„Sie wollen einen Posten in unserer Firma. Was können Sie denn?" – „Nichts!" – „Tut mir leid, die hochbezahlten Positionen sind alle schon besetzt!" Was eigentlich ein Scherz sein sollte, kommt doch scheinbar der Realität recht nahe. Denn nach einer aktuellen Studie halten zwei von drei Arbeitnehmern ihren Chef für fachlich ungeeignet. Umgekehrt betrachtet, bezeichnen lediglich 37 % der Angestellten ihren direkten Chef als „fachlich für den Job geeignet" und nur knapp jeder Dritte hält diesen für charakterlich qualifiziert – ein erschreckendes Ergebnis.
Zwischenmenschlicher Notstand
Auch in zwischenmenschlicher Hinsicht sieht es kaum besser aus. Nur jeweils ein Drittel der Arbeitnehmer sagt, ihr Vorgesetzter erkenne ihre Leistungen an beziehungsweise sei stets ansprechbar bei Problemen. Und vier von fünf Befragten fühlen sich von ihren Chefs in ihrem beruflichen Fortkommen nicht gefördert.
Coaching bringt bessere Bewertung
Schaut man genauer hin, dann erhalten Arbeitgeber mit coachendem Führungsstil eine bessere Bewertung. Hier hielten immerhin 59 % ihren Vorgesetzten fachlich für uneingeschränkt und knapp 50 % für charakterlich absolut geeignet. Nur ein emphatischer Manager nach Art eines Trainers habe das Potenzial, jeden Arbeitnehmer und damit den Erfolg des gesamten Betriebs langfristig positiv zu beeinflussen, kommentierte Dr. Hans Schlipat, Managing Partner der Rochus Mummert-Gruppe, das Ergebnis. „Er handelt authentisch und holt den Einzelnen auch emotional dort ab, wo dieser gerade steht."
Fehlende Förderung und Kritikfähigkeit
Doch auch hier läuft es nicht rund. Denn nur ein knappes Drittel der Befragten aus Unternehmen mit einer coachenden Führungskultur meint, ihr Chef könne gut mit Kritik umgehen. Dabei sei Kritikfähigkeit die wichtige Eigenschaft einer guten Spitzenkraft.
Zudem äußerte nur ein Drittel der Befragten, dass ihr Vorgesetzter ihre Leistungen anerkenne und bei Problemen immer ansprechbar sei. Auch bei der Förderung der Karriere gibt es Unzufriedenheit. Vier von fünf Befragten fühlen sich durch ihren Chef nicht ausreichend gefördert.
Für die Studie „Emotionale Führung am Arbeitsplatz" der Personalberatung Rochus Mummert wurden 1.000 Arbeitnehmer in Deutschland befragt.
Was tun bei einem miesen Chef?
- Nicht den Kopf in den Sand stecken! Stellen Sie sich lieber den Tatsachen. Was stört Sie? Was läuft gut?
- Versuchen Sie, die Situation für sich zu verbessern. Dazu ist es wichtig, sich einmal in die Rolle des Vorgesetzten hineinzudenken. Was sind die Ziele Ihres Chefs, was ist ihm wichtig?
- Zeigen Sie Initiative und übernehmen Sie, wenn möglich, Verantwortung.
- Bleiben Sie sachlich. Versuchen Sie Ihre Emotionen nicht die Oberhand gewinnen zu lassen und vermeiden Sie hitzige Diskussionen.
- Wenn das alles nicht hilft, dann suchen Sie nach weiteren Strategien, am besten gemeinsam mit dem Betriebsrat. Hilft vielleicht ein Gespräch zu Dritt? Oder gibt es eine Möglichkeit, innerhalb der Firma den Arbeitsplatz zu wechseln?
- Im schlimmsten Fall: Suchen Sie sich lieber einen neuen Job – bevor der Stress Oberhand gewinnt.