Der „Jugend“ wird ja gerne mal vorgeworfen, sich nicht mehr wirklich anstrengen zu wollen. Dass bei ihnen Work-Life-Balance (mit der Betonung auf „Life“) über allem stehe und die Generation Z ohnehin schuld an der ganzen Wirtschaftsmisere sei. Klar, dass solche oder ähnliche Vorwürfe zumeist von Angehörigen anderer Generationen stammen. Aber ist dem tatsächlich so?
Jugend macht sich Sorgen
Dass sich die jungen Menschen in unserem Land um die Zukunft sorgen, zeigt die Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“, die alljährlich im Frühjahr herausgegeben wird. Aktuelles Ergebnis: Viele Jugendliche und junge Erwachsene werden von Zukunftssorgen geplagt. Vor allem Themen wie Inflation (65 Prozent) und Kriege (60 Prozent), aber auch teurer und knapper Wohnraum (54 Prozent), der Klimawandel und die Spaltung der Gesellschaft (je 49 Prozent) beschäftigen die jungen Menschen. Befragt wurden gut 2.000 Personen der Generation Z, also im Alter von 14 bis 29 Jahren.
Meine größte persönliche Sorge ist, dass irgendwann die gesamte Infrastruktur im Land zusammenbricht und nichts mehr funktioniert, zum Beispiel wegen eines Krieges.
Johannes Kümmerle, Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement
„Meine größte persönliche Sorge ist, dass irgendwann die gesamte Infrastruktur im Land zusammenbricht und nichts mehr funktioniert, zum Beispiel wegen eines Krieges“, sagt etwa der 21-Jährige Johannes Kümmerle, Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement. Kollegin Janina Bauer (18), ebenfalls Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement, irritiert, dass „die Arbeitsplätze selbst in großen Unternehmen nicht mehr garantiert sind – siehe Volkswagen“. Und auch Leon Schlichting, 20-jähriger Auszubildender zum Fachinformatiker für Systemintegration, sagt zwar: „Sorgen habe ich mir bisher wenige gemacht,“ ergänzt aber: „Den einen oder anderen Gedanken, wie es in der Zukunft mit der Wirtschaft aussehen könnte, hat man schon.“
Bedenken ja, Pessimismus nein
Pessimismus hat sich bei Janina, Johannes und Leon trotz der Bedenken aber keineswegs breit gemacht. Sie blicken optimistisch in die Zukunft und sind allesamt bereit, für Erfolg und Wohlstand etwas zu tun. „Natürlich möchte ich in meinem Leben viel Geld verdienen. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das anstelle, aber ich stecke da gerne viel Arbeit und Zeit rein“, sagt Johannes. Ähnlich sieht es Leon: „Ich muss nicht unbedingt reich werden, auch wenn ich natürlich nichts dagegen hätte. Aber ich möchte so viel verdienen, dass ich mir ein schönes Leben leisten kann.“
Genau wie bei unseren drei befragten Auszubildenden zeigt die Trendstudie ganz deutlich, dass junge Menschen keineswegs zu faul zum Arbeiten sind – was ihnen häufiger vorgeworfen wird. Ein Großteil habe eine hohe Bereitschaft, Vollzeit zu arbeiten, 70 Prozent sagen, sie arbeiten gerne. Wie viel das wohl in anderen Altersklassen sind?
Nur mit guter JAV-Arbeit werden die Azubis sichtbar und verschaffen sich Gehör.
Janine Linde, Rechtsanwältin und ifb-Referentin für die JAV
„Ich nehme derzeit keine schlechte Stimmung wahr“, sagt auch Janine Linde. Sie ist Rechtsanwältin und gleichzeitig ifb-Referentin für die JAV, hat dadurch mit sehr vielen Menschen aus der Generation Z zu tun.
Und was kann die JAV gegen die Wirtschaftskrise tun?
„Eine JAV wird einen Wirtschaftscrash nicht aufhalten können, aber es ist eine gute Sache, mit Gleichaltrigen ins Gespräch zu kommen und sich so gegenseitig Sorgen zu nehmen“, so Johannes über eine mögliche Rolle der JAV in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität. Genauso sieht es Rechtsanwältin Janin Linde: „Nur mit guter JAV-Arbeit werden die Azubis sichtbar und verschaffen sich Gehör.“ Und deshalb wirbt sie auch für ein Engagement in der JAV: „Wir können die Zukunft durch unser Ehrenamt verbessern und gestalten. Wir können mitarbeiten und uns engagieren. Denn: Der Betrieb und der Betriebsrat brauchen die JAV, um zukunftsfähig zu sein.“ (tis)