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Aus dem idyllischen Oberfranken in die Hauptstadt

© Betriebsrat Mercedes-Benz Bank, Berlin
Stand:  19.6.2023
Lesezeit:  04:15 min
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Andreas Wolfrum ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Mercedes-Benz Bank

Für Andreas Wolfrum ist es ein Umzug in ein neues Leben, als 2012 die Mercedes-Benz Bank bei ihm anklopft. Der heute 51-Jährige wagt den Schritt und geht nach Berlin. Es ist für ihn auch die Umsiedelung aus dem beschaulichen oberfränkischen Hof in eine Weltmetropole. „Es war eine sehr bewusste Entscheidung, wobei ich schon überlegt habe“, sagt er. Gut zehn Jahre später ist er nicht nur stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, sondern auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Mercedes-Benz Bank – ein bemerkenswerter Aufstieg.

Andreas Wolfrum ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Mercedes-Benz Bank.

Es war schlichtweg die Zeit für eine Veränderung in Andreas Wolfrums Leben, als er sich 2012 entschließt, die Volks- und Raiffeisenbanken zu verlassen. Die Entscheidung? „Nicht einfach“, wie er auch nach mehr als einer Dekade noch zugibt. Schließlich hatte er über 19 Jahre – überwiegend im oberfränkischen Hof – bei Unternehmen gearbeitet, hier auch seine Ausbildung zum Bankkaufmann und das BWL-Studium absolviert. Vor ihm stand ein Schritt ins Ungewisse: „Berlin ist natürlich nochmal eine andere Dimension“, spricht er über die vielen Vorzüge, aber auch Herausforderungen, die in der Hauptstadt schlummern. Letztlich sollte sich sein Mut vollends auszahlen. Aber der Reihe nach.

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Meine Erfahrungen als Betriebsrat haben im Bewerbungsprozess keine Rolle gespielt.

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Auch in Berlin rasch im Betriebsrat

2011 gründete die Mercedes-Benz Bank in Berlin ein neues Service-Center, nachdem man sich von acht Standorten auf drei – Stuttgart, Saarbrücken, Berlin – verkleinert hatte. Ähnlich wie in Hof sollte Andreas auch in Berlin zunächst die größeren Kredite betreuen, allen voran Händlerfinanzierungen. Doch es kam schnell anders. Aufgrund von Umstrukturierungen stand in der Berliner Filiale die Neugründung eines Betriebsrats im Raum. Andreas wird als Ersatzmitglied gewählt, nach rund drei Monaten ist er bereits ordentliches Mitglied. „Meine Erfahrungen als Betriebsrat haben im Bewerbungsprozess keine Rolle gespielt“, versichert er. Denn bereits bei den Volks- und Raiffeisenbanken war Andreas Teil des Betriebsratsgremiums – und zwar seit 2006. Als sich dort eine Fusion anbahnte, wurden er und seine Kollegen auf die Bedeutung einer Interessenvertretung aufmerksam gemacht. „Viele haben gesagt: Schaut, dass ihr einen Betriebsrat habt.“ Als der Vorsitzende kurze Zeit nach der Wahl sein Amt überraschend niederlegt, wird Andreas Vorsitzender des VR-Betriebsrats. Heute kann er die beiden Betriebsratstätigkeiten gut miteinander vergleichen: „Mir wurde schnell klar, dass die Arbeit im Mercedes-Betriebsrat nochmal etwas anderes ist als in Hof. Da war nämlich die Welt noch in Ordnung, alles sehr harmonisch und wir als Betriebsrat haben mehr oder weniger nur an der Oberfläche gekratzt.“ Vielleicht war er auch deshalb auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.

Schritt für Schritt auf der Betriebsratsleiter

„Wir haben uns toll zusammengerauft“, erinnert sich Andreas an seine Startschwierigkeiten und die des ersten Betriebsratsgremiums der Mercedes-Benz Bank in Berlin. Als 2016 die Vorsitzende aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet, übernimmt Andreas den Part des stellvertretenden Vorsitzenden zunächst vorübergehend und schließlich dauerhaft. Fortan ist er für seine Betriebsratstätigkeit dauerhaft freigestellt.

