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Andreas Kühnel zwischen Betriebsratsvorsitz, Kommunalpolitik und Automobilkrise
Betriebsräte sind von Natur aus sehr engagierte Menschen, schließlich setzen sie sich für die Belange einer ganzen Belegschaft ein. Aber einige von ihnen scheinen in Sachen Ehrenamt nochmal eine ganz besondere Energie zu entwickeln. So wie Andreas Kühnel. Sämtliche seiner Funktionen und Ämter aufzulisten, würde den Rahmen sprengen. Für den 48-Jährigen bedeutet das allerdings, sich immer wieder auf neue Rollen einzulassen. Im ifb-Gespräch verrät er, wie man das schafft und welche Herausforderungen in seinem Unternehmen, einem Automobilzulieferbetrieb, warten.
Andreas Kühnel: Schwer, hier pauschal eine Antwort zu geben. Zunächst muss man zwischen bezahlter Arbeit und ehrenamtlicher Tätigkeit unterscheiden. Da hat mein Hauptberuf natürlich Vorrang, und im Moment ist das eben die Position des freigestellten Betriebsratsvorsitzenden. Aber auch sonst mache ich mir da überhaupt keine Gedanken, denn ich gehe all diese Aufgaben mit Leidenschaft an und stehe voll und ganz hinter jeder einzelnen.
Andreas Kühnel: Tastsächlich alle, weil ich es sonst nicht machen würde. Am erfreulichsten ist wahrscheinlich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Energie und Kreativität, die sie mitbringen ist ansteckend. Besonders stolz bin ich auf die Errichtung des Kinder- und Jugendbeirats in Arnstadt, den wir 2019 ins Leben gerufen habe. Es war ein langer Weg, aber der hat sich gelohnt. Die Jugendlichen organisieren eigenständig beeindruckende Veranstaltungen wie Musikfestivals, Kinoabende und sogar überregionale Schwarzlicht-Volleyballturniere.
© Andreas Kühnel
Andreas Kühnel: In der heutigen Zeit, in der wir mit zahlreichen sozialen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert sind, ist Engagement wichtiger denn je. Viele Menschen fühlen sich von den aktuellen Entwicklungen in der Welt betroffen und möchten aktiv dazu beitragen, positive Veränderungen herbeizuführen. Mein Engagement ist meine Antwort auf die vielfältigen Bedürfnisse und Probleme unserer Gesellschaft. Und letztlich ist es auch eine Frage der persönlichen Zufriedenheit und des Lebenssinns. Indem du dich engagierst, schaffst du Erinnerungen, die dein Leben bereichern und dir das Gefühl geben, einen bedeutenden Beitrag geleistet zu haben.
Andreas Kühnel: Das kann man so sagen. 2018 hatten mich Kollegen angesprochen, dass ich aufgrund meiner Erfahrung gut für dieses Ehrenamt geeignet wäre. Ich hatte zuvor schon ein Grundwissen in verschiedenen Rechtsgebieten wie Sozialrecht, Strafrecht, Ordnungsrecht und Zivilrecht, aber Arbeitsrecht war für mich völliges Neuland. Trotz anfänglicher Unsicherheit ließ ich mich aufstellen und wurde direkt gewählt …
Andreas Kühnel: Ja, das ist nun vier Jahre her und wenn ich zurückblicke, frage ich mich oft, wie wir das alles geschafft haben. Ich habe ein fantastisches Gremium hinter mit, mit dem ich alles gemeinsam besprechen und Strategien entwickeln kann. Besonders wichtig ist mir, dass alle Mitglieder gleich behandelt werden uns sich so einbringen können, wie sie möchten. Wir sind mittlerweile richtig zusammengewachsen – das ist unbezahlbar.
Andreas Kühnel: Obwohl das paradox klingen mag, erleben wir derzeit eine beispiellose Auftragslage. Ab dem 1. Januar werden wir sogar ein 20-Schichtsystem einführen, um die anstehenden Aufträge bewältigen zu können. Was uns jedoch Sorge bereitet, ist die Ungewissheit über die Zukunft des Verbrenner-Geschäfts. Das spiegelt sich in den Abrufzahlen ab 2027 wider. Es gibt keine neuen Projekte und es ist geplant, das Personal drastisch zu reduzieren. Wir beobachten die Situation sehr genau und stehen in engem Austausch mit dem Arbeitgeber, um auf alle möglichen Entwicklungen vorbereitet zu sein.
Andreas Kühnel: Ja, definitiv. Wobei wir uns neben dieser zentralen Aufgabe auch intensiv mit weiteren bedeutenden Themen beschäftigen wie dem Betrieblichen Eingliederungsmanagement, dem Arbeitsschutz und der Rente.
Andreas Kühnel: Um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir im Gremium eine Arbeitsteilung eingeführt. Dadurch können wir Experten für die jeweiligen Anliegen einsetzen. Diese Spezialisierung ermöglicht es uns, effektiver auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen und gleichzeitig eine hohe Qualität in der Beratung sicherzustellen.
© Andreas Kühnel
Andreas Kühnel: Eine spannende Frage! Als Betriebsrat und Kommunalpolitiker hat man jedenfalls die einzigartige Gelegenheit, Herausforderungen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Beide Rollen bieten wertvolle Einblicke in die Belange der Menschen, wobei sich die Herangehensweisen unterscheiden. Im Betriebsrat steht der Fokus auf den Belangen der Arbeitnehmer. Es geht darum, die Interessen der Belegschaft zu vertreten, Arbeitsbedingungen zu verbessern und sicherzustellen, dass Unternehmensentscheidungen fair und transparent sind. Als Betriebsrat ist es wichtig, ein offenes Ohr für die Kollegen zu haben, konstruktive Lösungen zu erarbeiten und in Verhandlungen mit der Geschäftsleitung standhaft zu bleiben.
Andreas Kühnel: Hier liegt der Schwerpunkt auf der Gestaltung und Entwicklung der Gemeinde oder Stadt. Es geht darum, nachhaltige und langfristige Strategien zu entwickeln, die das Wohl der gesamten Gemeinschaft fördern. Die Herausforderungen sind oft komplexer und erfordern eine umfassendere Betrachtung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte. Es gibt allerdings auch Überschneidungen.
Andreas Kühnel: Beide Rollen erfordern Kommunikationsstärke, Verhandlungsgeschick und die Fähigkeit, verschiedene Interessen auszugleichen. Die Erfahrung in einem Bereich kann die Arbeit im anderen bereichern. Zum Beispiel können die Verhandlungserfahrungen aus dem Betriebsrat in der Kommunalpolitik hilfreich sein, während das Verständnis für politische Prozesse die Arbeit im Betriebsrat unterstützen kann.
Andreas Kühnel: Die konzentrieren sich darauf, die Stabilität und Zukunftssicherheit unseres Arnstädter Werks zu gewährleisten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir auch in den kommenden Jahren eine zuverlässige Anlaufstelle in der Automobilzulieferindustrie bleiben. Dabei steht die Sicherung der Arbeitsplätze an erster Stelle. (tis)
Zur Person:
Andreas Kühnel arbeitet bei der BorgWarner Transmission Systems Arnstadt GmbH, ist dort seit 2020 freigestellter Betriebsratsvorsitzender – Mitglied des Betriebsrats ist er seit 2018. Auch in der Kommunalpolitik ist der 48-Jährige sehr aktiv, seit 2014 ist er Stadtratsmitglied in Arnstadt, seit 2024 Kreistagsmitglied des Ilm-Kreises. Darüber hinaus engagiert er sich in zahlreichen Vereinen und Institutionen ehrenamtlich. Unter anderem:
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