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Ramona Senier, Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der GESOBAU

„Man kann vieles schaffen, man muss es nur anpacken“

Seit elf Jahren ist Ramona Senier Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der GESOBAU in Berlin. Mit großem Respekt ist sie damals in das Amt gestartet. Wir sprachen mit ihr über ihre Erfahrungen, Hürden und Erfolge.

Stand:  7.12.2016
Lesezeit:  02:45 min
Arbeitsnehmervertreterin im Aufsichtsrat der Gesobau | © Ramona Senier | privat

Ramona, ganz ehrlich: Macht Dir die Arbeit im Aufsichtsrat Spaß?

Spaß ist vielleicht nicht das richtige Wort, ich würde eher sagen, dass es Freude macht, etwas bewegen zu können. Als Betriebsrat stößt man manchmal an die Grenzen seiner Handlungsfähigkeit. Im Aufsichtsrat kann ich schon früh auf bestimmte Themen aufmerksam machen. Natürlich können wir Arbeitnehmervertreter nicht alles durchsetzen, aber trotzdem können wir immer die Position der Arbeitnehmer deutlich machen. Es ist ein großer Gewinn, das wir Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat auf Augenhöhe mit allen Beteiligten diskutieren können – ich weiß, dass ist keine Selbstverständlichkeit.

War das auch Deine Motivation, Dich damals zur Wahl zu stellen?

Im Grunde schon. 2005 war bei uns ein eher schwieriges Jahr, es stand das Thema Personalabbau im Raum. Damals dachte ich, ich stelle mich der Wahl, um im Aufsichtsrat direkter Einfluss auf die Situation nehmen zu können. Als ich dann tatsächlich gewählt wurde, hatte ich natürlich großen Respekt vor dem neuen Amt und der damit übernommenen Verantwortung – aber da musste ich durch. Schließlich hatte ich ein klares Ziel vor Augen und war dankbar, gewählt worden zu sein.

Und was sagen die Kollegen, wenn man plötzlich so ein Amt innehat?

Zu Beginn hieß es, ´die Kollegen werden Dich jetzt anders sehen, Du bist jetzt in anderen Sphären´ unterwegs. Und ja natürlich, wurden auch vereinzelt Bedenken geäußert, ob ich den Anforderungen gerecht werde. Wie alles Neue ist das Ganze ein Lern- und Entwicklungsprozess. Heute kann ich sagen, dass ich überwiegend positive Rückmeldungen und Unterstützung erfahre. Das ist für mich Anerkennung und Ansporn zugleich.

Mitglied im Aufsichtsrat und gleichzeitig Betriebsrat – passt das zusammen?

Ja, gerade das passt! Denn was im Aufsichtsrat entschieden wird, also die strategische Ausrichtung des Unternehmens, muss von der ganzen Belegschaft und auch im Betriebsrat umgesetzt werden. Ich würde sagen, Betriebsrat und gleichzeitig Aufsichtsrat muss nicht sein, aber es hilft. Entscheidend ist die Bereitschaft, die Interessen der Belegschaft sowie des Unternehmens zu vertreten. Einen guten Austausch zwischen den verschiedenen Interessenvertretungen finde ich daher sehr wichtig.

Nach Deiner Erfahrung, welche Fähigkeiten sollte man als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat mitbringen?

Für notwendig halte ich die Bereitschaft, dazuzulernen und sich weiterentwickeln zu wollen. Ich habe deshalb erstmal Schulungen besucht und mich informiert. Kenntnisse über das Unternehmen bzw. die Lust darauf, dieses besser kennenzulernen sind grundlegende Bausteine, insbesondere für Interessenvertretungen. Am wichtigsten finde ich, dass man den Willen und den Mut hat, sich für andere einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Denn man kann vieles schaffen, man muss es nur anpacken! Persönlich halte ich eine gesunde Kommunikationsfähigkeit und den Spaß an der Zusammenarbeit mit anderen für sehr hilfreich. Die Fähigkeit, einander „Brücken zu bauen", um eine Balance zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen herzustellen, ist auch im Aufsichtsrat eine wertvolle Ressource.

Stichwort Zusammenarbeit: Gibt es auch einen Austausch mit den Arbeitnehmervertretern anderer Aufsichtsräte?

Auf jeden Fall, wir knüpfen beispielsweise Kontakte auf Fachtagungen. Der regelmäßige Austausch hat sich sehr bewährt, auch für die eigene Standortbestimmung. Ich finde es außerdem immer wieder großartig, wie gut wir Arbeitnehmervertreter uns gegenseitig unterstützen.

Inzwischen bist Du schon 11 Jahre im Aufsichtsrat, Zeit für einen kleinen Rückblick. Gibt es eine Situation, an die Du besonders gerne zurückdenkst?

Da fallen mir spontan viele Momente ein. Sogar zu Beginn meiner Amtszeit, als das Unternehmen in einer schwierigen Situation war, war es sehr bereichernd zu erfahren, dass man trotzdem etwas bewegen kann. Durch das gute Zusammenwirken vieler Beteiligter, vom betroffenen Kollegen über den Betriebsrat bis hin zum Aufsichtsrat, ist es uns gelungen, eine Alternative zum geplanten Personalabbau zu finden. Gemeinsam ist man stärker als man manchmal denkt.

Besonders bewegend war es für mich im letzten Jahr, als ich zur stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt wurde. So ein Moment bleibt. Das ist ein großes Zeichen für Vertrauen und Wertschätzung in Richtung Belegschaft. Ich kann sagen, dass wir in unserem Unternehmen viel miteinander erreicht haben und das macht mich stolz und glücklich.

Zur Person: Ramona Senier

Seit 37 Jahren arbeitet Ramona Senier bei der GESOBAU AG; einer, wie sie sagt, „tollen Firma in Reinickendorf". Das Unternehmen mit ca. 300 Mitarbeitern ist eines der größten städtischen Wohnungsbauunternehmen in Berlin.

Mitglied des Betriebsrats ist sie seit 1994, Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat seit dem Jahr 2005. Und, noch etwas ganz Besonderes, seit 2015 ist sie stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der GESOBAU AG.

„Ich liebe Herausforderungen", sagt Ramona Senier, die mit ihrem Optimismus und ihrem Wissendurst gemeinsam mit anderen schon viel bewegen konnte.

Und ihr Herz schlägt – nach entsprechender Qualifizierung – noch für ein weiteres Ehrenamt: Seit dem Jahr 2004 ist sie als Mobbing- und Konfliktberaterin in ihrem Unternehmen tätig. „Es ist sehr bereichernd, Menschen Mut zu machen."

Bereichernd war auch das Gespräch mit ihr – Begeisterungsfähigkeit, die überspringt!

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