„Ich fühle mich nicht schwerbehindert und möchte deswegen, dass mein Ausweis umbenannt wird!“ Mit diesem Satz trat 2017 die damals 14-jährige Schülerin Hannah Kiesbye ins Rampenlicht.
Begonnen hatte alles mit einer Schreibwerkstatt in ihrer Schule. Hannah, die das Down-Syndrom hat (auch bekannt als Trisomie 21), verfasste eine Geschichte über eine Busfahrt. Statt ihren Schwerbehindertenausweis zeigt sie darin dem Fahrer ihren neuen „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis. Zusammen mit einer Lehrerin bastelte sie auch gleich eine solche neue Hülle für ihren Schwerbehindertenausweis, die den Schriftzug „Schwerbehindertenausweis“ überdeckt. Der „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis war geboren.
Bundesweit gefragt
Inzwischen haben neun Bundesländer die „Schwer-in-Ordnung“-Ausweishülle eingeführt. Schätzungen zufolge wurde er bislang mehr als 10.000 Mal herausgegeben.
Im Arbeits- und Sozialausschuss des Bundestages wurde sogar darüber diskutiert, ob der Schwerbehindertenausweis in Teilhabeausweis unbenannt werden sollte. Der Ausschuss lehnte das am Ende zwar ab, trotzdem war eine Debatte über Teilhabe und Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung entbrannt – und darüber, dass durch Sprache eine Haltung transportiert wird.
Anerkennung durch den Bundesverdienstorden
Für ihre Idee zum „Schwer-in-Ordnung“-Ausweis wurde Hannah Kiesbye Anfang Oktober 2020 mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrte die 17-Jährigen damit für ihr gesellschaftliches Engagement. „Die von ihr ausgelöste Debatte hat den Blick auf Menschen mit Behinderung verändert und gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir auf unsere Sprache achten“, sagte er bei der Verleihung in Berlin.