ZF liefert hauptsächlich Produkte und Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik. Weltweit hat das Unternehmen laut eigenen Angaben 168.700 Mitarbeiter und ist an 162 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten. Der Umsatz im Jahr 2023 betrug 46,6 Milliarden Euro. Ende September hat ZF in einer Pressemitteilung angekündigt, die Prognosen für das Geschäftsjahr 2024 ändern zu müssen. Vor allem der Marktrückgang und die damit verbundenen rückläufigen Kundenabrufe werden als Gründe für die Anpassung genannt. „Die getroffenen Sparmaßnahmen aus dem Performance-Programm greifen, und deutliche Effekte können realisiert werden, jedoch ist die absehbare Belastung aus den Markt- und Umsatzrückgängen deutlich höher als bisher angenommen“, heißt es in der Mitteilung. Unter anderem wurde der erwartete Konzernumsatz für 2024 nach unten korrigiert: von 42,5 bis 43,5 Milliarden Euro auf 40 bis 42 Milliarden Euro.
1.800 Jobs fallen bis Ende 2025 in Saarbrücken weg
Kürzlich wurden erste konkrete Auswirkungen der Krise bekannt: Am Standort Saarbrücken – hier werden Getriebe für Autos mit Verbrennungsmotoren, Hybridfahrzeuge und Elektroautos hergestellt – sollen bis Ende nächsten Jahres 1.800 Arbeitsplätze abgebaut werden. Doch damit nicht genug: Bereits im Juli hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass allein in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Mitarbeiter das Unternehmen bis 2028 verlassen sollen. Das wäre ungefähr jeder Vierte der aktuell gut 50.000 Beschäftigten in Deutschland. Abgesehen vom Werk in Saarbrücken sind allerdings noch keine standortbezogenen Zahlen bekannt.
Die Situation ist sehr, sehr, sehr ernst.
ZF-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich in der Frankfurter Rundschau
„Die Situation ist sehr, sehr, sehr ernst“, wird der ZF-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Achim Dietrich in der Frankfurter Rundschau zitiert. Er halte den geplanten Stellenabbau für falsch und wies laut Bericht darauf hin, dass nur etwa 15 Prozent der Produktionskosten auf Personalkosten entfallen. Vielmehr sieht er in der Häufigkeit der Krisen wie Corona, Lieferschwierigkeiten und steigende Energiekosten, das Problem. Außerdem mahnte er, dass einmal abgebaute Strukturen nur mehr schwer bis gar nicht wieder aufzubauen seien.
Die Forderung: Klarheit bis Jahresende
Dietrich soll nun bei Mitgliedern des Wirtschaftspresseclubs in Stuttgart angekündigt haben, die Proteste verschärfen zu wollen. Schon im September waren deutschlandweit tausende Mitarbeiter auf die Straße gegangen. Eine zentrale Forderung laut Dietrich: „Unser Ziel ist eine Klarheit für Beschäftigte vor dem Jahresende.“ Bisher wurden wohl Forderungen nach persönlichen Gesprächen mit dem Vorstand über betroffene Standorte abgelehnt.
Nur Personalabbau von oben anzuordnen, gefährdet eher die Lieferfähigkeit und Performance der ZF.
ZF-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich im SWR-Fernsehinterview
Außerdem kritisiert Dietrich den Einsatz des Beratungsunternehmens McKinsey scharf: „Verbesserungen können nicht durch McKinsey von oben nach unten kommen, sondern man muss in den Maschinenraum, in die Prozesse, in die Verbesserung der Werke – anders wird es nicht gehen“, so Dietrich in einem SWR-Fernsehinterview. „Nur Personalabbau von oben anzuordnen, gefährdet eher die Lieferfähigkeit und Performance der ZF.“ (tis)