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Bitte kräftig gießen, wir brauchen Wachstum!

Industriestandort unter Druck: Zölle, Sparprogramme und Stellenabbau

Der Arbeitsplatzabbau in der deutschen Industrie nimmt dramatisch zu. Laut Statistischem Bundesamt sind in den ersten Monaten des Jahres 2024 fast 70.000 Stellen weggefallen – Tendenz steigend. Ob ZF, Continental, Thyssenkrupp Steel oder Volkswagen, die Liste der Restrukturierungsprogramme wird immer länger. Für Betriebsräte stellt sich die Frage: Wie mit einer Entwicklung umgehen, die den Wirtschaftsstandort und die Existenz vieler Beschäftigter unmittelbar betrifft?
 

Stand:  15.4.2025
Lesezeit:  01:45 min
Wirtschaft Wachstum  | © AdobeStock | BillionPhotos

Industrie in Schieflage: Ein Überblick

Die wirtschaftliche Großwetterlage ist eindeutig: Laut Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft planen 44 Prozent der befragten Unternehmen in der Industrie einen Stellenabbau. Besonders betroffen sind Branchen mit hohem Energie- und Materialeinsatz. Statt auf Kurzarbeit setzen viele Unternehmen mittlerweile direkt auf Stellenstreichungen.
Damit ist auch dem letzten Optimisten klar: Es passiert etwas am Wirtschaftsstandort Deutschland, der Umbruch ist da.

Jeden Monat gehen Tausende Industriearbeitsplätze verloren.

Was heißt das konkret für die Beschäftigten?

Jeden Monat gehen Tausende Industriearbeitsplätze verloren. Zugleich sinkt die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen. Dabei wäre gerade jetzt Personalbindung und -entwicklung ein strategisch notwendiger Schritt in Richtung Stabilisierung und Zukunftssicherung.

Kostendruck auf allen Ebenen – aber woran liegt es wirklich? 

Hierfür gibt es einige Ursachen, aber eine ist wohl Haupttreiber: 70 Prozent der Manager aus dem produzierenden Gewerbe nennen in einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Horvath die hohen Kosten am Standort Deutschland als größte Belastung. 

  • Energiepreise: Gaspreise bis zu 7-mal, Strompreise bis zu 5-mal höher als in Konkurrenzländern. Das trifft energieintensive Industrien besonders hart – insbesondere Chemie, Metall, Mineralöl, Papier und Glas.
  • Sozialabgaben & Inflation: Beschäftigte erleben eine wachsende Belastung durch höhere Lebenshaltungskosten bei stagnierenden Nettoeinkommen.
  • Lohnnebenkosten: Diese steigen stark an – auf über 42 Prozent des Bruttolohns, so aktuelle Berechnungen. Das ist ein historischer Höchststand!

Der Blick in den Geldbeutel spricht eine andere Sprache, denn hier kommt kein Geldregen an.

„Nettoklau“ zulasten der Beschäftigten

Natürlich werden als Argument für den Kostendruck auch immer wieder steigende Löhne und Gehälter genannt.  Der Blick in den Geldbeutel spricht eine andere Sprache, denn hier kommt kein Geldregen an.  Es ist eine Preisspirale, die ebenfalls mit den gestiegenen Kosten in Gang gesetzt wird. Es geht hier auch um Lohnnebenkosten, Arbeitgeberchef Kampeter spricht von einem „Nettoklau“ zulasten der Beschäftigten.
Schaut man sich die absoluten Zahlen an, sieht es so aus: Auf einen Bruttoverdienst von 100 Euro zahlten Arbeitgeber jeweils noch 29 Euro an Lohnnebenkosten obendrauf. Und auch die Arbeitnehmer zahlen mehr: Laut Berechnungen von Datev führt ein signifikanter Anstieg bei den Sozialabgaben „zu einer nahezu durchgängigen Mehrbelastung der abhängig Beschäftigten“. Hinzu verteuern sich die Lebenshaltungskosten stärker, als die Einkommen wachsen: Inflation frisst Einkommen – die Teuerungsrate macht vielen Haushalten zu schaffen.
Betriebsräte spüren all diese Entwicklung im betrieblichen Alltag: die Unzufriedenheit unter den Beschäftigten wächst, der Leistungsdruck nimmt zu, es fehlt an Zukunftsperspektiven.

Eine explosive Mischung – und viele Firmen setzen den Rotstift an.

Die Folge: Verwaltung und Fertigung geraten unter Druck

Eine explosive Mischung – und viele Firmen setzen den Rotstift an. Es trifft häufig zunächst die Verwaltungen der Firmen. Beispiel Bahn: Laut Handelsblatt sollen bis Ende 2027 in Vertrieb und Verwaltung rund 10.000 Stellen entfallen, rund 20 Prozent der dort Beschäftigten. In anderen Firmen gibt es Pläne zur Umstrukturierung. Mit flacheren Hierarchien soll neuer Schwung entstehen – und das soll am Ende eben auch weniger kosten.
Aber auch der Fertigung geht es an den Kragen, wie z.B. bei ZF und VW. Veränderte Nachfrage, Wandel bei den Kundenbedürfnissen, Steigerung von Effizienz und Effektivität, Verschlankung – all das sind Schlagworte, die hier immer wieder genannt werden. KI spielt hier ebenfalls eine Rolle, denn laut der Horvath-Umfrage will jedes zweite Unternehmen Prozesse in Verwaltung oder Produktion automatisieren.

Exportbarrieren und Zölle: Weitere Unsicherheiten kommen auf uns zu

Und nun auch noch das Thema Zölle – für ein stark exportorientiertes Industrieland wie Deutschland ist die aktuelle US-Politik ein echtes Damoklesschwert. In einem ohnehin angeschlagenen konjunkturellen Umfeld könnten neue Zölle weitere Produktionsverlagerungen zur Folge haben.

Was können Sie als Betriebsrat tun?

Gerade in Krisenzeiten sind Sie als Betriebsräte gefordert, Orientierung zu geben – für die Belegschaft, aber auch im Dialog mit der Geschäftsführung. Dabei gilt: Es gibt sicherlich keine Patentlösungen, aber sehr wohl bewährte Handlungsoptionen. 
Unsere Empfehlung: Lesen Sie jetzt, welche fünf konkreten Maßnahmen Sie als Betriebsrat ergreifen können. (kd/cbo)

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