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Ich habe eigentlich gedacht, ich hätte keine Chance.

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Der nächste Schritt in Andreas‘ Interessenvertreter-Karriere kam wie so häufig relativ überraschend. Für den Aufsichtsrat der Mercedes-Benz Bank standen Mitte 2022 Wahlen an, drei Arbeitnehmervertreter sollten hierfür gefunden werden. Obwohl Berlin im Vergleich zu Stuttgart der kleinere Standort ist, wurde nur ein Vertreter aus Stuttgart, hingegen zwei aus der Hauptstadt – darunter Andreas – in den Aufsichtsrat gewählt. „Ich habe eigentlich gedacht, ich hätte keine Chance“, blickt Andreas zurück. Da die Mercedes-Benz Bank deutschlandweit knapp unter 2.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist es kein paritätischer Aufsichtsrat, Arbeitnehmer und Arbeitgeber stellen also nicht jeweils die Hälfte der Mitglieder. Dennoch will das Unternehmen an der Tradition festhalten, dass der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Arbeitnehmerseite kommt. Und: Andreas wird erneut gewählt. „Es ist sehr arbeitsintensiv, aber spannend. Und natürlich nochmal eine andere Hausnummer.“

Hat sichtlich Spaß an der BR-Tätigkeit: Andreas Wolfrum in seinem Büro

Aufbau des Standortes in Madrid – Unruhe wächst

 

Nicht nur im Aufsichtsrat, auch im Betriebsrat gibt es derzeit jede Menge Themen bei der Mercedes-Benz Bank, die den Terminkalender von Andreas bestimmen. Einige Umstrukturierungen inklusive des Aufbaus eines Standortes in Madrid sind momentan im Gespräch. Welche Folgen hat das für die Belegschaft? „Das Wichtigste ist, keine Unruhe in die Mannschaft reinzubringen“, weiß Andreas genau, wo er und seine Betriebsratskollegen ansetzen müssen. Schließlich herrscht in der gesamten Automobilbranche eine gewisse Unsicherheit. Ein Beispiel: Kreditentscheidungen könnten zukünftig komplett von einer Künstlichen Intelligenz (KI) getroffen werden. Klingt zunächst gewöhnungsbedürftig, ist aber zu einem großen Prozentsatz ohnehin schon Realität. Andreas sieht darin nicht ausschließlich Negatives: „Ich glaube an die Chance, dass dadurch höherwertige Jobs entstehen.“

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Ich glaube an die Chance, dass durch KI höherwertige Jobs entstehen.

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So oder so ist viel in Bewegung bei der Mercedes-Benz Bank. Auf das Engagement ihres Betriebsrats konnten sich die Mitarbeiter in all den Jahren verlassen. Schon vor rund acht Jahren wurde eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit ausgehandelt. „Auch in Sachen mobiles Arbeiten haben wir eine BV geschlossen, da waren wir echte Vorreiter“, berichtet Andreas. Über allem steht allerdings die Standortsicherung, auch wenn die Personalfindung angesichts des um sich greifenden Fachkräftemangels sicherlich nicht das Einfachste ist. Andreas verspricht: „Wir werden alles geben!“ Hat er immer schon. Erst in Oberfranken und mittlerweile seit über einem Jahrzehnt in Berlin. (tis)

Zur Mercedes-Benz Bank

Die Konzernstruktur rund um die Mercedes-Benz Bank ist für Außenstehenden nicht ganz einfach zu greifen. Sie ist eine aus verschiedenen Aktivitäten der DaimlerChrysler AG hervorgegangene Universalbank, die zu 100 Prozent zur Mercedes-Benz Group AG gehört. In Berlin befindet sich eines der Service-Center mit rund 700 Mitarbeitern, wobei jeder Standort einen eigenen Betriebsrat hat. Die drei Standorte der Mercedes-Benz Bank sind wiederum über einen neunköpfigen Divisionsbetriebsrat, dem Andreas Wolfrum ebenfalls angehört, verbunden. Dazu gibt es noch einen Gesamt- sowie Konzernbetriebsrat.

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