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News Digitaler Wandel Europäische IT-Alternativen: Ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Datenschutz

Europäische IT-Alternativen: Ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Datenschutz

Vorteile und Hürden bei der Nutzung europäischer IT-Lösungen

US-amerikanische Tech-Giganten wie Microsoft, Google, Amazon und Meta dominieren die digitale Arbeitswelt. Birgt diese Abhängigkeit Risiken, insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz? Es könnte sich lohnen, europäische Alternativen in Betracht zu ziehen – auch für Sie als Betriebsrat.

Stand:  16.6.2025
Lesezeit:  02:15 min
Europäische Tech-Alternativen | © AdobeStock | Zerbor

Die Europäische Kommission stellt rund 1,3 Milliarden Euro im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ zur Verfügung. Ziel ist es, Europas technologische Souveränität zu stärken und digitale Lösungen für öffentliche Verwaltungen und Unternehmen voranzutreiben. Ende März 2025 veröffentlichte die Kommission zudem einen Online-Katalog mit Open-Source-Software, der Entwicklungsprojekte des öffentlichen Sektors aus den EU-Mitgliedstaaten bündelt. Darin finden sich auch gängige Standardanwendungen wie etwa der Nextcloud-Server – sofern sie von öffentlichen Stellen innerhalb der EU genutzt werden.

Die Landesregierung Schleswig-Holstein verabschiedet sich von Microsoft und schlägt einen neuen Kurs ein

Erstes Bundesland mit Open-Source-Lösung

Ein Signal kommt dabei schon aus unserem Norden Deutschlands: Die Landesregierung Schleswig-Holstein verabschiedet sich von Microsoft und schlägt einen neuen Kurs ein – hin zu Open-Source und digitaler Unabhängigkeit. LibreOffice, Linux und Nextcloud sollen künftig den digitalen Arbeitsplatz für rund 30.000 Landesbeschäftigte bestimmen. Aber wie praktikabel sind solche Schritte als Beispiel für andere? Und sind sie wirklich sinnvoll?

Wachsende Nachfrage nach alternativen Lösungen

Wer über einen Umstieg nachdenkt, wird im Netz schnell fündig. Die Plattform European Alternatives zeigt, wie stark die Nachfrage nach sicheren europäischen Alternativen gestiegen ist: Die Besucherzahlen schnellten innerhalb weniger Monate von 26.000 auf 611.000 hoch. Warum? Dort finden sich viele europäische Gegenstücke zu bekannten US-Diensten. Hier einige

Beispiele:

Warum ist der Umstieg nicht gerade einfach?

In deutschen Unternehmen sind US-amerikanische IT-Tools weit verbreitet und tief im Arbeitsalltag verankert. Microsoft Azure (Cloud-Plattform) etwa spielt eine zentrale Rolle: Über 50 Prozent der deutschen Unternehmen investieren laut dem Bitkom Cloud-Report 2023 in Cloud-Lösungen, wobei Microsoft Azure zu den meistgenutzten Anbietern zählt. Aufgrund der starken Nachfrage verdoppelt Microsoft derzeit sogar die Kapazitäten seiner Azure-Cloud in Deutschland.

Auch Amazon Web Services (AWS) ist ein bekannter Akteur auf dem deutschen Markt. Amazon plant, bis 2026 rund 8,8 Milliarden Euro in den Ausbau seiner deutschen Cloud-Infrastruktur zu investieren – insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, einem wichtigen Zentrum für Rechenzentren.
Google Workspace hat sich ebenfalls etabliert: Viele deutsche Unternehmen nutzen die Google-Dienste für E-Mail, Kalender und Dokumentenbearbeitung.
Selbst im Bereich der mobilen Kommunikation dominieren die US-Anbieter: In Deutschland verwenden etwa 80 Prozent der Bevölkerung regelmäßig WhatsApp, auch in vielen Unternehmen gehört der Messenger zur alltäglichen internen Kommunikation.

Diese Zahlen verdeutlichen: Die Abhängigkeit von US-amerikanischen IT-Lösungen ist in Deutschland hoch.

