In den ersten 9 Monaten im Jahr 2024 gab es im Schnitt Krankschreibungen bei den Erwerbstätigen von 14,13 Tagen. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es noch 13,82 Tage, 2019 sogar nur 11,40 Tage. Auffällig sind dabei besonders viele Erkältungsdiagnosen: Im Schnitt war in den ersten neun Monaten dieses Jahres jeder bei der Techniker Krankenkasse versicherte Erwerbstätige 3,24 Tage aus diesem Grund krankgeschrieben. An zweiter Stelle standen psychische Erkrankungen, etwa Depressionen oder Angststörungen, an dritter Stelle Krankheiten des Muskelskelettsystems wie z.B. Rückenschmerzen.
Hintergrund ist eine deutlich verbesserte statistische Erfassung der Krankheitstage.
Was ist die Ursache?
Schnell wird der Vorwurf laut , dass das neue System der telefonischen Krankmeldung dazu verleitet, einfach mal blauzumachen. Ein Anruf – ist ja so kinderleicht?
Tatsächlich muss man jetzt aber genauer hinschauen: Denn nahezu zeitgleich mit der dauerhaften Einführung der elektronischen Krankschreibung wurde auch die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) eingeführt. Das hat zur Folge, dass es jetzt natürlich eine deutlich verbesserte statistische Erfassung der Krankheitstage gibt. Denn, Hand aufs Herz, wer hat schon immer den „gelben Schein“ nicht nur an den Arbeitgeber, sondern auch an die Krankenlasse geschickt?
Wir halten fest: Auch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist für den Anstieg der gemeldeten Krankheitszahlen verantwortlich!
Ein wichtiger Schritt für die Entlastung des Gesundheitssystems!
Wir sind vorsichtiger geworden
Seit Corona ist jeder im Umgang mit Erkältungskrankheiten vorsichtiger geworden: Sprich: Ging man früher mit Halsschmerzen, Triefnase und dickem Kopf im Zweifel noch zur Arbeit, ist heute das Bewusstsein größer, niemanden anstecken zu wollen.
Ist die telefonische Krankschreibung nun gut – oder nicht?
Sich per Anruf beim Arzt krankschreiben lassen – das ist bequem und gut für alle!
Zum einen ist es sinnvoll, sich nicht in überfüllten Wartezimmern aufhalten zu müssen, bloß weil man eine AU benötigt. Und: Die telefonische AU ist eh gedeckelt – z.B. auf maximal fünf Tage, wenn der Patient in der Praxis bekannt ist.
Außerdem, das darf man nicht vergessen, ist dies ein wichtiger Schritt gewesen für die Entlastung des Gesundheitssystems, Stichwort Hausärztemangel. Wer schonmal stundenlang im Wartezimmer gesessen hat weiß, wovon wir sprechen! Und Belege für einen größeren Missbrauch als früher gibt es sowieso nicht.
Was kann helfen?
Wird nun der Ruf nach Halbtagskrankschreibungen und der Absenkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall laut, dann verkennt man Ursache und Wirkung. Ziel sollte nicht eine statistische Reduzierung der Fehlzeiten sein, sondern einfach eine gesundere Belegschaft: Weniger Stress, gute Arbeitsbedingungen und auch ein breites Angebot des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Denn eins ist klar: Wer krank zur Arbeit geht, gefährden damit sich - und andere. (cbo)