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Abpfiff nach 30 Jahren: Betriebsrat verabschiedet sich in Rente

© Jürgen Warnck
Stand:  14.10.2024
Lesezeit:  03:45 min
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Jürgen Warnck von Müllermilch über Herausforderungen und Erfolge im Ehrenamt

Am 1. Januar 2025 ist für Jürgen Warnck Schluss. Aber nur, was seine berufliche Laufbahn bei der Unternehmensgruppe Theo Müller in Aretsried betrifft. Seiner Leidenschaft als Fußballschiedsrichter wird er weiterhin allsonntäglich nachgehen. Und dabei viel kommunizieren sowie Entscheidungen treffen, die vielleicht nicht allen gefallen. Ganz ähnlich war es während seiner 30 Jahre im Betriebsratsamt, wie der 65-Jährige im Gespräch verrät: „Mir hat es immer Spaß gemacht, Verantwortung zu übernehmen – egal, ob auf dem Platz oder im Betriebsratsbüro.“

Jürgen Warnck  | © Jürgen Warnck

Jürgen Warnck

Nach zwölf Jahren bei der Bundeswehr hat Jürgen Warnck 1991 in der IT-Abteilung von Müllermilch in Aretsried (nahe Augsburg) angefangen. Geplant hatte er, lediglich ein Jahr zu bleiben – es wurden 33 daraus. „Mir hat es gefallen, also blieb ich“, sagt er rückblickend. 1994 wurde er erstmals in den Betriebsrat gewählt, war schließlich 26 Jahre Stellvertreter und ist seit 2022 freigestellter Betriebsratsvorsitzender. Gemeinsam mit seinem 17-köpfigen Gremium ist er für knapp 1.500 Mitarbeiter zuständig, unternehmensweit sind es bei der „Unternehmensgruppe Theo Müller“ 32.000 Mitarbeiter. Anfang 2025 geht Jürgen Warnck in Rente.

Jürgen, Du bist seit 30 Jahren im Betriebsrat, seit 2022 Betriebsratsvorsitzender. Zum 01.01.2025 gehst Du in den wohlverdienten Ruhestand: Ist da Wehmut dabei? 

Jürgen Warnck: Wehmut eigentlich nicht, weil ich der Meinung bin, meine Ziele erreicht zu haben. Vor allem wollten wir das Betriebsratsgremium neu aufstellen. Mittlerweile sind alle Ausschüsse mit fähigen Leuten besetzt. Und das ist uns letztlich früher gelungen als erwartet. Eigentlich wollte ich mich erst Anfang 2026 in Rente verabschieden, aber so kann ich mein Amt ruhigen Gewissens und ohne Bauchschmerzen in gute Hände legen.

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Eigentlich wollte ich mich erst Anfang 2026 in Rente verabschieden, aber ich kann mein Amt ruhigen Gewissens und ohne Bauchschmerzen in gute Hände legen.

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Das klingt gut, viele Gremien klagen ja über Nachwuchsprobleme …

Jürgen Warnck: Na ja, so ein bisschen haben wir das schon. Ein Großteil unserer Betriebsräte ist seit geraumer Zeit dabei, was natürlich sehr schön ist. Gleichzeitig würden wir uns über ein paar jüngere Interessenten freuen. Aber die Bereitschaft zu dieser Doppelbelastung scheint nicht mehr ganz so da zu sein. Auch, weil jüngere Mitarbeiter oft noch nicht so die Bindung zum Unternehmen haben.

Konzentriert: Jürgen Warnck verabschiedet sich 2025 in Rente

Wie bist denn Du 1994 im Betriebsrat gelandet? 

Jürgen Warnck: Wir hatten eine Betriebsfußballmannschaft – die gibt es immer noch, ich bin nur nicht mehr dabei –, da habe ich zusammen mit dem damaligen Betriebsratsvorsitzenden gespielt. Wir hatten ein gutes Verhältnis und er hat mich dann einfach angesprochen. Anfangs war ich eigentlich nicht begeistert. Ich war zwölf Jahre bei der Bundeswehr in der Kfz-Staffel Vorgesetzter vieler ziviler Mitarbeiter und hatte dort mit dem Personalrat keine guten Erfahrungen gemacht. Unser damaliger IT-Leiter hat mich final überzeugt, mir das mal anzuschauen.

