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Von der Chefin gewünscht, seit einem Jahr im Amt – läuft alles rund beim Freizeitpark-Gremium?
Die Chefin wünscht sich einen Betriebsrat! Gibt’s nicht? Doch, die Geschichte sorgte im vergangenen Jahr für große Aufmerksamkeit und so manchen Augenreiber (wir berichteten). Nun ist der Betriebsrat des Freizeitparks auf der Bärenhöhle in Baden-Württemberg rund ein Jahr im Amt. Wie läuft es in der Praxis? Was ist geblieben von der Begeisterung? Und wie denkt die Freizeitparkchefin heut über den Betriebsrat? Wir haben nachgehakt.
Kurzer Rückblick: Ende 2022 verkündet Ine Ehe, Inhaberin des Freizeitparks Traumland in Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb, im firmeneigenen Podcast, dass sie sich in ihrem Unternehmen die Gründung eines Betriebsrats wünscht. „Für mich war ein Betriebsrat der nächste logische Schritt in unserer Historie“, sagte sie damals. Viele befreundete Unternehmer und leitende Angestellte rieten ihr ab, aber Ines Ehe glaubte an die Chancen, die ein Betriebsrat bietet. Zurecht? „Den ersten großen Mehrwert brachten uns die schriftlichen Betriebsvereinbarungen, die nun fester Bestandteil unseres Unternehmens sind“, freut sich die Inhaberin rückblickend. „Gleichzeitig hat sich wie erwartet die Kommunikation verbessert, wir konnten beispielsweise im vergangenen Jahr erfolgreich Unstimmigkeiten zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden direkt aus dem Weg räumen, bevor diese größere Ausmaße annahmen.“
Im April 2023 hatte der dreiköpfige Betriebsrat um Lothar Scheer (Operator), Virginie Pauer (Gastro) und den Betriebsratsvorsitzenden Marcell Stöhr (Technik) die Arbeit aufgenommen. Wir haben mit Letzterem gesprochen und das erste Amtsjahr Revue passieren lassen. Schließlich war die Betriebsratstätigkeit für alle drei Neuland.
Marcell Stöhr: Ehrlicherweise hatte ich mir es nicht ganz so vorgestellt. Es war schon eine Überraschung, wie viele Rechte und Pflichten man als Betriebsrat hat und welche Möglichkeiten es gibt, in Dinge einzugreifen.
© Freizeitpark Traumland
Marcell Stöhr: Ich kannte Betriebsräte aus meinen früheren Betrieben, die hatten sich immer mit den Chefs in den Haaren. Bei uns ist die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung deutlich einfacher. Klar, es gibt auch bei uns Reibereien, aber das ist alles nichts Schlimmes. Zwar sagt die GL nicht zu allem „Ja und Amen“, weil sie natürlich auf den Betrieb schaut, während wir die Belegschaft im Fokus haben. Aber es ist schon so, dass wir gemeinsam versuchen, das Beste rauszuholen.
Marcell Stöhr: … was uns damals sehr überrascht hat, weil der Wunsch normalerweise ja von Mitarbeiterseite kommt. Viele haben gefragt, ob man den Betriebsrat denn wirklich brauche, weil wir im Unternehmen eigentlich immer gut miteinander reden konnten. Aber letztlich empfanden es doch die meisten als gute Idee. Einfach, weil es auch bei kleineren Problemchen jemanden gibt, an den sich die Belegschaft wenden kann.
Marcell Stöhr: Es war schon eine Überlegung und Abwägung, weil natürlich ein großes Aufgabengebiet mit großem Verantwortungsbereich dazu kommt – zusätzlich zur eigentlichen Arbeit.
Marcell Stöhr: Relativ wenige. Dennoch war es anfangs stressig mit all den Kleinigkeiten – beispielsweise die Ausstattung des Büros. Die große Herausforderung ist das Wissen, schließlich möchte man auch eine Antwort parat haben, wenn ein Mitarbeiter mit einem Problem kommt.
Marcell Stöhr: Dazu gehören in jedem Fall die Betriebsvereinbarungen, die wir stetig erarbeiten und überarbeiten. Im Moment haben wir die zu den Arbeitszeitkonto auf dem Tisch.
Marcell Stöhr: Kurz nachdem wir ins Amt kamen, ging es um eine temporäre Erschwerniszulage für das Winterteam – also um einen Bonus auf das Gehalt. Da haben wir gleich mal angesetzt und Erfolg gehabt. Das war richtig cool, weil das rund zehn Euro mehr auf die Stunde für diejenigen war, die draußen gearbeitet haben. Im Endeffekt wurde es eingesehen, dass das nötig war. Jetzt wird wieder über eine Erschwerniszulage verhandelt, diesmal über ganze fünf Monate.
© Freizeitpark Traumland
Marcell Stöhr: Hitzige Diskussionen nicht, aber es ist auch nicht immer alles harmonisch. Letztlich kann man nichts verlangen, was utopisch ist. Bisher sind wir uns immer gegenseitig entgegengekommen. Aber wir wären auch gewappnet, wenn das mal nicht der Fall sein sollte.
Marcell Stöhr: Wir haben regelmäßig unsere Betriebsratssitzungen und ich gehe dann ins Gespräch mit der Geschäftsleitung. Wenn es um prekäre Sachen geht, gibt es natürlich auch mal außerordentliche Sitzungen. Dazu bieten wir jeden Freitag eine Sprechstunde für Mitarbeiter an. Das mit der Routine ist dennoch ein etwas schwierigerer Punkt. Weil es sehr viel Überwindung kostet, zu sagen: „Ich bin jetzt eine Stunde im Büro und mache Betriebsratsarbeit.“ Das fällt schon schwer, da man die anderen in der Abteilung nicht im Stich lassen will.
Marcell Stöhr: In erster Linie, dass wir uns etablieren. Das ist ein Punkt, an dem wir intensiv arbeiten. Es sollen alle Kollegen wissen, dass der Betriebsrat für sie da ist – manche scheuen das noch ein wenig. So dass irgendwann auch die Leute kommen, die sich noch nicht so trauen. Und wenn sie sich bloß mal auskotzen möchten – auf gut Deutsch gesagt.
Marcell Stöhr: Es macht richtig viel Spaß. Man kann Vieles bewegen und den Kollegen helfen, damit der Betrieb rund läuft. Noch dazu ist es für mich ein ganz anderes Themengebiet als das, was ich sonst mache. Auch, wenn einen die Paragraphen erstmal erschlagen, schreckt mich das nicht ab. Das geht schon rein in den Kopf (lacht). Daher kann ich es jedem nur empfehlen. (tis)
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