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Ohren auf für eine gute Betriebsratsarbeit!

Gespräche, Gerüchte und (keine) Geheimnisse

Heute ist die wöchentliche Sprechstunde unseres Betriebsrats. Was sich da tut, ist wie immer völlig unklar. Es kann ein langweiliger Vormittag werden, an dem nix los ist. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass es emotional wird. Denn aufgrund einer recht hohen Arbeitsbelastung liegen die Nerven im Unternehmen blank. An manchen Tagen fühlt man sich hier weniger als Betriebsrat, sondern mehr als Kummerkasten.

© Adobe | shchus

So froh ich als Betriebsrat über das Vertrauen der Kollegen bin, so schwierig ist es manchmal, den Kummer der Kollegen auszuhalten und sich gegen den Ärger zu wappnen. Manchmal fühle ich mich wie ein Blitzableiter. Aber ich finde, auch das gehört zu unseren Aufgaben als Betriebsrat. Wir sind nicht nur gewählt, um mit dem Chef zu verhandeln. Wir sind auch gewählt, um den Sorgen unserer Kollegen auf die Spur zu kommen und ihnen einfach mal unsere Aufmerksamkeit, unser Ohr zu schenken, Wenn wir das nicht tun, wer dann?

Ab und zu reicht es dann schon, wenn Kollegen mal die Möglichkeit haben, ihrem Ärger Luft zu machen. Das kenne ich von mir auch. Ist es einmal ausgesprochen, verpufft einiges vom dahinter steckenden Frust. Manchmal erscheint das Problem dann gar nicht mehr so groß.

Häufig genug tauchen durch genaues Zuhören aber auch Konflikte zu Tage, von denen wir vielleicht sonst nix mitbekommen hätten. Dann bin ich froh, so genau hingehört zu haben.

Im Betriebsrat diskutieren wir seit einiger Zeit die Frage, wie wir am besten an Informationen kommen.

Kummerkasten: Kein Ort für Beleidigungen

Unsere Vor-vor-vorgänger haben einmal einen „Kontaktwürfel" aufgehängt, einen schlichten Briefkasten aus dem Baumarkt. Heutzutage wird der lange nicht mehr so viel genutzt wie früher, alle paar Wochen finden wir mal eine Nachricht darin. Das Problem ist, dass wir ja trotzdem täglich reingucken müssen. Und das andere Problem ist, dass auch mal anonyme Nachrichten drin sind. Wie sollen wir dann darauf reagieren? Noch blöder ist es, wenn pauschal unsere Arbeit kritisiert wird. Das gab es auch ein Mal.

In der letzten Betriebsversammlung hatten wir deswegen das Thema „Kummerkasten" auf der Agenda. Wir haben unseren Standpunkt deutlich gemacht, dass man dort NICHT gedankenlos alles einwerfen kann. Konstruktive Kritik ist in Ordnung, aber feige, anonyme Beleidigungen gehen zu weit, egal ob gegen uns, gegen Kollegen oder gegen den Arbeitgeber.

Stimmungsabfrage: Eine neue Erfahrung

Auf der Betriebsversammlung konnten wir dann auch das erste Mal eine Stimmungsabfrage testen, ein Tipp aus einem ifb-Seminar.

Vor der Betriebsversammlung hatten wir Klebepads in verschiedenen Farben ausgelegt. Jeder war aufgerufen, sich die Farbe auszusuchen, die seine momentane Stimmung am besten ausdrückt. Alles wurde auf Flipcharts geklebt; wer wollte konnte unten noch kurz ergänzen, warum er sich für eine bestimmte Karte entschieden hatte. So hatten wir schnell ein Stimmungsbild; sehr gemischt, wie erwartet. Wir sind auch direkt darauf auf das Ergebnis eingegangen und haben gezielt ein paar Worte an die gerichtet, die sich rote Karten ausgesucht hatten: Meldet euch bei uns! Kommt in die Sprechstunde! Schreibt uns an!

T-Shirt als Türöffner

Immer wieder machen wir Betriebsräte auch abwechselnd einen Rundgang durchs Haus. Ich habe letztens dazu ein selbst kreiertes T-Shirt getragen, auf dem „Ohr des Betriebsrats" stand. Und was soll ich sagen? Es war ein Türöffner, auch weniger gesprächige Kollegen kamen auf mich zu. Und ich glaube, einige wissen erst seitdem, dass ich im Betriebsrat bin!

Das Shirt werde ich sicher immer mal wieder rauskramen. Aber ich glaube, die Aktion hat schon jetzt eine neue Vertrauensbasis mit ein paar Kollegen geschaffen. Denn nicht allen fällt es leicht, über ihre Sorgen zu sprechen. Bleibt alles geheim, hilft das aber niemandem! Und ein Schwätzchen ist natürlich eine sehr gute Gelegenheit ist, um Stimmungen einzufangen und problematische Themen zu erfahren.

Zurück zur Sprechstunde!

Meine Sprechstunde ist für heute fast rum. Es gab tatsächlich mehrere Besucher, wobei ich bei ein oder zwei von ihnen ehrlich nicht weiß, ob sie die Gerüchte, dass ich immer ein bisschen Schokolade oder Kuchen dabeihabe, nicht angelockt hat...  Ein Thema hatten sie nämlich nicht wirklich. 

Emotional war es aber auch. Eine Kollegin hat mir ihr Herz ausgeschüttet, weil sie mit ihrer Abteilungsleiterin nicht zurechtkommt. Da ist sie nicht alleine, die Stimmung in ihrer Abteilung ist leider mies. Die Gerüchte kochen hoch, dass sich Kollegen aus der Abteilung schon nach neuen Jobs umgesehen haben. Wir werden das Thema mit in die nächste Betriebsratssitzung nehmen.

Ausgleich nutzen

Aber jetzt erstmal: Feierabend. Ich gehe zum Ausgleich gerne eine Runde joggen, einer meiner Kollegen entspannt am besten bei einem guten Buch. Wir haben im Gremium aber alle erst lernen müssen, dass wir als „Blitzableiter" auch selbst einen Ausgleich brauchen. Nur so können wir entspannt Ohren (und Augen) nutzen – im Sinne einer guten Interessenvertretung für die Kollegen.

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