Jeder kennt die Situation: Einstellungsgespräch. Viele Bewerber, aber nur eine Position zu besetzen. Der Arbeitgeber kann sich seinen neuen Mitarbeiter heraussuchen und die Bedingungen stellen.
Das Vorstellungsgespäch der Zukunft?
Wie wäre es, wenn es folgendermaßen ablaufen würde: Sie aktivieren Ihr Stellungsgesuch bei der Agentur für Arbeit. Fünf Minuten nachdem, Sie dies mit „Enter" bestätigt haben, bekommen Sie auf Ihrem Smartphone zwei neue E-Mails angezeigt. Sie öffnen die erste: „Sehr geehrter Herr (geehrte Frau) ...., gerade haben wir Ihr Stellungsgesuch gelesen. Ihr Lebenslauf hat uns sehr beeindruckt. Wir würden Sie gerne zu einer persönlichen zweitägigen Vorstellungsrunde einladen. Sie werden unser Unternehmen und Ihre zukünftigen Kollegen kennen lernen. Darüber hinaus wird ein Mitarbeiter der Stadt Ihnen Auskunft über Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangebote usw. geben. Selbstverständlich übernehmen wir die Reise- und Übernachtungskosten. Bitte teilen Sie uns mit, für welches Datum wir das Ticket und das Hotelzimmer buchen dürfen ... Mit freundlichen Grüßen Frau XY, Personalreferentin." – Die Auswahl eines neuen Mitarbeiters per Assessment-Center kommt da natürlich nicht mehr in Frage. In den meisten Personalplanungen muss also etwas passieren.
Die wertvollste Ressource des Unternehmens: Der Mitarbeiter
Aber das Hofieren von Bewerbern ist nur der Anfang. Denn durch den zunehmenden Fachkräftemangel werden nicht nur die neuen, sondern auch die eigenen Mitarbeiter immer wertvoller. Dadurch wächst einerseits der Aufwand, neue Arbeitnehmer zu gewinnen, andererseits gibt es auch immer weniger davon. Zum Glück kann der Betriebsrat auf die Personalplanung Einfluss nehmen. Daher heißt es vermutlich: Die Tage des Assessment-Centers sind gezählt.
Demografie: Ein Thema für den Betriebsrat
In Zukunft werden auch die Mitarbeiter eines Betriebes immer älter werden. Darauf müssen sich die Unternehmen einstellen. Dem Betriebsrat kommt dabei die wichtige Rolle zu, die richtigen Antworten auf die richtigen Fragen zu finden: Welche Arbeitsplätze sind für welches Alter geeignet? Was muss ich ändern, damit ein Mitarbeiter weiter seine Arbeit machen kann? Wie integriere ich auch schwierige Mitarbeiter in mein Unternehmen?
Mitarbeiter für das Unternehmen akqurieren und halten
Neue Arbeitszeit- oder Kommunikationsmodelle können hier helfen. Und über die Gesundheitsförderung kann die Arbeitsfähigkeit erhalten bleiben. Nicht umsonst gibt es das englische Sprichwort: „An Apple a day, keeps the doctor away." – Täglich einen Apfel essen, und man bleibt gesund. Allerdings kann eine Obstschale für die Belegschaft keine Wunder bewirken, sondern nur den Anfang eines erfolgreichen Gesundheitsmanagements markieren.
Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist: Work-Life-Balance.
Vielen Arbeitnehmern wird ihr Leben neben der Arbeit immer wichtiger – auch darauf muss der Unternehmer sich einstellen. Dazu gehört zum Beispiel eine Familienfreundlichkeit, die Rücksicht darauf nimmt, dass auch Kinder ihre festen Termine haben. Eine weitere Möglichkeit, die Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, sind Sozialleistungen.
Der Spruch „einem alten Esel kann man nichts mehr beibringen" hat noch nie gestimmt. Heute ist es offiziell: Lebenslanges Lernen ist angesagt. Durch Qualifikation und Weiterbildung werden die Arbeitnehmer motiviert und ihr angesammeltes Wissen kommt dem Unternehmen zu gute.
Durch das Älterwerden der Gesellschaft kommt auf den Betriebsrat eine Herkules-Aufgabe zu. Wenn er die Chancen ergreift, die sich durch den demografischen Wandel ergeben, dann steht dem Betriebsrat eine arbeitsreiche, aber auch große Zukunft bevor. Denn eines ist klar: Je wertvoller die Arbeitnehmer für ein Unternehmen sind, umso mehr Macht haben ihre Vertreter.
Diversitiy Management
Und: Vielfalt als Chance (Diversitiy Management), also: Die Individuelle Verschiedenheit der Mitarbeiter darf nicht nur toleriert werden, sondern sollte für den Unternehmenserfolg nutzbar gemacht werden. Dazu gehört auch die Überzeugung, dass Behinderung kein Hinderungsgrund für Einstellung ist.