Beschlüsse aus der Betriebsratssitzung direkt mit den Mitarbeitern teilen, sofern diese für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Events ankündigen, über Mitarbeiter-Benefits informieren oder die vergangene Betriebsversammlung mittels einer Umfrage Revue passieren lassen – und all das ganz bequem über das Smartphone. Das verspricht eine neue Betriebsrats-App, entwickelt von der österreichischen Firma TRONIC: „Unser Hauptanliegen ist es, den Betriebsräten ein umfassendes Tool an die Hand zu geben, das wirklich genutzt wird“, sagt Fabian Schlatte, Business Developer bei TRONIC.
Unser Hauptanliegen ist es, den Betriebsräten ein umfassendes Tool an die Hand zu geben, das wirklich genutzt wird.
Fabian Schlatte, Business Developer bei TRONIC
Die Idee für die Betriebsrats-App entstand durch die Anfrage eines großen österreichischen Krankenhausverbundes. Gemeinsam mit dem Betriebsrat definierte TRONIC, die seit rund zehn Jahren im Bereich mobile App-Entwicklung und E-Commerce tätig sind, die Anforderungen. Die zentrale Frage: Wie schafft es ein Betriebsrat, effektiv mit den Mitarbeitern zu kommunizieren? „Der Kunde hatte sich explizit eine Lösung abseits des Managements und des Intranets gewünscht“, sagt Clemens Kroell, Geschäftsführer von TRONIC. Heraus kam eine App, die nicht nur aktuelle News bereitstellt, sondern auch eine detaillierte Aufstellung der Corporate Benefits bereithält. Bei weiteren Projekten entstanden dann zwei anonyme Nachrichtenkanäle: Einen Whistleblowing-Kanal sowie einen Mental-Health-Kanal in Form eines Messenger-Tools, an den man sich bei mentalen Problemen wenden kann und auf den ein externer Psychologe Zugriff hat. Für einen anderen Kunden wurde darüber hinaus ein Feature entwickelt, über das Dienstfahrzeuge gebucht werden können. „Im Pflegebereich spielt sich in großer Teil des Tages offline ab“, sagt Clemens über den Vorteil, alle Mitarbeiter per Smartphone zu erreichen. Mit der App für den Krankenhausverbund wurde eine Basis geschaffen, die seither für andere Kunden weiterentwickelt wird. „Uns ist wichtig, für jeden Kunden eine App zugeschnitten auf die individuellen Anforderungen zu entwickeln“, so Fabian.
Niedrige Barriere für eine transparente Kommunikation
Aber funktioniert das überhaupt, dass sich Mitarbeiter eine solche App auf ihr Privathandy laden? „Man kann es nicht erzwingen, das ist klar. Einige Kunden schaffen etwa durch Verlosungen und kleinere Gewinnspiele einen Anreiz, sich zu registrieren“, sagt Clemens. „Aber natürlich muss jeder Betriebsrat selbst entscheiden, ob es sich lohnt.“ Die Barriere für eine transparente Kommunikation ist mit der App jedenfalls relativ niedrig, schließlich benötigt es im Grunde kein technisches Know-how. Fabian spricht in diesem Zusammenhang einen weiteren Vorteil an: „Ich glaube, solch ein direkter Draht zum Betriebsrat ist für Unternehmen ein echter Mehrwert auf dem schwierigen Arbeitsmarkt.“
Aber natürlich muss jeder Betriebsrat selbst entscheiden, ob es sich lohnt.
Clemens Kroell, Geschäftsführer von TRONIC
Unweigerlich dürften in Sachen App bei Datenschützern – zurecht – die Alarmglocken schrillen. „Jedes Unternehmen hat eine eigene Datenbank, die entweder bei uns oder beim Unternehmen selbst liegt“, entkräftet Clemens mögliche Bedenken und ergänzt: „Natürlich gibt es eine Datenschutzerklärung, wir fragen generell wenige persönliche Daten ab. Wir brauchen lediglich ein Kriterium wie die Personalnummer zur Identifizierung. Alles andere, wie Jobbeschreibung oder Profilbild etwa für den digitalen Mitarbeiterausweis, ist optional. Manche Betriebe verzichten sogar komplett auf die Klarnamen.“ Da die App stets individuell ausgerollt wird, wird immer auch im Detail über die unternehmensinternen Datenschutzrichtlinien geschaut. „Wir können die App beispielsweise direkt in die IT-Infrastruktur des Unternehmens integrieren, ohne bestehende Prozesse und historisch gewachsene IT-Systeme zu verändern“, sagt Clemens.
Was kostet Öffentlichkeitsarbeit?
In der Anschaffung kostete die App je nach Umfang zwischen 3.000 und 5.000 Euro, hinterher eine geringe Gebühr pro Nutzer und Monat. „Wir haben das gezielt mit Betriebsräten gemeinsam durchgerechnet und uns dabei klar unter jenen Kosten der klassischen Print-Werbung – wie etwa
durch Flyer – positioniert“, sagt Fabian.
Die App kann auch andere Bereiche des Betriebes entlasten.
Clemens Kroell, Geschäftsführer von TRONIC
In diesem Zusammenhang sollte ein kleiner rechtlicher Unterschied zwischen Österreich und Deutschland betrachtet werden: Während in Österreich Gremien größtenteils mittels eines Betriebsratsfonds (relativ) frei über Geld verfügen können – sofern es zweckdienlich eingesetzt wird
–, ist das in Deutschland etwas anders. Zwar muss der Arbeitgeber die Kosten des Betriebsrats grundsätzlich übernehmen, in der IT greift man in der Regel aber auf die Systeme des Arbeitgebers zurück. Der Betriebsrat muss also darlegen, dass die App für die BR-Arbeit erforderlich ist – „nur“ nützlich zu sein reicht nicht aus. „Wir haben schon gemerkt, dass es in Deutschland etwas anders läuft“, sagt Fabian darüber, sich gerade an den neuen Markt heranzutasten. „Man darf aber nicht vergessen, dass die App auch andere Bereiche des Betriebs entlasten kann, wenn ich etwa an das Buchungstool denke“, spricht Clemens allen voran von HR-Abteilungen, die sich eine solche App-Lösung womöglich mit dem Betriebsrat teilen könnten. Kommunikationsbedarf haben sicherlich beide. (tis)
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