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Online-Krankschreibungen im Kreuzfeuer

Fördern digitale Ärzte-Plattformen hohe Krankheitszahlen?

Die Anzahl der Krankheitstage von Arbeitnehmern sind in diesem Jahr deutlich gestiegen - und prompt fordern Arbeitgeber die Abschaffung von Online-Krankschreibungen. Tatsächlich klingen die Angebote der zahlreichen Online-Arztplattformen verlockend, die mit Video-Sprechstunden und telefonischen Krankschreibungen werben. Was steckt hinter den Vorwürfen gegenüber der Telemedizin?  Hausärzte halten die Aufregung für übertrieben. 

Stand:  29.10.2024
Lesezeit:  02:00 min
Krankschreibung online  | © AdobeStock | sofiko14

In den letzten Jahren hat sich die Telemedizin etabliert. Eine Umfrage von Capterra unter 4.000 Patienten aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien ergab, dass 91 % von der Telemedizin überzeugt sind – und dazu gehören Videosprechstunden ebenso wie Krankschreibungen per Telefon oder Videokonferenz.  

Es bietet natürlich auch viele Vorteile, denn wer möchte mit Husten, Schnupfen und Fieber auch noch raus aus dem Bett zum Arzt? Die Sprechstundenhilfe am Telefon sagt genervt, dass die Patienten lange warten müssen, weil der Terminkalender gerade überfüllt ist. Das sind keine idealen Bedingungen, um gesund zu werden. Da klingen die Angebote der zahlreichen Online-Arztplattformen, die mit Video-Sprechstunden und telefonischen Krankschreibungen werben, besonders verlockend. 

„Erhalten Sie Krankschreibungen und Atteste in wenigen Minuten von Ärzten via Internet."

Krankschreibung online, ganz einfach? 

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Krankschreibung per Telefon seit dem 7. Dezember 2023 dauerhaft eingeführt. Kein Wunder, dass Internetportale mit Slogans werben wie: „Erhalten Sie Krankschreibungen und Atteste in wenigen Minuten von Ärzten via Internet. Unser Service ist für alle Privat- und Kassenpatienten kostenfrei.“ 

Das klingt doch gut und bringt viele Vorteile für die Patienten mit sich:  

  • Zeitersparnis im Vergleich zum Arztbesuch, 
  • Abbau von Bürokratie, 
  • weniger Infektionsrisiken wegen Vermeidung von überfüllten Wartezimmern. 

Laut einer Studie des Bundesverbandes für Betriebskrankenkassen beträgt die durchschnittliche Wartezeit beim Arzt 27 Minuten, beim Spezialisten sogar über 30 Minuten. 

Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) kann nur ausgestellt werden, wenn ein persönlicher oder telefonischer Kontakt mit einem Arzt besteht.

Ist ein Missbrauch über die Portale möglich? 

Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) kann nur ausgestellt werden, wenn ein persönlicher oder telefonischer Kontakt mit einem Arzt besteht. So müssten Patienten in den letzten 2 Jahren mindestens zwei Mal in der Praxis gewesen sein.  
Bei leichten Erkrankungen können Krankschreibungen bis zu fünf Tage nach einem telefonischen Gespräch oder bis zu sieben Tage über eine Videosprechstunde ausgesprochen werden. Wenn der Arzt die Versicherten nicht kennt, können diese sich nur für bis zu drei Tage krankschreiben lassen.  

Eine telefonische Verlängerung der Krankschreibung ist normalerweise nicht möglich, es sei denn, die erste Krankschreibung wurde während eines persönlichen Arztbesuchs ausgestellt. Das gilt auch für Folgekrankschreibungen über Videosprechstunden. Seit dem 18. Dezember 2023 gelten diese Regelungen ebenfalls für die Krankschreibung von versicherten Kindern.  

Diese Regeln gelten für alle, also auch für die Online-Portale mit ihrer Telemedizin. Ist die Missbrauchshürde hier wirklich leichter? Mal ehrlich – wer krankgeschrieben werden möchte, kann auch bei einem persönlichen Gespräch mit dem Arzt seine vorher gegoogelten Symptome zum Besten geben und klagend eine AU ergattern. 

Achtung: Nicht jedes Portal, das Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen anbietet, ist seriös.

Können AU-Scheine über Portale vom Arbeitgeber abgelehnt werden? 

Achtung: Nicht jedes Portal, das Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen anbietet, ist seriös. So bieten manche Anbieter über eine App tatsächlich per Mausklick eine Auswahl an Symptomen sowie nach einem kurzen Gespräch mit einem Arzt eine Krankschreibung an. Kosten: ca. 20 Euro. Der Arbeitgeber kann allerdings schnell feststellen, von wem diese AU ausgestellt wurde – und sie im Ernstfall anzweifeln. 

Insbesondere wenn es keinen Kontakt im Rahmen einer ärztlichen Begutachtung gegeben hat, wird das den Beweiswert der AU erschüttern. Aber: für die Ausstellung einer offiziellen “Krankschreibung per Telefon” nach den Regeln des Gemeinsamen Bundesausschuss ist eine direkte Vorstellung bei einem Arzt mittels (Video-)Telefonie Voraussetzung. Trotzdem wird es spannend sein, wie sich die Gerichte zur Feststellung der Arbeitsunfähigkeit via Telemedizin positionieren.   Arbeitnehmer sind im Zweifel gut beraten, sich an den Hausarzt vor Ort zu wenden – gerne auch per Telefon.  

Fazit: Machen Sie sich im Vorfeld schlau und informieren Sie sich beispielsweise bei der Verbraucherzentrale oder Ihrer Krankenkasse über das Ärzte-Portal. Oft können bereits Internetrecherchen helfen, um die Seriosität der Anbieter zu prüfen. Sprechen Sie auch Ihren Hausarzt beim nächsten Routinebesuch an, um seine Meinung zu Videosprechstunden oder telefonischen Krankmeldungen zu erfahren. Telemedizin kann insbesondere in ländlichen Gebieten oder bei bestimmten Krankheiten viele Vorteile bieten und durchaus sinnvoll sein. So auch bei einer Krankschreibung in der Grippe- und Erkältungssaison. Entscheidend ist, dass die Beweiskraft Ihrer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht auf wackeligen Füßen steht. 

Fördern digitale Ärzte-Plattformen am Ende die hohen Krankheitszahlen

Die Zunahme der Fehlzeiten könnte tatsächlich mit der Einführung der elektronischen Krankmeldungen zu tun haben – aber nicht wegen Missbrauch der Krankschreibungen per Telefon. Tatsächlich wird die neue digitale Erfassung, also die digitale Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen zu einem vollständigeren Bild beigetragen habe. Zuvor haben wahrscheinlich nicht alle Versicherten diese bei ihrer Kasse eingereicht. (sw) 

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