Es gibt keinen „richtigen Zeitpunkt “, um sich mit dem Thema Rente zu beschäftigen. Es gibt nur den falschen Zeitpunkt- nämlich zu spät. Wenn man sich erst kurz vor Rentenbeginn mit seinem eigenen Rentenverlauf beschäftigt, kann es zu spät sein, eventuell fehlende Dokumente und Nachweise noch nachzureichen.
Den Kollegen muss bewusst sein, dass jeder selbst für seinen Versicherungsverlauf verantwortlich ist. Durch die Datenschutzgrundverordnung haben sich auch Speicher-/bzw. Löschfristen verändert. Dokumente, die früher noch sehr lange beispielsweise bei Krankenkassen oder der Agentur für Arbeit aufgehoben wurden, können nun nach zehn Jahren gelöscht werden.
Fehlt zum Beispiel ein Nachweis für einen Krankengeldbezug im Jahr 1980 im Versicherungsverlauf, kann es 2025 kurz vor der Rente sehr schwer sein, diesen noch zu erbringen.
SBV- Tipp!
Weisen Sie Ihre Kollegen darauf hin, dass ein persönlich gut geführtes Archiv der eigenen Unterlagen wichtiger denn je ist!
Kollegen zum Thema Rente sensibilisieren
Oder nutzen Sie die nächstbeste Gelegenheit, um Ihre Kollegen für das Thema Rente zu sensibilisieren! Wie wäre es auf der anstehenden Betriebsversammlung oder der jährlichen Versammlung der schwerbehinderten und deren gleichgestellten Menschen im Betrieb?
Wählen Sie z.B. einen bildlichen Einstieg: „Die Reise zur Rente gleicht einer Zugfahrt. Sie sollten zum richtigen Zeitpunkt in den richtigen Zug einsteigen, den passenden Kurs kennen und auf Umsteigemöglichkeiten oder Verzögerungen vorbereitet sein. Haben Sie alle Tickets zusammen?“
Mit so einem Bild bleibt das Thema den Kollegen noch länger im Kopf.
Das Thema Rente sollte nicht nur bei rentennahen Jahrgängen angesprochen werden.
Setzen Sie auf interne und externe Partner!
- Gemeinsamer Vortrag mit dem Betriebsrat
Was halten Sie von einem gemeinsamen Vortrag bei der Betriebsversammlung? Anschaulich, mit zwei Musterbeispielen zu unterschiedlichen Renteneintritten. Der Betriebsrat stellt eine Variante ohne, Sie als SBV einen Fall mit Schwerbehinderung vor. Positiver Nebeneffekt: Alle Kollegen im Betrieb lernen Sie kennen und wissen, an wen sie sich im Fall einer Gleichstellung oder bei Fragen rund um das Thema Behinderung wenden können. - Personalabteilung
Das Thema Rente sollte nicht nur bei rentennahen Jahrgängen angesprochen werden. Wiedereingliederung, Betriebliches Eingliederungsmanagement, Anpassungen an Arbeitsplatz und Arbeitszeit – all das sind Themen, die regelmäßig bei der Personalabteilung auf dem Tisch liegen. Aber die möglichen Auswirkungen auf das Rentenkonto des jeweiligen Mitarbeiters werden dabei nicht besprochen. Ein Blick in den Versicherungsverlauf würde aber helfen, vermeintliche Versicherungslücken zeitnah aufzudecken und zu schließen. Sensibilisierung für das Thema und der Hinweis z.B. auf die „Lückenauskunft“ der DRV, die man sich online unkompliziert anfordern kann, wären an dieser Stelle wünschenswert! - Deutsche Rentenversicherung
Wie wäre es mit einem Fachvortrag auf der nächsten SB-Versammlung? Das ist unsere Veranstaltung und wir können Gäste dazu einladen! - Integrationsamt
Ein guter Kontakt zum zuständigen Integrationsamt ist immer zu empfehlen – für Anträge, Zuschüsse und Beratung. Auch zum Thema Rente können hier Fragen gezielt und individuell beantwortet werden. Kennen Sie Ihre zuständigen Sachbearbeiter? - Weitere Rentenexperten
Suchen Sie die umliegenden Beratungsstellen für Ihre Kollegen heraus. Das können zum Beispiel Versicherungsälteste oder Rentenberater sein.
Sorgen Sie dafür, dass die Kollegen auf das Thema Rente aufmerksam werden!
Kommunikation ist das Wichtigste!
Sorgen Sie dafür, dass die Kollegen auf das Thema Rente aufmerksam werden! Wie wäre es mit einer Flyer-Aktion oder Adressen von Beratungsstellen am (virtuellen) Schwarzen Brett?
Fazit: Das Thema Rente ist ein Dauerbrenner - keine einmalige Sache! Wir als SBV können die Kollegen begleiten, Kontakte vermitteln und zusammen mit ihnen den Überblick behalten. Nehmen Sie das Thema Rente fest mit in Ihr Repertoire auf!

Zur Person: Jessica Späth
Die perfekte Verbindung: Schwerbehindertenvertretung und Rentenberaterin! Jessica Späth arbeitet bei einem deutschen Chemiekonzern als freigestellte Betriebsrätin. Ehrenamtlich ist sie seit 2010 als SBV und seit 2018 im Betriebsrat tätig. Damit nicht genug: Sie hat sich zur Rentenberaterin ausbilden lassen und übt diese Beruf(ung) nebenberuflich aus. Ihre Motivation: „Es macht mit Spaß und Freude, mein Wissen verständlich weiterzugeben. Jeder soll seine persönliche Situation verstehen und richtig einschätzen können.“