternehmen erfüllt diese Voraussetzungen.
Die Unternehmensstrukturen sind über viele Jahre gewachsen und funktionieren immer noch gut. In ein funktionierendes System einzugreifen, erfordert daher eine vorausschauende Planung und stellt in manchen Unternehmen sogar einen echten Kraftakt dar. Oftmals fehlen intern die richtigen Experten, um die notwendigen digitalen Schritte umzusetzen. Zudem dürfen die Sicherheits- und Datenschutzrisiken einer solchen Umstrukturierung nicht unterschätzt werden. In vielen Unternehmen herrscht hier Unsicherheit aufgrund mangelnder Kenntnisse. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Digitalisierung ist jedoch vorhanden: Unternehmen wissen, dass sie sich digitalisieren müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Daher sind Zeit, Komplexität und Geld die zentralen Herausforderungen bei der Umsetzung.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Digitalisierungsumfrage auf einem Blick
- Die Unternehmen bleiben am Ball und der digitale Wandel schreitet trotz Krisenmodus voran.
- Die drei wichtigsten Motive für eine Digitalisierung sind flexibles Arbeiten, Qualitätsverbesserung und das Sparen von Kosten.
- Die mangelnde Zeit und hohe Komplexität stellen die größten Herausforderungen bei der Umsetzung dar.
- Die deutsche Wirtschaft setzt vermehrt auf Künstliche Intelligenz, wobei die Digitalisierung eine Voraussetzung für die Einführung ist.
- Die Rechtliche Unsicherheiten sind Hindernisse bei der Datennutzung.
Mit der digitalen Transformation werden politische Forderungen laut
Da Künstliche Intelligenz auf der Verfügbarkeit von Daten basiert, sind ein praxistaugliches Datenökosystem und einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen sowie eine Infrastruktur für datenbasierte Innovationen unerlässlich. Nur der Aufbau eines zuverlässigen Glasfasernetzes kann den Bedarf der Unternehmen in Zukunft decken. Hoffen wir hierbei auf gutes Gelingen! (sw)