Die Studie befragte zwischen November und Dezember 2023 online etwa 15.000 Erwerbstätige und Arbeitsuchende in Deutschland, Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien, Schweden und Ungarn. Die Befragung war repräsentativ für die Erwerbspersonen in diesen Ländern hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bildung.
Was ist die Kernaussagen der Studie?
Laut WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch und den Forschern Andreas Hövermann und Bart Meuleman zeigt die Studie drei zentrale Botschaften:
- Schlechte Arbeitsbedingungen fördern antidemokratische Einstellungen: In allen untersuchten Ländern dienen schlechte Arbeitsbedingungen als Nährboden für antidemokratische Einstellungen, die von rechten Parteien mobilisiert werden können.
- Gute Arbeitsbedingungen stärken das Vertrauen in die EU: Selbst in Ländern, in denen rechte Parteien regieren oder kürzlich regierten, fördern gute Arbeitsbedingungen das Vertrauen in die EU.
- Transformationssorgen begünstigen extrem rechte Parteien: Sorgen um wirtschaftliche und arbeitsmarktbezogene Veränderungen stärken extrem rechte Parteien.
Demokratische Teilhabe am Arbeitsplatz
Eigentlich nicht verwunderlich: Erwerbspersonen, die ihren Arbeitsalltag mitgestalten können und Mitspracherechte am Arbeitsplatz haben, sind in allen untersuchten Staaten zufriedener mit der Demokratie. Dies gilt auch unter Berücksichtigung anderer Faktoren wie z.B. des Bildungsniveaus. In sieben Ländern hat Demokratie in diesem Fall auch einen höheren Stellenwert für die Befragten. Diese Art von Mitbestimmung hängt mit einem höheren Vertrauen in nationale Institutionen und die EU sowie mit positiveren Einstellungen gegenüber Zuwanderung eng zusammen.
Regionale Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Gute Arbeitsbedingungen haben in vielen Ländern positive Auswirkungen: Sie erhöhen die Zufriedenheit und Wertschätzung der Demokratie, stärken das Vertrauen in nationale Institutionen und die EU und führen zu positiveren Einstellungen gegenüber Zuwanderung. Diese Effekte sind besonders stark in Deutschland und Schweden, aber auch in anderen Ländern sichtbar.
In Ungarn, Polen und Italien gibt es teils abweichende Trends. Hier hängen gute Arbeitsbedingungen mit einem höheren Vertrauen in die EU zusammen.
Ihre Rolle als Betriebsrat
Die WSI-Studie zeigt deutlich, dass Arbeitsbedingungen einen großen Einfluss auf die demokratische Einstellung haben. Schlechte Arbeitsbedingungen fördern antidemokratische Tendenzen, während gute Arbeitsbedingungen das Vertrauen in demokratische Institutionen stärken. Diese Erkenntnisse sind besonders wichtig für die Gestaltung sozial gerechter Transformationsprozesse in Europa, die gerade jetzt in Zeiten der Digitalisierung und des Beginns des KI-Zeitalters angegangen werden müssen.
Sie als Betriebsrat haben in den Unternehmen eine wichtige Rolle, um gerechte Arbeitsbedingungen und Mitsprache durchzusetzen. Ein Grund mehr für die Politik, die Mitbestimmung in den Unternehmen zu stärken und zu fördern. (sw)