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Als Betriebsratsvorsitzender werden die unterschiedlichsten Fähigkeiten von Ihnen gefordert: Sie sollen ein gutes Verhältnis zum Arbeitgeber pflegen und gleichzeitig die Interessen der Belegschaft vertreten. Sie müssen Projekte organisieren und überblicken und gleichzeitig auch loslassen, wenn einzelne Aufgaben im Gremium verteilt werden. Gar nicht so einfach! Wir haben die sechs wichtigsten Tipps für Sie zusammengetragen, die Ihnen die tägliche Arbeit erleichtern sollen.
© Federico Pedrotti | ifb
Richten Sie Ihren Fokus auf das Wohl der Arbeitnehmer.
Es kommt also nicht nur darauf an, was einzelne Betriebsratsmitglieder aus ihrer persönlichen Perspektive wichtig oder erstrebenswert finden. Ganz entscheidend ist eine gewisse „Kundenorientierung“ an den Bedürfnissen der Belegschaft insgesamt. Dafür muss der Betriebsrat aber erst einmal herausfinden, worin das Wohl der Arbeitnehmer überhaupt besteht. Glücklicherweise gibt es hierfür viele verschiedene Ansätze, zum Beispiel:
Verlieren Sie nicht den Kontakt zu den Menschen, die Ihnen bei der Wahl ihr Vertrauen geschenkt haben. Bevor Sie mit frischem Eifer neue „Betriebsratsware“ produzieren, sollten Sie zuerst einmal fragen, was von Ihren Kollegen überhaupt bestellt ist.
Und noch ein Tipp: Bodenhaftung behält man nicht nur dadurch, dass man nach den Problemen und Wünschen der Kollegen fragt; umgekehrt ist es genauso wichtig, dass der Betriebsrat kontinuierlich und verständlich über die eigene Arbeit informiert. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit gehört zu den meist unterschätzten Aufgaben des Betriebsrats.
Betriebsratswahlen geschafft, Vorsitz geregelt, Freistellungen organisiert – und was jetzt? Neue Betriebsräte müssen oft nicht lange überlegen, was es wohl zu tun gibt, denn die Aufgaben stürzen meist von ganz alleine auf das Gremium ein.
Viel effektiver ist es aber, sich die Aufgaben nicht durch Zuruf von außen diktieren zu lassen, sondern selbst zu bestimmen, wofür sich der Betriebsrat engagiert. Und befriedigender ist es auch: Denn wer keine Ziele definiert, verfolgt und erreicht, der hat eben auch nie das schöne Gefühl eines Zieleinlaufs und einer Siegesfeier. Machen Sie von Anfang an klar, dass Sie als Betriebsrat die Dinge auch selbst in die Hand nehmen und aktiv handeln wollen, anstatt nur auf Arbeitgebermaßnahmen zu reagieren.
Dabei ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen. Seien Sie aufmerksam, wo vielleicht neue Problemfelder entstehen, damit Sie sich frühzeitig darauf vorbereiten können, zum Beispiel:
Genauso wichtig ist es aber auch, bereits in der Vergangenheit gefundene Lösungen für alte Probleme auch in der Zukunft laufend und kritisch im Auge zu behalten, zum Beispiel:
Planen Sie sich gleich zu Beginn Ihrer Amtsperiode Zeit ein, um in aller Ruhe eigene Ziele zu definieren. Sie werden feststellen, dass diese Investition sich lohnt!
Wer sich in den Betriebsrat wählen lässt, übernimmt damit ein unentgeltliches Ehrenamt. Allerdings soll dafür niemand seine Freizeit opfern. Daher regelt das Gesetz, dass die Betriebsratsarbeit grundsätzlich während der Arbeitszeit, also anstelle des eigentlichen Berufs ausgeübt wird. Hierin liegen Segen und Fluch zugleich.
Natürlich ist es prima, nicht den wohlverdienten Feierabend opfern zu müssen und noch immer genügend Raum für Familie, Freizeit und Erholung zu haben. Umgekehrt bedeutet dies für fast alle Betriebsratsmitglieder aber auch, dass sie innerhalb der regulären Arbeitszeiten einen sehr schwierigen Spagat zwischen dem eigenen Job und dem BR-Mandat vollziehen müssen.
