„In der Telekom-Zentrale in Bonn läuft derzeit das Programm ‚Booster‘, bei dem alle Arbeitsprozesse überprüft werden“, sagt Telekom-Unternehmenssprecher Peter Kespohl dem WDR. Dabei soll analysiert werden, ob Positionen doppelt besetzt seien oder Prozesse effizienter gestaltet werden können. Wie viele Stellen so eingespart werden? Das ließ der Sprecher offen. In jedem Fall soll Deutschlands bekanntestes Telekommunikationsunternehmen den Abbau von tausenden Stellen bestätigt haben. Mindestens 1.650 Stellen sollen Medienberichten nach in diesem und kommenden Jahr wegfallen – auch danach stünden weitere Stellen zur Debatte.
Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat
Unmittelbar betroffen ist wohl allen voran der interne IT-Dienstleister „Telekom IT“. Hier sollen im kommenden Jahr über 1.300 der 5.400 deutschen Arbeitsplätze gestrichen werden, noch in diesem Jahr verlassen etwa 350 Beschäftigte aufgrund von Vorruhestand oder Altersteilzeit das Unternehmen. Bereits im Sommer meldete sich der Betriebsrat der Telekom zu Wort und äußerte angesichts der Pläne „Wut“ und „Entsetzen“. Momentan scheinen Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und Betriebsrat über die Bedingungen des Stellenabbaus und eine Transfergesellschaft zu laufen.
Und warum das Ganze? Einerseits lägen größere Umstrukturierungen zum Teil bereits über ein Jahrzehnt zurück. Andererseits gebe es technologische Fortschritte, allen voran in Sachen KI. Das passt auch zur Ankündigung von Telekom-CEO Timotheus Höttges, den Konzern straffen zu wollen. Bereits im August hatte die Telekom-Tochter T-Mobile US verlauten lassen, in den Vereinigten Staaten knapp 5.000 Arbeitsplätze streichen zu wollen – unter anderem wegen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz.
Ich würde Deutschland die Note Fünf geben.
Telekom CEO Timotheus Höttges im FAZ-Interview zum Stand der Digitalisierung in Deutschland
In diesem Zusammenhang lässt ein FAZ-Interview mit Telekom-Chef Höttges aufhorchen. Darin kritisiert er den Stand der Digitalisierung in Deutschland: „Ich würde Deutschland die Note Fünf geben.“ Seine negative Einschätzung begründet er unter anderem mit internationalen Vergleichsstatistiken. So dürfe sich Deutschland mit der aktuellen Situation nicht zufriedengeben und müsse als viertgrößte Wirtschaftsnation der Welt „in der Digitalisierung spitze sein“. Insbesondere die Digitalisierung der öffentlichen Dienste lasse noch immer zu wünschen übrig – von dieser gehe laut Höttges aber eine Signalwirkung aus.
Telekom Tiefbau GmbH gegründet
Als weiterer Grund für das Booster-Sparprogramm wird in den Berichterstattungen der Glasfaserausbau genannt, der kostenintensiver sei als angenommen. Dieser soll unter anderem an fehlenden Tiefbaukapazitäten scheitern, weswegen die Telekom kürzlich die Tochtergesellschaft „Telekom Tiefbau GmbH“ gegründet hat. Hauptaufgabe? Eben jene Glasfaser-Verlegung von der Straße in die Häuser und Wohnungen der Verbraucher. 15 Standorte sollen entstehen und insgesamt laut Unternehmensangaben 230 Mitarbeiter bis Ende 2024 eingestellt werden. Die ersten Ausbauaktivitäten sind noch für dieses Jahr geplant und zunächst auf Nordrhein-Westfalen rund um Bochum ausgerichtet. In der Folge soll dann ein Netz von rund 15 Standorten in ganz Deutschland entstehen.
Stellenabbau hier, Personalaufbau dort und über allem schwebt die Digitalisierung. Mittendrin: der Telekom-Betriebsrat. Wir sind gespannt, wie sich das Gremium zu all den Themen äußern wird. (tis)