Gründe für diese Marktdominanz der US-Unternehmen:

  • Vertrautheit und Integration bestehender Systeme
  • Hohe Nutzerfreundlichkeit und umfassende Funktionalitäten
  • Große Ökosysteme (Apps, Plug-ins, Schulungen, Support)
  • Skalierbarkeit für kleine bis sehr große Unternehmen
  • Mehr Fachleute für Standardlösungen auf dem Arbeitsmarkt vorhanden als bei unbekannten Lösungen

Ein Umstieg auf europäische Alternativen ist möglich – erfordert jedoch Mut, strategische Planung, Kosteninvestition...

Umstieg oder sein Lassen – das ist hier die Frage…

Ein Umstieg auf europäische Alternativen ist möglich – erfordert jedoch Mut, strategische Planung, Kosteninvestition und die Bereitschaft, bestehende Systeme und Gewohnheiten zu hinterfragen.

Die Vorteile: Die Daten bleiben in der EU,  unterliegen der DSGVO und verringern die Abhängigkeit.

  • Keine "Cloud Act"-Zugriffe durch US-Behörden.
  • Förderung europäischer Innovation und Unabhängigkeit.

Aber es gibt sicher auch Nachteile:

  • Manche europäische Anbieter sind weniger ausgereift.
  • Mitarbeiter müssen oft neu geschult werden.
  • Integration mit bestehenden Systemen kann aufwändig und kostenintensiv  sein.

Gerade beim Thema Benutzerfreundlichkeit und internationalem Support haben US-Dienste aktuell oft noch die Nase vorn.

Der Ausgangspunkt für Ihre Mitbestimmung als Interessenvertreter ist  § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG: Leistung- und Verhaltenskontrolle.

Haben Sie als Betriebsrat Mitspracherechte?

Der Ausgangspunkt für Ihre Mitbestimmung als Interessenvertreter ist  § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG: Leistung- und Verhaltenskontrolle. Sollte diese durch die eingeführten oder geplanten Systeme irgendwie möglich sein, dann haben Sie als Betriebsrat Handlungsmöglichkeiten:

  • Fordern Sie Transparenz ein: Wo liegen die Unternehmensdaten und damit auch die personenbezogenen Mitarbeiterdaten? Welche Cloud-Dienste werden genutzt? Berufen Sie sich dabei auf § 80 Abs. 1 BetrVG.
  • Regen Sie Pilotprojekte an: Europäische Alternativen in einzelnen Abteilungen oder Teams testen. Oder für das BR-Büro? Nicht einfach, denn hier ist Überzeugungsarbeit beim Arbeitgeber gefragt.
  • Der Arbeitgeber oder der Datenschutzbeauftragte sollten bestenfalls Aufklärungsarbeit leisten. Das können Sie als Betriebsrat zumindest anregen, damit die Mitarbeiter über Datenschutzrisiken informiert werden.
  • Stoßen Sie Strategiegespräche als Betriebsrat oder IT-Ausschuss an: Gemeinsam mit IT und Geschäftsführung eine langfristige, datenschutzfreundliche Digitalstrategie entwickeln.

Jedes Unternehmen muss für sich klären, ob eine digitale Unabhängigkeit von den großen Tech-Konzernen gewünscht, notwendig oder überhaupt realisierbar ist.

Fazit:

Jedes Unternehmen muss für sich klären, ob eine digitale Unabhängigkeit von den großen Tech-Konzernen gewünscht, notwendig oder überhaupt realisierbar ist. Letzendlich haben die großen Tech-Player auch viele Vorteile, die kleine Unternehmen so nicht bieten können.
Für Sie als Betriebsrat besonders wichtig: Behalten Sie den Umgang mit personenbezogenen Daten sowie mögliche versteckte Leistungskontrollen im Blick. Hinterfragen Sie auch, ob die Daten Ihrer Betriebsratsarbeit ausreichend geschützt sind.

Eine eigene Lösung – etwa eine separate BR-Cloud – durchzusetzen, ist jedoch schwierig. Denn laut § 40 BetrVG muss der Arbeitgeber die erforderlichen Mittel bereitstellen – und das bedeutet in der Regel: die im Unternehmen eingesetzten Systeme. Doch manchmal genügt schon eine kleine, pragmatische Lösung, um einen Impuls zu setzen und Veränderungen anzustoßen. Es lohnt sich also immer, genau hinzusehen und kritisch nachzufragen.

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