Wer sein Engagement im Beruf unverändert zu 100 % fortsetzen will und zugleich das Betriebsratsmandat ernst nimmt, der steht unter einer großen Doppelbelastung. Die Gefahr von Überlastung, Selbstausbeute und schlimmstenfalls Burn-out steht dann im Raum. Hier gibt es gute Methoden, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, zum Beispiel:
Vor allem bei dem letzten Punkt müssen Sie sich vielleicht erst von Ihrem schlechten Gewissen befreien: „Immer ein offenes Ohr für die Kollegen“ klingt zwar toll, sollte aber Grenzen kennen. Es ist niemandem geholfen, wenn Sie 24 Stunden am Tag erreichbar sind, aber zwei Wochen später aus Überanstrengung arbeitsunfähig werden.
Ihre Rolle als BRV wird einmal durch die formalen Aufgaben und zum anderen durch die Erwartungen der Betriebsratsmitglieder bestimmt. Diese Erwartungen sollten Sie kennen und für sich selbst festlegen, welche Sie erfüllen können oder wollen und welche nicht. Das bezeichnet man als Rollenklarheit.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, was Ihr Gremium genau von Ihnen erwartet, dann fragen Sie es. Zum Beispiel in einer Teambildungsklausur. Klar ist, dass Sie sich nicht nach allen Wünschen richten können. Sagen Sie das vorher! Natürlich sollten Sie dann auch Ihrem Gremium mitteilen, welche der Erwartungen Sie erfüllen werden und welche nicht.
Je größer das Gremium, desto höher wird der Organisationsaufwand. Das ist Leitungsaufgabe. Die bekommen Sie nur hin, wenn Sie die Arbeit delegieren und gut organisieren. Natürlich unterstützt Sie dabei der Betriebsausschuss. Letztlich lassen sich Leitungsaufgaben auch so zusammenfassen:
Sie bereiten Entscheidungen zwar vor, fällen diese aber nicht. Das macht das Gremium als Ganzes. Außerdem gilt: Je mehr Sie delegieren, desto mehr Zeit haben Sie für die Aufgabe, die Ihnen per Mandat vom Gremium übertragen wurde, nämlich die Leitungsaufgabe.
Die Idee ist einfach: Ein Gremium arbeitet gut, wenn jeder Einzelne gerne mitarbeitet und sich wohl fühlt; wenn klar ist, wie in der Gruppe miteinander umgegangen wird; und wenn klar ist, wer welche Aufgaben erledigt und wie. Das ist natürlich der Idealfall, der kaum zu erreichen ist.
Teamentwicklung bedeutet, das Gremium zu unterstützen:
Miteinander statt gegeneinander: Gerade nach den BR-Wahlen gibt es für die Gremien eine Menge zu tun. Damit das Miteinander gut klappen kann, muss sich das Gremium am Anfang zusammenfinden und sich in den ersten Monaten zusammenraufen, damit es anschließend besonders gut zusammenarbeiten kann.
„Wer sitzt im neuen Gremium?“
„Wie gut kennen sich die einzelnen Betriebsräte bereits?“
„Was erwarten sich die Gremiums-Mitglieder selbst von ihrer BR-Arbeit und was vom Vorsitzenden oder von der Vorsitzenden?“
„Wofür sind die einzelnen bereit, sich als BR zu engagieren
Die Antwort auf diese Fragen ist der erste Schritt auf dem Weg zum gemeinsamen Erfolg. Denn: Je besser man sich kennt und einschätzen kann, je klarer die Erwartungen der einzelnen Betriebsräte ist, desto verlässlicher und tragfähiger ist der Zusammenhalt, auch wenn’s mal richtig schwierig wird.
Für ein Team aus „Arbeitgeber und Betriebsrat“ müssen Sie mit gutem Beispiel voran gehen. Hier macht der Ton die Musik. In der Art und Weise der Zusammenarbeit sollten Sie dem Arbeitgeber immer eine offene Hand anbieten.
Ihr Verständnis für wirtschaftliche Zwänge und für die Gewinnorientierung des Arbeitgebers bedeutet nicht, dass Sie sich auch den Arbeitgeber-Positionen anschließen müssen. Eine „vertrauensvolle“ Zusammenarbeit können Sie Ihrem Chef nicht abzwingen. Sie können es ihm nur vorleben und hoffen, dass er diese Einladung zu einem konstruktiven Miteinander annimmt und erwidert – auch zu seinem eigenen Nutzen.
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