Anfang Mai hatte der Chiphersteller Infineon seine Prognose für das Geschäftsjahr 2024 gesenkt, von zuvor 16 Milliarden Euro auf etwa 15,1 Milliarden Euro. Dabei betonte Vorstandsvorsitzender Jochen Hanebeck laut Pressemitteilung noch: „In einem anhaltend schwierigen Marktumfeld hat Infineon ein solides zweites Quartal abgeliefert.“ Allerdings sagte er auch: „Viele Endmärkte entwickeln sich konjunkturbedingt schwach und der Abbau der Halbleiterbestände bei Kunden und Distributoren dauert an.“ Und weiter: „Zudem sehen wir eine spürbare Verlangsamung des Wachstums im Automobilbereich.
Viele Endmärkte entwickeln sich konjunkturbedingt schwach.
Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon
Nachdem zunächst keine Details genannt wurden, ist mittlerweile klar, was das für die Mitarbeiter bedeutet. Im Zuge eines Sparprogramms sollen am Standort in Regensburg hunderte Arbeitsplätze wegfallen, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Insgesamt soll die Zahl im mittleren dreistelligen Bereich liegen.
Betriebsrat überrascht, Gewerkschaft kritisiert
Bisher hatte die einstige Siemens-Sparte (Ausgliederung: 1999) in Regensburg etwa 3.100 Mitarbeiter – weltweit sind es laut Unternehmensangaben 58.600 Beschäftigte. Vor allem die Produktion ist wohl vom Stellenabbau betroffen. Die Veränderung soll allerdings dank natürlicher Fluktuation, freiwilliger Aufhebungsverträge und Altersteilzeit ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen. Zudem sollen offene Stellen nicht mehr nachbesetzt werden.
Der Infineon-Betriebsrat sei wie die gesamte Belegschaft völlig überrascht, wie Betriebsratsvorsitzender Johann Dechant im Regionalmagazin „idowa“ (Isar/Donau/Bayerischer Wald) sagt. Darin kritisiert er vor allem die Tatsache, dass Infineon kein krankes Unternehmen, sondern vielmehr top aufgestellt sei. Die Maßnahme komme demnach komplett unerwartet, insbesondere, weil Infineon 2023 bei Umsatz und Profitabilität noch neue Rekorde erreicht hatte. Und auch die IG Metall kritisiert die Pläne laut dpa scharf. Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg: „Wir sind entsetzt und schockiert.“ Der Vorwurf: Produktionsverlagerung ins Ausland aus Profitmaximierungsgründen! Deshalb fordert die Gewerkschaft den Vorstand auf, die Zahl zurückzunehmen und sich mit dem Betriebsrat und der IG Metall an den Tisch zu setzen.
Bayerisches Wirtschaftsministerium reagiert
Verständlicherweise schlägt der Fall hohe Wellen und ist längst im Bayerischen Wirtschaftsministerium angekommen: „Die Entscheidung von Infineon ist schmerzhaft und zeigt, dass Deutschland beispielsweise bei den Energiekosten zu teuer ist“, sagt Hubert Aiwanger.
Die Entscheidung von Infineon ist schmerzhaft und zeigt, dass Deutschland beispielsweise bei den Energiekosten zu teuer ist.
Hubert Aiwanger, Bayerischer Wirtschaftsminister
Die Gründe für den Stellenabbau kommen für den Bayerischen Wirtschaftsminister nicht überraschend, gleichzeitig beschwichtigt er: „Wir gehen davon aus, dass niemand in die Arbeitslosigkeit gerät. Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt Mangelware. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass die Betroffenen eine neue Beschäftigung finden werden. Zudem wird Infineon mit dem Betriebsrat sozialverträgliche Lösungen anbieten.“ Ob das tatsächlich jeden zufrieden stellen wird? Wohl kaum! (tis)