 

Engagierst Du Dich generell gerne ehrenamtlich? 

Jürgen Warnck: Auf jeden Fall. Die Verantwortung, die ich übertragen bekommen habe, das hat mir Spaß gemacht – und dann bin ich dabei geblieben. Vielleicht bin ich auch deshalb in meiner Freizeit Fußballschiedsrichter geworden, später Obmann und sogar Kreis-Obmann. Auch hier konnte ich alles umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Ähnlich wie im Betriebsrat muss man das Amt in jüngere Hände geben, wenn ein gewisses Alter erreicht ist. Sonst wird der Abstand zu denen zu großen, für die man Verantwortung trägt.

 

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Wichtig ist mir: Wenn man nach einem Gespräch auseinandergeht, muss man sich weiter in die Augen schauen können.

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Wie würdest Du die Zusammenarbeit mit Deinem Arbeitgeber über all die Jahre beschreiben? 

Jürgen Warnck: Generell hatten wir über die Jahrzehnte ein gutes Verhältnis. Auch aktuell, der Geschäftsführer ist im Unternehmen groß geworden – das merkt man. Wir treffen uns alle 14 Tage mit Geschäftsleitung und Personalchefin. Dass es zwischendurch mal kracht, gehört dazu. Wichtig ist mir: Wenn man nach einem Gespräch auseinandergeht, muss man sich weiter in die Augen schauen können. 

Welche Herausforderungen warten derzeit auf Euch? 

Jürgen Warnck: Wir werden hier am Standort weiter wachsen, werden im Bereich der Produktion mindestens 100 Mitarbeiter einstellen – das unterstützen wir natürlich. Wir brauchen Mitarbeiter, weil wir in der Produktion einen relativ hohen Altersschnitt haben. Und da müssen wir gleichzeitig aufpassen, dass die Mitarbeiter, die bereits seit 30 oder 40 Jahre da sind, nicht überlastet werden. Ein riesengroßes Projekt sind die flexiblen Arbeitszeiten, ebenso wie die Möglichkeit von Arbeitszeitreduzierung, was im Schichtbetrieb nicht immer ganz einfach ist.

Rückblickend betrachtet: Gibt es Erfolge, auf die Du während Deiner Betriebsratszeit besonders stolz bist? 

Jürgen Warnck: Dieses eine riesengroße Highlight, das wir uns auf die Fahnen schreiben, gibt es eigentlich nicht. Weil wir alles gemeinsam mit der Geschäftsführung erreicht haben.

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Kennt man die Mitarbeiter und trennt sich dann von den Leuten, weil es vielleicht keine Stellen mehr gibt, sind das Tiefschläge.

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Hätte irgendetwas besser laufen können?

Jürgen Warnck: Es wurde mal ein „Shared Service Center“ eingeführt, sodass es Personalabbau gab – da waren selbstverständlich nicht alle begeistert. Kennt man die Mitarbeiter und trennt sich dann von den Leuten, weil es vielleicht keine Stellen mehr gibt, sind das Tiefschläge. Zumindest hatten wir Abfindungen rausgehandelt, zu denen unser Rechtsanwalt gesagt hatte, dass das gute Ergebnisse waren. Das lässt einen dann zumindest ein bisschen besser schlafen. 

Wie sieht denn die Zeit nach dem 01.01.2025 für Dich aus? 

Jürgen Warnck: Langweilig wird es mir mit Haus, Garten und zwei Hunden nicht. Außerdem werde ich weiterhin jeden Sonntag meine Spiele pfeifen. Ich fahre gerne Motorrad, muss da zukünftig nicht immer bis zum Wochenende warten. Und da die Ehefrau noch berufstätig ist, mache ich mir keine Sorgen, genügend Arbeit übertragen zu bekommen. (tis) 

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