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Betriebsrätin Alina Sell: „Kein Problem, mich zu behaupten!“
26 Jahre jung, erstmals im Betriebsrat – und das in einem Unternehmen mit einer Männerquote von über 75 Prozent! „Alles halb so wild“, findet Alina Sell. Sie hat gelernt, hier und da die Ellenbogen auszufahren, wenngleich sie die kommunikative Schiene klar bevorzugt. Wie sie dazu kam, für den Betriebsrat zu kandidieren? Welche Vorteile ihr junges Alter hat? Und warum es nicht bei der einen Amtsperiode bleiben soll? Ein Zwischenfazit nach knapp einem Jahr im Gremium.
Alina Sell: Der Airbus-Standort hier in Buxtehude ist mit rund 480 Mitarbeitern relativ klein. Es ist alles sehr familiär, die Fluktuation daher gering. Heißt, dass es eine ganze Reihe an älteren Kollegen gibt, die sich in den nächsten Jahren in Rente verabschieden. So auch im Betriebsrat, hier scheiden in den nächsten Jahren vier bis fünf Kollegen aus. Alles Leute, die seit vielen Jahren dabei sind. Daher ist der Betriebsrat auf mich zugekommen. Es ist mir wichtig, im Betriebsrat die Bedürfnisse des ganzen Standortes abzubilden. Ich denke, dass meine Persönlichkeit dabei helfen kann, diese abzudecken und eine gewisse Vielfalt in den Betriebsrat zu bringen.
Alina Sell: Das ist überhaupt kein Thema. Im Gegenteil: Wir Jüngeren sind super aufgenommen worden. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns so einbringen. Wir wollen was erreichen, das haben viele schnell erkannt. Die meisten freut es, dass sie jemand beerben möchte. Ich habe aber generell kein Problem, mich zu behaupten.
Alina Sell: Als ich mit Anfang 20 nach der Ausbildung in die neue Abteilung kam, fragten sich schon einige: „Wie soll man die zu Kunden, also Führungskräften, schicken?“ Das ist allerdings ziemlich schnell verflogen, weil man sich bei ein, zwei Themen mehr reingehängt hat. Mittlerweile habe ich ein gutes Standing in der Abteilung. Ich spiele ja gerne Fußball, wahrscheinlich habe ich hier gelernt, mich zu behaupten. (lacht)
© Betriebsrat Airbus Buxtehude
Alina Sell: Der Gedanke, irgendwann für den Betriebsrat zu kandidieren, war schon in dieser Zeit da. Zum Ende meiner JAV-Zeit war ich gerade mit der Ausbildung fertig und habe dann den anspruchsvollen Job begonnen. Deshalb wusste ich noch nicht, wohin die Reise geht. Jetzt war die Zeit für eine neue Herausforderung gekommen. Klar hatte ich durch die JAV einen groben Überblick über die Tätigkeiten, bin mit anderen Standorten vernetzt und habe bereits Kontakte geknüpft. Aber das alles ist jetzt natürlich nochmal deutlich mehr.
Alina Sell: Bewahrheitet hat sich in jedem Fall das nette Gremium, da fühle ich mich richtig wohl. Was ich nicht erwartet habe, ist der Zeitaufwand. Durch die JAV habe ich zwar mitbekommen, wie Betriebsratssitzungen ablaufen. Was jedoch in den Ausschüssen und so im Hintergrund passiert, hatte ich nicht realisiert. Gleiches gilt für die Schulungen, die ich nicht auf dem Zettel hatte. Und auch die Dispute mit dem Arbeitgeber bekommt man normalerweise nicht mit.
Alina Sell: Zumindest habe ich es mir harmonischer vorgestellt. Ist man bei Verhandlungen dabei, sieht man Leute hinterher nochmal von einer anderen Warte aus. Da gibt es eben nicht nur Kaffee und Kuchen. Ich bin froh, dass ich hier noch beobachten und den für mich richtigen Weg finden kann.
Alina Sell: Wir sind ein Elfer-Gremium mit vier Frauen – zuvor waren es zwei. Das war auch ein Grund, warum ich in den Betriebsrat wollte. Unser Vorsitzender und sein Stellvertreter sind freigestellt. Hier gab es bei uns die Diskussion, ob es angesichts der Außendarstellung sinnvoller wäre, einer Frau einen Posten zu geben. Wir haben uns aber entschieden, nicht auf das Geschlecht einzugehen. Letztlich ist es völlig egal, wenn jemand auf eine Position passt.
Alina Sell: Insgesamt sind es 24 Prozent Frauen am Standort, was es nicht einfach macht, Frauen für die Betriebsratsarbeit zu gewinnen. Wir hatten vor Kurzem Betriebsversammlung, da war der Tenor, dass sich hier gerade ein bisschen was ändert. Aber es gibt zum Beispiel nicht so viele Frauen in entsprechenden Ingenieursstudiengängen an Universitäten, die wir hinterher suchen. So wird es eben schwierig, eine ausgeglichene Quote zu erreichen. Das mag an anderen Standorten anders sein.
Alina Sell: Ich würde sagen, dass das bei uns generell entspannt ist. Wir sind zwar viel mehr Männer, aber das liegt nicht daran, dass der Standort keine Frauen möchte. Mittlerweile ist es häufig eher so, dass bei internen Bewerbungen Frauen genommen werden, Arbeitgeber also proaktiv versuchen, Frauen zu fördern. Da sollte man meiner Meinung nach aufpassen, nicht zu sehr in die Richtung zu schwimmen. Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass es ganz gleich ist, ob Mann oder Frau.
© Betriebsrat Airbus Buxtehude
Alina Sell: Wenn ich unser Gremium betrachte, glaube ich einfach, dass Frauen noch immer den größeren Part in der Kindererziehung spielen. Dann wird es schon schwierig, alles zu managen. Viele Frauen arbeiten daher in Teilzeit. Ist man kein freigestellter Betriebsrat und hat beispielsweise nur 20 Stunden zur Verfügung, wird es eng. Ich kann mir auch vorstellen, dass Frauen zögerlicher sind, wenn es nicht zu einhundert Prozent passt. Männer lassen sich vielleicht eher darauf ein, denken pragmatischer.
Alina Sell: Ein einzelnes Ziel benennen kann ich kaum. Ich hatte bei der Wahl relativ viele Stimmen und möchte diese Erwartungen erfüllen. Das gelingt mir durch das Erreichen vieler kleinen Ziele für die Mitarbeiter. Genau das soll dafür sorgen, dass sie sagen, die wollen wir wiedersehen.
Alina Sell: Nein, es soll keine einmalige Geschichte sein. Mir liegt der Standort Buxtehude sehr am Herzen, weil er was Besonderes ist. Bei kleineren Standorten muss man ja immer ein bisschen aufpassen. Ich möchte mich weiter im Betriebsrat engagieren, damit das Wissen durch den Generationenwechsel nicht verloren geht. Das halte ich für zwingend notwendig, um weiterhin das Beste für unsere Kolleginnen und Kollegen am Standort rauszuholen. (tis)
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