Sie haben für eine starke Mitarbeitervertretung bei Zalando gekämpft – mit Erfolg. Benjamin Eisenführ brachte Ende 2019 mit zwei Kollegen die Wahl eines Betriebsrats bei der Zalando-Konzernmutter auf den Weg. Ein langer Weg, der am Ende sehr erfolgreich war. 31 Betriebsräte wurden am 30. Oktober 2020 bei der Zalando SE frisch gewählt.
Startschuss zur Wahl
Startschuss zur Wahl der neuen Mitarbeitervertretung war im Dezember 2019 in der Mercedes-Benz-Arena. Auf einer Betriebsversammlung wurde dort von den rund 2.500 anwesenden Mitarbeitern ein 11-köpfiger Wahlvorstand gewählt. Benjamin Eisenführ war einer davon.
Der 41-Jährige ist seit mehr als neun Jahren im Unternehmen in verschiedenen Funktionen tätig. Er arbeitet gerne bei Zalando, sagt er, das Klima dort sei gut. „Trotzdem war es an der Zeit einen Betriebsrat zu gründen, der mit den starken Mitbestimmungsrechten nach dem Betriebsverfassungsrecht ausgestattet ist.“
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Benjamin Eisenführ, Jahrgang 1979, ist seit April 2011 bei Zalando, aktuell als Produktmanager in der Softwareentwicklung bei der Zalando SE.
Aus für die „alternative Mitarbeitervertretung“
Bislang gab es bei Zalando nur eine alternative Mitarbeitervertretung namens „ZEP“. Ein Ersatz für einen Betriebsrat war das nicht. „Auf den Fluren wurde immer mal über einen Betriebsrat gesprochen“, erzählt Benjamin Eisenführ.
Für ihn sei besonders das Erlebnis eines guten Freundes ausschlaggebend gewesen, die BR-Wahl voranzutreiben. Im Rahmen von Umstrukturierungen hatten diesen Freund schwere Einschnitte getroffen. Das sei nicht gut gelaufen, zumal Zalando eigentlich eine bessere Kultur habe. Für diese gute Kultur will er sich jetzt weiter stark machen. Mit einer Betriebsratsgründung sollte man nicht zu lange warten, meint er: „Wer gründet, wenn er hoch frustriert ist, ist nicht mehr konstruktiv."
Der Zalando-Wahlvorstand ist auf Nummer sicher gegangen und hat auf eine „hybride“ Wahl gesetzt.
Betriebsratswahl trotz Pandemie
Der Wahlvorstand hat lange überlegt, wie eine Betriebsratswahl in Corona-Zeiten sicher ablaufen kann. „Online, Briefwahl, Abwarten? Wir haben uns anwaltlich beraten lassen, “ berichtet Benjamin Eisenführ. Denn Arbeitsminister Hubertus Heil habe bei all den Corona-Regeln vergessen, die BR-Wahlen zu regeln. Dies sollte dringend nachgeholt werden, regt Eisenführ an; auch deshalb, weil in Zukunft immer mehr Kollegen im Home-Office sein werden.
Der Zalando-Wahlvorstand ist auf Nummer sicher gegangen und hat auf eine „hybride“ Wahl gesetzt: Briefwahl für alle plus der Möglichkeit, in hygienische Wahlkabinen auf dem Zalando-Campus zu gehen. Dort habe man natürlich auf die Hygiene und auf die Einhaltung von Abständen geachtet.
Alles lief glatt am Wahltag: 31 Betriebsräte wurden gewählt – Benjamin Eisenfuhr ist einer davon. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 40 %, etwa 2.000 Mitarbeiter gaben ihre Stimme ab. Besonders beachtlich: Mit 95 % hatte die Briefwahl eindeutig die Nase vorn.
Wie geht es weiter?
Für den Arbeitgeber ist die Zusammenarbeit mit Betriebsräten nicht neu. Schon die Lager in Erfurt, Lahr und Mönchengladbach haben Betriebsräte, ebenso die Zalando Fotostudios und der Customer Service International.
Der Betriebsrat ist gespannt auf die anstehenden Aufgaben. Schon die Wahl habe die Geschäftsleitung „positiv und offen“ begleitet. Sein Anliegen ist jetzt unter anderem die Verbesserung der Transparenz, denn nur Transparenz bilde Vertrauen. Oft wusste der Aktionär bislang mehr als der Mitarbeiter, meint er. „Man mag Veränderung, aber nur, wenn man früh genug abgeholt wird“.
Zalando dürfte als Online-Händler einer der Gewinner der Corona-Pandemie sein. Auch Themen wie Überstunden und Zeiterfassung werden deshalb sicher in Kürze auf der Agenda des Betriebsrats stehen. Auch Kurzarbeit ist ein Thema mit Blick auf die Zalando-Stores.
Es gibt also viel zu tun für den frisch gewählten Betriebsrat. Wir wünschen einen gelungenen Start! (EV; CB)