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Was sind die Folgen der Corona-Krise für Betriebsräte?

Sondergutachten zur gesamtwirtschaftlichen Lage

Eine Rezession ist nicht zu vermeiden. Zu diesem Ergebnis kommt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, kurz die Wirtschaftsweisen. In einem aktuellen Sondergutachten analysieren die Experten die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise. 

Dr. Klaus Daniel

Stand:  1.4.2020
Lesezeit:  02:00 min
Folgen der Corona-Krise für Betriebsräte | © peshkov - Adobe Stock

Zusammengefasst kommt der Sachverständigenrat zu folgenden Ergebnissen: 

Wegen der Corona-Pandemie wird die deutsche Wirtschaft auf jeden Fall schrumpfen und in eine Rezession rutschen. Niemand kann das Ausmaß und die Dauer dieser Krise voraussagen, auch nicht dieses von der Bundesregierung eingesetzte Expertengremium. Daher beschreiben sie in ihrem Bericht drei denkbare Szenarien 

Was wirtschaftlich passieren könnte

Als derzeit wahrscheinlichste Entwicklung sehen die Wirtschaftsweisen eine Normalisierung der wirtschaftlichen Situation über den Sommer 2020. Demnach müssten wir für das Jahr 2020 zunächst mit einem rückläufigen Wirtschaftswachstum in Höhe von minus 2,9% rechnen, gefolgt von Aufholeffekten, die im kommenden Jahr zu einem Wachstum von plus 3,7% führen würden.  

Forderungen an die Regierung 

Die Ökonomen fordern von der Bundesregierung die Umsetzung einer Reihe von wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Zunächst sollen von der Politik genügend finanzielle und auch personelle Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit unser Gesundheitssystem die Versorgung Kranker gewährleisten und die weitere Ausbreitung des Virus eindämmen kann.  

Zudem plädieren die Experten für eine klare Kommunikation, um die in der Bevölkerung und in den Unternehmen bestehenden Unsicherheiten soweit es geht zu reduzieren. Es solle klar und deutlich gesagt werden, was die Kriterien sind, die zu einer Lockerung bzw. Aufhebung der derzeit bestehenden Einschränkungen führen werden. Und es solle eine Ankündigung geben, welche wirtschaftspolitischen Impulse die Regierung nach Ende der Einschränkungen geben wolle.  

 Wichtige Empfehlungen für Betriebsräte 

Für Betriebsräte besonders wichtig sind die Empfehlungen zum Erhalt der Wirtschaftskraft am Standort Deutschland. Liquiditätshilfen, Steuerstundungen und Bürgschaften sollen die Unternehmen dabei unterstützen, diese für sie sehr schwere Zeit zu überstehen. Zudem wird von den Experten ein erleichterter Zugang zu Kurzarbeitergeld und eine Flexibilisierung der Arbeitszeit angeregt.  

Über allem steht das Ziel, Mitarbeiterentlassungen zu vermeiden. Es geht um Menschen! Helfen kann gegenüber dem Arbeitgeber vielleicht das folgende Argument: Nach Abklingen der Virus-Epidemie würde der Wiederaufbau und die Einstellung von Personal erheblich Zeit rauben und Kosten verursachen. Als Betriebsrat können Sie einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben – trotz unvermeidbarem Einbruch der Wirtschaftsleistung. Schalten Sie sich mit Tatkraft ein und lenken Sie den Blick auf das Abklingen der Virus-Epidemie; eventuell auch auf das Sondergutachten der Wirtschaftsweisen. Der Erhalt bestehender Strukturen ist ein ausgesprochen wichtiges Ziel!  

Erste Änderungen werden bereits umgesetzt 

Einige der angeregten Änderungen wurden von den politischen Verantwortlichen diskutiert oder befinden sich bereits in der Umsetzung. Die Wirtschaftsweisen betonen zudem, dass die Stabilisierung des Steuersystems, der Arbeitslosenversicherung und des Krankenversicherungssystemebenso ergänzende Maßnahmen wären wie die Gewährung von Lohnfortzahlungen bei Quarantäne oder im KrankheitsfallSollte das alles noch nicht ausreichen und sich die Wirtschaft nicht schnell genug erholen, so könnten größere Investitionsprogramme, Senkungen der Unternehmenssteuern, die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, Transferzahlungen, erleichterte Abschreibungsbedingungen oder eine Erhöhung der Ausgaben für Bildung und Forschung zusätzliche Impulse liefern.  

Zeit für Weiterbildung nutzen! 

Abschließend empfehlen die Wirtschaftsweisen, dass Unternehmen wie Mitarbeiter die Zeit während der Beschränkungen für die ohnehin notwendige Weiterbildung zu nutzen. Der Staat könnte hier mit entsprechenden Angeboten unterstützen und Anreize setzen. Außerdem sollten nach Auffassung der Ökonomen Bauprojekte weiter vorangetrieben werden und die Digitalisierung in den Unternehmen und der öffentlichen Hand vorangetrieben werden. 

Was heißt das nun für Sie als betriebliche Interessenvertreter 

Zuallererst sollten Sie mitnehmen, dass die Wirtschaftsweisen eine zwar tiefe, aber kurze Rezession (so genannte „V-Form“) in diesem Jahr für wahrscheinlich erachten. Der Absturz der Wirtschaft wird eine Phase der Erholung mit Nachholeffekten nach sich ziehen. In diesem Szenario macht folgendes Vorgehen Sinn:  

  1. Machen Sie Ihren Einfluss geltend und sorgen Sie dafür, die Folgen der Corona-Krise für Ihre Kolleginnen und Kollegen abzumildern – bestenfalls gemeinsam mit dem WirtschaftsausschussGanz oben an stehen zudem Informationen rund um das Thema Umstrukturierung, bei dem sich Interessenvertreter derzeit mehr denn je auskennen müssen. 

  1. Schaffen Sie individuelle Lösungen auf Betriebsebene, die vor allem eines leisten: Ihrem Unternehmen Luft zu verschaffen, damit es die Durststrecke durchstehen kann und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben. Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente und Mittel, wie z. B. flexibles Arbeiten. Ein wichtiges Thema sind auch die aktuellen Lockerungen beim Thema Kurzarbeit. 

  1. Machen Sie den Unternehmensvertretern im Wirtschaftsausschuss und im Rahmen von Krisen – und Monatsgesprächen klar, dass Sie auch zu unorthodoxen Lösungen bereit sind, wenn es damit gelingtdas Überleben des Unternehmens sicherzustellen und möglichst viele der Arbeitsplätze zu erhalten. 

Zeit für gemeinsame Tatkraft 

Der Bericht der Wirtschaftsweisen lässt wenig Zweifel daran, dass die Wirtschaft bald wieder anziehen wird. Niemand kann sagen, wann dies genau der Fall sein wird und wie stark dann die vom Sachverständigenrat prognostizierten Nachholeffekte auftreten werden.  

Aber eines ist jetzt schon sicher: Betriebsräte müssen sich aktiv einschalten. Jene Unternehmen, die es schaffen, ihre Arbeitskraft über die Krise hinweg aufrechtzuerhalten, werden deutlich profitieren. Die Zukunft der Kollegen muss im Mittelpunkt stehen. Und genau deshalb macht es Sinn, dass Arbeitgeber und betriebliche Interessenvertreter in dieser Situation eng zusammenarbeiten und gemeinsam gestalten.  

Bleiben Sie gesund und vor allem positiv!  

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