Betriebsräte als Brückenbauer
Betriebsräte können gute Brückenbauer sein, wenn es darum geht, bürokratische Hürden abzubauen und zur Entlastung im Unternehmen beizutragen. Warum das? Sie haben den direkten Draht zur Belegschaft und kennen ihre Anliegen und Herausforderungen aus erster Hand. Diese konstruktiv ins Unternehmen einzubringen, bringt ihnen manchmal den Vorwurf als „Verhinderer“ ein. Dabei geht es um Gestaltung – und genau hier setzt die Idee einer Wünsch-Dir-was-weg-Liste an.
Es geht um die Abschaffung von Formularen, um die Vermeidung von „Ping-Pong-Absprachen“
Was ist die Wünsch-Dir-was-weg-Liste?
Die Wünsch-Dir-was-weg-Liste ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Instrument, um Bürokratie im Unternehmen gezielt zu reduzieren. Die Idee dahinter ist, Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, sich aktiv an der Optimierung von Prozessen zu beteiligen. Die Mitarbeiter werden aufgefordert, Aufgaben zu benennen, die sie als unnötig oder überflüssig empfinden – sei es das Ausfüllen mehrfacher Formulare oder das Einhalten unnötig komplizierter Genehmigungswege. Wichtig: Es geht hier nicht darum, vermeintlich faule Kollegen anzuschwärzen, sich andere Teamkollegen zu wünschen oder vielleicht gleich ein ganz neues Aufgabengebiet. Es geht um die kleinen Dinge im Arbeitsalltag, die (vermeintlich) unnötige Umwege verursachen oder die effektiver gestaltet werden könnten. Es geht um die Abschaffung von Formularen, um die Vermeidung von „Ping-Pong-Absprachen“ – einfach um kleine Schritte für weniger Bürokratie.
Im Unterschied zum betrieblichen Vorschlagswesen ist das Ziel nicht die spontane (Er)findung neuer Ideen – sondern das Aufspüren kleiner Schritte, die den Verwaltungsaufwand im Unternehmen verringern.
Ein praktisches Beispiel
Stellen Sie sich vor, in Ihrem Unternehmen müssen Mitarbeiter für jede Dienstreise einen detaillierten Bericht schreiben – auch dann, wenn es nur um einen kurzen Termin geht. Über die Wünsch-Dir-was-weg-Liste geben mehrere Mitarbeiter an, dass dieser Prozess zu aufwendig ist und in vielen Fällen gar nicht notwendig. Der Betriebsrat nimmt dies auf und schlägt vor, die Berichterstattung nur noch für Reisen ab einer bestimmten Dauer oder Wichtigkeit einzufordern. Das Management sieht den Vorschlag als sinnvoll an, und die Regel wird angepasst. Das Ergebnis: weniger unnötige Arbeit für die Beschäftigten und mehr Zeit für die eigentliche Arbeit.
Nicht alles kann und wird umgesetzt werden. Hier ist offene Kommunikation gefragt, sodass kein Frust entsteht.
Was passiert mit den Vorschlägen auf der Liste?
Die Wünsch-Dir-was-weg-Rückmeldungen werden gesammelt und durch das Gremium aufbereitet. Was ist realistisch? Was wird häufiger genannt? Was hingegen ist unsachlich oder unrealistisch? Nachdem die Einsendungen überprüft und häufige Probleme identifiziert sind, geht es um konkrete Vorschläge zur Verbesserung. Diese können im Idealfall gemeinsam mit dem Arbeitgeber erarbeitet werden. Wichtig ist noch: Nicht alles kann und wird umgesetzt werden. Hier ist offene Kommunikation gefragt, sodass kein Frust entsteht. Ziel ist ein offener Dialog, der nicht nur Bürokratie abbaut, sondern auch die Motivation der Beschäftigten steigert. Denn: Wer aktiv an der Gestaltung seines Arbeitsumfelds mitwirken kann, fühlt sich stärker eingebunden und wertgeschätzt.
Welchen Nutzen stiftet die Wünsch-Dir-was-weg-Liste?
Die Wünsch-Dir-was-weg-Liste ist niedrigschwellig und lädt alle Mitarbeiter ein, sich zu beteiligen. Durch die anonyme Abgabe von Vorschlägen trauen sich auch jene Kollegen, die sonst vielleicht zögern würden, Ideen zu äußern. Gleichzeitig stärkt sie die Rolle des Betriebsrats als Vermittler und Gestalter. Betriebsräte, die dieses Instrument nutzen, zeigen, dass sie aktiv nach Möglichkeiten suchen, Arbeitsprozesse zu verbessern – sowohl im Sinne der Beschäftigten als auch des Unternehmens.
Tipps zur Umsetzung
Wie lässt sich eine solche Liste praktisch umsetzen? Hier einige Empfehlungen:
- Kommunikation ist alles: Die Einführung der Wünsch-Dir-was-weg-Liste sollte klar und transparent kommuniziert werden. Im Vorfeld gilt es, das Vorgehen mit dem Arbeitgeber abzusprechen. Die Mitarbeiter müssen wissen, dass ihre Rückmeldungen ernst genommen werden und zu konkreten Verbesserungen führen können.
- Niedrigschwellige Beteiligung: Es sollte so einfach wie möglich sein, an der Liste teilzunehmen. Eine digitale Lösung wie ein einfaches Formular (z. B. Microsoft Forms), das per E-Mail verschickt oder über das Intranet bereitgestellt wird, bietet sich an. Aber auch analoge Lösungen wie ein Briefkasten in der Kantine können sinnvoll sein.
- Regelmäßige Auswertung: Die Betriebsräte sollten die Einsendungen regelmäßig auswerten und auf ihre Umsetzbarkeit prüfen. Dabei ist es wichtig, den Beschäftigten Rückmeldung zu geben, welche Vorschläge realisiert werden konnten und warum manche Ideen vielleicht nicht umsetzbar sind.
- Kontinuierliche Verbesserung: Die Liste sollte kein einmaliges Projekt sein, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der regelmäßig aktualisiert und ausgewertet wird.
Fazit: Betriebsräte als Gestalter
Die Wünsch-Dir-was-weg-Liste ist ein pragmatischer Ansatz. Den Stein ins Rollen bringt der Betriebsrat, am Ende können alle im Unternehmen zur Entlastung beitragen, indem sie unnötige Bürokratie identifizieren (und abbauen). So wird nicht nur die Effizienz des Unternehmens gesteigert, sondern es kann gleichzeitig die Zufriedenheit der Belegschaft erhöht werden. Ein guter Ansatz für Betriebsräte, die den betrieblichen Ablauf im Blick haben. Ein klarer Gewinn für alle Beteiligten!