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Malena ist Betriebsratsvorsitzende in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung
Es gibt zahlreiche Meldungen von Behinderung der Betriebsratsarbeit oder von Betriebsräten, die sich mit dem Arbeitgeber regelmäßig vor Gericht treffen. Von Streitigkeiten oder Unterdrückung, häufig macht der Begriff „Union Busting“ die Runde. Aber das ist nicht überall so. Betriebsratsvorsitzende Malena ist äußerst zufrieden angesichts der Zusammenarbeit mit ihrem Arbeitgeber. Natürlich sei nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“, dennoch werde zielführend diskutiert – so sollte es jedenfalls sein. Ob das an der Branche liegt? Malena arbeitet in einer sozialen Einrichtung für Kinder und Jugendliche.
„Streiten würde ich es nicht nennen. Aber es ist normal, dass der Betriebsrat einen anderen Fokus hat als der Arbeitgeber“, sagt Malena zur Frage, ob bei ihrer Arbeitsstelle überhaupt ein Betriebsrat benötigt werde. Die 33-Jährige ist Betriebsratsvorsitzende einer deutschlandweit tätigen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Da könnte man schon mal auf die Idee kommen, es sei ohnehin jeder äußerst sozial eingestellt, aber: „Dass wir unterschiedliche Einschätzungen haben, bleibt nicht aus. Bisher ist es uns aber gelungen, gute Regelungen zu finden.“ Gleichzeitig sagt sie: „Man muss immer gut abwägen, wie man seine Forderungen formuliert. Platziere ich das Anliegen rücksichtsvoll oder mit dem Vorschlaghammer?“ Diplomatie als Erfolgsrezept also?
Trotz allgemeiner Zufriedenheit stehen bei Malena und ihren Betriebsratskolleginnen und -kollegen meist ähnliche Themen auf der Agenda wie bei vielen anderen Gremien. Eines davon ist der Dienstplan, dem der Betriebsrat stets aufs Neue zustimmen muss. Darüber hinaus beschäftigen sie sich mit Themen wie mobiles Arbeiten oder Arbeitszeitkonten. „Die Klassiker“, so nennt es Malena mit einem Schmunzeln. Zudem: „Durch den Gesamtbetriebsrat haben wir den Vorteil, uns einigen Themen nicht im Detail widmen zu müssen wie bei Softwareeinführungen oder der Vergütung.“ Wobei das in Malenas Fall nur die halbe Wahrheit ist. Schließlich ist sie nicht mehr „nur“ Betriebsratsvorsitzende für zwei Standorte mit rund 80 Leuten, sondern seit Mai 2023 auch Teil des gut 30-köpfigen Gesamtbetriebsrats. „Schon mal anstrengend, aber es macht Spaß“, sagt sie darüber, dass sich in einem übergeordneten Gremium naturgemäß nochmal mehr bewegen lässt.
© Malena Schulte-Spechtel
Wie viele andere ist Malena eher zufällig im Betriebsrat gelandet. Die Sozialpädagogin – ihre Hauptaufgabe ist die Arbeit mit Kindern mit Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen und deren Eltern – wurde zur Wahl 2018 schlicht gefragt. Zwei Standorte wurden zusammengelegt, das Verhältnis sollte sich im Gremium widerspiegeln. „Ich fand die Aufgabe interessant, habe schon immer gerne über den Tellerrand geblickt.“ Prompt wird sie in das Gremium gewählt, nach der Wahl im Frühjahr 2022 folgt der „Aufstieg“ zur Betriebsratsvorsitzenden. Bereut hat sie ihr Engagement bis dato noch nie: „Ich beteilige mich gerne an Themen. Und generell bin ich einfach froh, dass es hierzulande so etwas wie einen Betriebsrat gibt.“
Die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, in der Malena tätig ist, bietet unterschiedlichste Dinge an, von einzelnen Beratungen bis hin zur Wohngruppe – es gibt zum Beispiel Wohngruppen für Jugendliche. Finanziert wird all das von der öffentlichen Hand und teilweise mit Spendenmitteln. Das kritisiert Malena deutlich. „Wir bekommen das als Betriebsrat natürlich mit, dass die Leistungen, die von öffentlicher Hand bezahlt werden, nicht ausreichen, die Bedarfe zu decken. Wirtschaftlichkeit ist auch in sozialen Einrichtungen ein zentrales Thema.“ Unmittelbar betroffen sind hier entsprechend die Lohnkosten. Die Gehälter sind zwar nicht an Tarife gebunden, orientieren sich jedoch an verschiedenen Verträgen, beispielsweise am TVöD für Sozial- und Erziehungsdienst. Dadurch sind die Einflussmöglichkeiten für Malena und ihre Betriebsratskollegen zwar begrenzt, dennoch gibt es schon mal Diskussionsbedarf. Etwa, weil sich an der Qualifikation, weniger an der tatsächlichen Aufgabe orientiert wird. Besonders gefreut hat sich Malena hingegen über die Betriebsvereinbarung zur Dienstplangestaltung, derzeit wird eine zur mobilen Arbeit verhandelt. „Durch Corona ist das auch in sozialen Berufen zum Thema geworden.“ Unter anderem bei diesen Diskussionen ist sie guter Dinge, die Verhandlungen erfolgreich abschließen zu können. „Wenn wir Punkte anmerken, habe ich schon das Gefühl, dass die Einrichtungsleitung intensiv drüber nachdenkt, wie man das zusammenbringen könnte.“
Ein Aspekt, der längst auch in Malenas Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung angekommen ist, ist der Fachkräftemangel: „Wir merken die Konkurrenz. Die Bereitschaft, Durstrecken oder Konflikte auszuhalten und Energien in die Lösung zu strecken sinkt. Häufig wird dann eher ein neuer Arbeitsplatz gesucht“, sagt sie über die vermehrten Wahlmöglichkeiten heutzutage. Deshalb versuchen sie als Betriebsrat präsent zu sein, zu vermitteln, den Arbeitgeber dadurch zu unterstützen, attraktiv für Mitarbeiter zu sein. Und das zeigt sich in jeder Menge Benefits für die Belegschaft. „Natürlich wird nicht alles sofort umgesetzt, aber ich habe schon das Gefühl, dass es da gerade viele offene Ohren gibt.“
Im Großen und Ganzen könnte man also sagen, es läuft ordentlich bei Malena, wenngleich sie einen (verständlichen) Wunsch in Sachen Betriebsratsamt hätte: „Es sollte wieder erlaubt sein, Betriebsversammlungen digital durchzuführen!“ (tis)
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