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Home-Office: Licht und Schatten

Die Debatte über das Für und Wider ist in der Pandemie in vollem Gang

Seit Tagen streiten sich Betriebsräte und Arbeitgeber, Epidemiologen und Politiker in den Medien über das Thema Home-Office. Was kann, was darf – und was muss beachtet werden bei der Frage, wer zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeitet?

Stand:  19.1.2021
Lesezeit:  02:00 min
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Stand: 19.01.2021

Nein – es ist sicher kein Allheilmittel, dieses Home-Office. Und trotzdem ist es ein wichtiger Trend unserer Zeit. Die Diskussionen über das Für und Wider der Arbeit in den eigenen vier Wänden haben in der Pandemie kräftig an Fahrt aufgenommen: Googelt man das Wort Home-Office, erhält man innerhalb von Sekunden 24.100.000 Einträge. Meinungen dazu gibt es also wie Sand am Meer. Wir werfen einen vorsichtigen Blick auf den Stand der Diskussion, auch rund um spontane Heimarbeit infolge pandemiebedingter Beschränkungen.

Pro: Grüne wollen Homeoffice-Pflicht in der Pandemie

Die Grünen wollen eine Pflicht für das Arbeiten von zu Hause aus einführen. Ziel sei ein besserer Arbeitsschutz in der Corona-Pandemie. „Dort, wo es möglich ist, müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verpflichtet werden, Homeoffice zu erlauben“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt laut dpa in Berlin. „Wer das nicht kann, muss auf seiner Arbeitsstelle den bestmöglichen Schutz erhalten“. Über den Antrag der Grünen hat der Bundestag erstmals am 14. Januar 2021 beraten – Ende offen.

Wer zu Hause arbeitet, kann sich draußen nicht anstecken.

Hubertus Heil

Dringender Appell von Arbeitsminister Heil

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat Arbeitgeber mehrfach eindringlich aufgerufen, das Arbeiten von zu Hause zu ermöglichen, wo immer es geht. „Wer zu Hause arbeitet, kann sich draußen nicht anstecken“, so Heil. Die Infektionszahlen seien in vielen Regionen Deutschlands viel zu hoch. Aus diesem Grund will er die Arbeitsschutzregeln verschärfen. Home-Office solle „mit mehr Verbindlichkeit einhergehen“. Noch 2020 war Heil mit seinem Vorstoß auf einen Rechtsanspruch auf 24 Tage Home-Office pro Jahr gescheitert.

Industrie gegen strengere Vorgaben für mehr Homeoffice

Von Seiten der deutschen Industrie sieht man strengere Vorgaben der Politik für mehr Home-Office kritisch. Der neue Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, machte deutlich, dass der Einsatz von Home-Office von den Betriebsparteien vor Ort entschieden werden müsse. Das „Schweißen aus dem Home-Office“ habe noch niemand erfunden, so Russwurm. Die Industrie appelliere aber an alle Unternehmen, das Thema Home-Office soweit wie möglich zu nutzen.

Der Betrieb ist ein sicherer Ort.

Steffen Kampeter, BDA

Auch BDA-Chef gegen Home-Office-Pflicht

Auch von Seiten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) wehrt man sich gegen verpflichtende Regelungen zum Home-Office. Der BDA-Vorsitzende Steffen Kampeter erklärte gegenüber dem NDR, der Betrieb an sich sei ein sicherer Ort, dort würden Hygienekonzepte umgesetzt. Kampeter sprach sich für mehr Differenzierung aus. Es gebe Branchen, in denen das Home-Office keine sinnvolle Alternative darstelle.

Epidemiologin: Home-Office ist „essenziell“

Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Eva Grill, drängt hingegen auf mehr Home-Office als „essenziellen Bestandteil der kontaktvermindernden Maßnahmen“. Arbeitgeber sollten aktiv fördern, dass Menschen nicht an die Arbeitsstelle pendeln müssen, so Grill. Es sei wirklich wichtig, dass Kontakte auf allen Ebenen vermieden würden.

Zu viele Kontrollfanatiker.

BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch

Und die Betriebsräte?

In vielen Unternehmen wurde in den letzten Monaten am BR-Tisch hektisch an der Betriebsvereinbarung zum Thema gefeilt. Für Unmut sorgt die Rechtslage, dass es für die Entscheidung über die Einführung von Home-Office derzeit kein Mitbestimmungsrecht gibt. Dass sich dies ändern muss, hörte man in den letzten Wochen verstärkt von Betriebsräten aus den unterschiedlichsten Branchen. Positives Echo haben hingegen Pläne gefunden, dem Betriebsrat ein eigenständiges Mitbestimmungsrecht bei der „Ausgestaltung von mobiler Arbeit“ einzuräumen. Gerade um diese Regelung wird aber gerade gerungen: Medienberichten zufolge besteht das Kanzleramt auf Streichung dieses Passus. Wegen zu vieler „Kontrollfanatiker“ zweifelte BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch schon 2020 an der Umsetzbarkeit des geplanten Home-Office-Gesetzes – und er behielt Recht. Seine Meinung: An mindestens zwei Wochentagen sollten die Beschäftigten zu Hause arbeiten dürfen

Auch Psychologen sehen Gefahren

Je länger das Arbeiten in der Isolation Bestand hat, desto größer könnte die Gefahr werden, dass Arbeitnehmer abtauchen und davon sogar ernsthaft krank werden. Denn die erzwungene Arbeit von zu Hause kann auch Stress verursachen und neuen Druck herbeiführen, so die Kritik von Psychologen.

Sicher ist wohl, dass manche Kollegen in diesen Tagen den Moment herbeisehnen, wenn sie wieder ins Büro gehen dürfen. Denn besonders idyllisch ist es zwischen Home-Schooling und Videomeetings nicht immer.

Übrigens: Während in Deutschland noch über eine Pflicht zum Home-Office-Pflicht diskutiert wird, ist diese anderswo bereits Realität. In der Schweiz gilt sie seit Mitte Januar 2021, in Belgien sogar schon seit dem Herbst letzten Jahres. (CB)

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