Liebe Nutzer,
für ein optimales und schnelleres Benutzererlebnis wird als Alternative zum von Ihnen verwendeten Internet Explorer der Browser Microsoft Edge empfohlen. Microsoft stellt den Support für den Internet Explorer aus Sicherheitsgründen zum 15. Juni 2022 ein. Für weitere Informationen können Sie sich auf der Seite von -> Microsoft informieren.
Liebe Grüße,
Ihr ifb-Team
David Schultheiß (26) über seinen rasanten Aufstieg als Interessenvertreter
Wie alt ist Deutschlands jüngster Betriebsratsvorsitzender? Genau können wir das nicht beantworten. In jedem Fall dürfte David Schultheiß von DP World in Leipzig mit seinen 26 Jahren zu den jüngsten Vorsitzenden eines Betriebsratsgremiums in der Bundesrepublik zählen. Wie es dazu kam? Ob es Akzeptanzprobleme angesichts seines Alters mit Betriebsratskollegen, Mitarbeitern und der Geschäftsführung gibt? Und was er sich für die Zukunft erhofft? Wir haben mit dem BR-Senkrechtstarter gesprochen.
David Schultheiß: Ich war einige Jahre Jugend- und Auszubildendenvertreter, weil ich mich gerne für die Azubis eingesetzt habe und generell häufig der „Problemlöser“ bin. Das Amt habe ich zur letzten BR-Wahl niedergelegt und bin dann direkt in den Betriebsrat als normales Mitglied gewählt worden. Im Juni 2023 hat sich schließlich ein bisschen was getan bei uns im Gremium: Erst ist der Stellvertreter, dann der damalige Vorsitzende zurückgetreten. Und so stellte sich die Frage, wie wir weitermachen. Die anderen haben schon ein bisschen auf mich geschielt, weil sie es mir zugetraut haben. Und nach einer Woche hatten sie mich überredet.
David Schultheiß: Ich bin tatsächlich der Jüngste bei uns im Gremium. Aber die Akzeptanz ist da, sonst hätten sie mich nicht vorgeschlagen. Und ich denke, dass ich durchsetzungsfähig genug bin, was den Betriebsrat angeht. Die Mitarbeiter sind da ein bisschen skeptischer.
David Schultheiß: Wir sind knapp 600 Mitarbeiter und der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 45, 46 Jahren. Da ist völlig klar, dass sich einige fragen: Kann der das? Oder: Wie ist der persönlich? Ich versuche, mich da Stück für Stück ran zu arbeiten. Auch, wenn mir das etwas schwerer fällt, schließlich wird Betriebsratsarbeit meist an den Erfolgen gemessen. Daher informieren wir über Flyer, Aushänge und natürlich bei der Betriebsversammlung. Zudem haben wir nach langer Zeit mal wieder ein unternehmensweites Grillfest geplant. Einfach, um in Kontakt mit der Belegschaft zu kommen.
David Schultheiß: Tatsächlich bin ich bei Verhandlungen noch nicht allzu groß in Erscheinung getreten. Natürlich bin ich beispielsweise beim Aushandeln von Betriebsvereinbarungen involviert. Aber wir haben einen separaten Verhandlungsführer bestimmt, da mir hierzu noch das nötige Know-how, also die entsprechenden Schulungen fehlen.
David Schultheiß: Es ist in jedem Fall empfehlenswert, davor ein bis zwei Amtsperioden in der JAV dabei zu sein, weil man so schon einige Themen mitbekommt. Dennoch ist die Arbeit im Betriebsrat nochmal was anderes. Schließlich ist in der JAV immer jemand an deiner Seite.
David Schultheiß: Ich bin total gerne unter Menschen und eigentlich ein ziemlich ruhiger Typ. Viele trauen mir deshalb so ein Amt nicht zu. Dabei versuche ich es einfach, auf meine Art zu machen: Probleme ruhig anehen und dann lösen. Und immer die Person im Fokus haben, die einem gegenübersteht.
David Schultheiß: Ganz ehrlich? Es hätte sonst auch keiner gemacht. Aber ich traue es mir zu und bin der Meinung, dass ich es bisher ganz ordentlich mache. Häufig ist es ja so, dass jemand gute Gedanken hat, sich allerdings nicht traut, diese zu formulieren. Weil er sich vielleicht auf den Schlips getreten fühlt. Ich versuche, die Dinge direkt anzusprechen, wie ich sie sehe. Und wenn es falsch ist, dann ist es eben mal so.
David Schultheiß: Ich bin da ein bisschen zwiegespalten. Auf der einen Seite würde ich gerne lange im Betriebsrat weitermachen, auf der anderen Seite stelle ich mir die Frage, was nach dieser Amtsperiode kommt. Wir man wiedergewählt? Und inwieweit kann ich die Dinge außerhalb des BR-Amtes einsetzen, die ich gelernt habe.
David Schultheiß: Wir haben es geschafft, 50 Mitarbeiter aus der Zeitarbeit zu übernehmen. Wegen des Betriebsübergangs sind damals paar Leute gegangen, mittlerweile stellen wir wieder ein – das haben wir also gut hinbekommen. Außerdem konnten wir eine Betriebsvereinbarung zum Fahrkostenzuschuss aushandeln und sind gerade dabei, die BV Arbeitszeit und BV Urlaub zu schreiben, die beide vor acht Jahren gekündigt wurden.
David Schultheiß: Wenn man Rückgrat hat und zu seiner Meinung steht, dann schon. Weil man viel erfährt und viel bewegen kann. Jemand, der nur Infos einholt und nichts tut, ist nicht zu gebrauchen. Wichtig sind Eigeninitiative und die Fähigkeit, Gegenwind auszuhalten.
David Schultheiß:(lacht) Das ist eine gute Frage. Eigentlich hätte ich mich erst in zehn Jahren als Betriebsratsvorsitzenden gesehen. Momentan ist das sehr schwierig zu beantworten, weil ich noch nicht mal weiß, wie es nach der Amtszeit weitergeht. (tis)
Sie haben eine ähnliche Geschichte wie David zu erzählen? Oder sind als Betriebsrat vielleicht sogar noch jünger? Dann melden Sie sich gerne bei uns:
Kontakt zur Redaktion
Haben Sie Fragen oder Anregungen? Wenden Sie sich gerne direkt an unsere Redaktion. Wir freuen uns über konstruktives Feedback!